Frankenthal Party!

Auf den Spuren von Elvis: die Band Tom Twist aus Leipzig in der London Sportsbar in der Wormser Straße.
Auf den Spuren von Elvis: die Band Tom Twist aus Leipzig in der London Sportsbar in der Wormser Straße.

Mit dem grünen Einlassband ums Handgelenk geht es hinein ins Café Mirou. Am Rand der Tanzfläche gruppieren sich die ersten Gäste um leuchtende Dubbeglastische. „Wir haben den Soundcheck verfolgt und freuen uns schon auf ,Purple Rain’“, berichtet die Männergruppe aus Karlsruhe. Doch die Band Big Lenny Power Exson geht es erstmal entspannt an mit Titeln wie „Easy Like Sunday Morning“ und „Stand by Me“. Zu „Papa Was a Rolling Stone“ tanzen die ersten, das Café füllt sich. Weiter geht’s zum Kolibri in die Elisabethstraße. In der Raucherkneipe schlagen die Jungs von Ready’n’Rock härtere Töne an. Die Band aus dem Raum Worms thront auf einer improvisierten Minibühne vor dem Fenster und ist vor allem laut. Zum verschwitzten Männer-Rock bestellt man hier Bier und Sandwiches. Bei Neil Youngs „Rockin’ in the Free World“ singen einige mit. Vor dem Lokal steht Dominik Brähler. Der Chef der Veranstaltungsagentur Blues Agency hat das Honky Tonk vor zwei Jahren von seinem Vorgänger übernommen und – nach einer Pause im Vorjahr – nun von Leipzig aus das zehnte Kneipenfestival in Frankenthal organisiert. In 30 Städten gibt es die Veranstaltung jedes Jahr, gebucht würden rund 400 Bands. Es sei nicht immer einfach, passende Termine und Auftrittsorte zu finden. „Frankenthal ist ideal für uns“, schwärmt Brähler. Das Honky Tonk funktioniere nur in kleineren Städten, wo alle Lokale schnell zu erreichen sind. Weil die Veranstaltungsorte zu weit auseinander gelegen hätten, habe man das Festival in Worms aufgegeben. Retrosound auf großer Fläche gibt es in der London Sportsbar in der Wormser Straße: Vor der Dartwand spielt die Band Tom Twist aus Leipzig Rock’n’Roll der 1950er-Jahre, ganz in Schwarz und mit Schmalzrolle. Leadsänger Preston (Stefan Klöbzig) gibt den Elvis, Kossi am Kontrabass und Drummer Günni liefern rotzigen Rockabilly. Dass dieses Jahr nur sieben Lokale mitmachen, finden Teresa Dörendahl, Paola Cannata und Francesca Assenza aus Lambsheim und dem Frankenthaler Vorort Eppstein „ein bissel wenig“. Sie erinnern sich, dass früher auch die Lokale Habanita, Titus und Zum Elefant dabei waren. Gemeinsam mit ihren Männern wollen die drei alle Konzerte besuchen. Über die Qualität der Bands ist die Gruppe zwar unterschiedlicher Meinung, doch das Konzept eines Kneipenmusikfestivals finden alle gut. Im Brauhaus sind gestandene Profis am Werk, doch auch hier bleiben bei rund 200 Besuchern etliche Tische leer: „Habt ihr ein bisschen Spaß“ fragt Saxofonist Lee Mayall und stimmt nach fetzigem Funk gemeinsam mit den beiden schwarzen Sängern James Robinson und Rick Washington ein Blues-Brothers-Medley an. Der Funke springt vollends über, als sich Drummer Günter Käszmann quer durchs Lokal trommelt: Tische, Barhocker, Zapfanlage, Gläser und Sektkühler werden zum Schlagzeug. Gegenüber im Café Ideal herrscht Clubatmosphäre: „Wir brauchen Bass, Bass, Bass“ rufen die Besucher der Band Soul On entgegen. Auch nach Mitternacht gibt’s hier satten Sound mit drei Gitarren, rotzigen Punk und dazwischen halsbrecherischen Deutsch-Rap mit Sänger Steven Neuhaus. Erstmals mit dabei ist die Landbeiz im Neumayerring. Hier schwört man auf Schlager, und das Duo Reif mit Alvin Koster und Achim Weinzen liefert neben Hits wie Grönemeyers „Mensch“ und „Ich mach mein Ding“ von Udo Lindenberg auch Gassenhauer wie „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“. Die Gäste singen mit und Wirt Fahrudin Hadzic ist zufrieden. Gegen halb zwei ist in der Tanzschule TIF noch viel los: Jamstreet, eine vierköpfige Band aus Leipzig spielt Partymusik. „Es ist toll, den Leuten gefällt’s“, freut sich Inhaber Matthias Müller. Die letzten Tanzpaare machen sich gegen drei Uhr früh auf den Heimweg.

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