Frankenthal Morgens Eröffnungstraining, nachmittags Schnitzeljagd

Lambsheim. Die Jugend des Schachclubs Lambsheim büffelte in der letzten Ferienwoche. Doch antstatt Mathematik, Deutsch oder Biologie stand für zehn junge Spieler die Grünfeld-Indische Verteidigung auf dem Stundenplan. Kurz vor Schulbeginn veranstaltete der Verein ein fünftägiges Trainingslager für seinen Nachwuchs zwischen acht und 16 Jahren. Zwischen dem Erlernen von Eröffnungen, Strategien und ausgiebigem Endspieltraining kam der Freizeitspaß nicht zu kurz.

Organisiert hatte die Schachwoche die Maxdorfer Lehramtsstudentin Kirstin Achatz, die eigentlich Mitglied beim Schachklub (SK) Landau ist, sich aber auch regelmäßig beim SC Lambsheim engagiert. Zusammen mit dem SCL-Spielleiter Dieter Hess hatte sie ein Programm auf die Beine gestellt, das bei den jungen Talenten für eine „schachliche“ Weiterentwicklung sorgen soll. Zwei der Stärksten unter ihnen – der 16-jährige Nikita Blagov und sein ein Jahr jüngerer Vereinskamerad Felix Wacker – haben bereits eine Spielstärke von über 1500 erreicht. Die Deutsche Wertungszahl (DWZ) ist ein Indikator für die Leistung. Die Tendenz von Blagov und Wacker ist steigend. Auch die anderen Lehrgangsteilnehmer – überwiegend Schüler in Maxdorf und Ruchheim – haben in den vergangenen Monaten erheblich an Schachkönnen zugelegt. „Wir profitieren enorm von den Schulschach-AGs, die im Gymnasium Maxdorf und in der Astrid-Lindgren-Grundschule Ruchheim angeboten werden“, berichtete bei einem Besuch Dieter Hess, der sich seit Jahren unter anderem in der Schachjugend Pfalz engagiert. Mittlerweile habe man vor allem dank des Zustroms aus dem Schulschach die größte Jugendabteilung aller pfälzischen Schachvereine geschaffen, der inzwischen rund 35 Kinder und Jugendliche angehören. Zu ihnen zählt der neunjährige Leon Fritz aus Ellerstadt, der vor rund zwei Jahren über einen Schulfreund zum Schach fand. Ihm gefällt an der Trainingswoche vor allem das Zusammensein und das Kräftemessen mit den älteren Schachschülern. „Die Kleinen und die Großen verstehen sich problemlos, was mich besonders freut“, sagte Kirstin Achatz. Morgens ging es ans Eröffnungstraining, genauer ans Studium der Grünfeld-Indischen Verteidigung, einer in den 1920er-Jahren entwickelten klassischen Eröffnung, die eine gründliche Vorbereitung erfordert. Nach diesen etwas theorielastigen zwei Stunden stand dann nach dem Mittagessen der Faktor Freizeit im Mittelpunkt. „Wir haben unter anderem ein Fußballturnier, Minigolf und eine Schnitzeljagd veranstaltet, einmal auch ein Tandemschachturnier, das besonders gut ankam“, meinte Achatz. Dieter Hess stellte dafür seinen Garten zur Verfügung, in dem sich zwei Großfelder befinden. Beim Tandemschach spielen jeweils zwei Spieler in einem Team gegeneinander, wobei der eine die von seinem Partner geschlagenen Figuren jederzeit einsetzen darf. Das führt nicht selten zu kuriosen und spektakulären Spielverläufen mit ungeahnten Wendungen. An den Nachmittagen ging es dann noch einmal ernsthaft an die Bretter, taktische Muster oder die Behandlung von Endspielen wurden geübt. Die Bemühungen der SCL-Jugendtrainer zahlen sich aus. Wie berichtet, holte das Quartett aus Lambsheim (Thomas Mühlpfordt, Jonas Dalchow, Andreas Wacker, Miguel Löffner) bei den Mannschaftsmeisterschaften der U-14-Jugend kürzlich den rheinland-pfälzischen Titel. Gewinnt man nun noch den Ausscheidungskampf gegen das Team aus dem Saarland – was angesichts des Klassenunterschieds nur eine Formsache sein sollte –, steht der Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft nichts mehr im Wege. Doch auch die Jüngsten haben schon stolze Erfolge vorzuweisen: Bei den Landesmeisterschaften im Schulschach siegte die mit Lambsheimer Spielern bestückte Mannschaft in der Konkurrenz der Grundschulen und durfte ebenfalls bei der Deutschen Endrunde teilnehmen. „Der SC Lambsheim konzentriert sich vorrangig auf die Mannschaftsturniere“, erklärte Hess. „Wir haben zwar keine Überflieger in unseren Reihen, die potenziell Deutsche Einzelmeister werden können, dafür aber ausgeglichene Mannschaften, die schwer zu schlagen sind.“ Die nächsten Herausforderungen warten schon: Im Herbst stehen die Qualifikationen zur Pfälzischen Einzelmeisterschaft an, kurz vor dem Jahreswechsel geht es dann zur Deutschen Meisterschaft der U 10 nach Magdeburg. Der Schachclub Lambsheim scheint für beide Aufgaben gut gerüstet zu sein. (mrb)

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