Frankenthal Polizei Frankenthal kontrolliert Schwerlastverkehr

Nicht nur auf Autobahnen, sondern auch innerorts hat leisten die Beamten einiges an Aufklärarbeit.

Klingt komisch, stimmt aber: Beamte des Schwerverkehrkontrolltrupps haben es vergleichsweise oft mit Schwangerschaften zu tun – ungewollten wie geplanten. Mit Fortpflanzung hat das Phänomen, das der Polizei bei ihrer Arbeit zuweilen begegnet, freilich wenig zu tun. Thomas Bader, Dienstgruppenleiter bei der Inspektion Frankenthal und Spezialist für Schwerlastverkehr, erklärt in diesem Fall mit einem Augenzwinkern: „Wenn sich die Plane am Auflieger eines Sattelzugs nach außen wölbt und das Fahrzeug damit breiter wird als erlaubt, dann sagen wir, der Lkw ist schwanger.“ Tatsächlich ist aber vieles, was Bader und seine Kollegen bei ihren regelmäßigen Kontrollen zu sehen bekommen, alles andere als lustig. Bader zeigt Bilder von großen Kartoffelsäcken, die ohne entsprechende seitliche Sicherung auf einem Anhänger stehen, von durchgescheuerten Spanngurten, die längst ausgemustert gehört hätten, oder von sehr kreativ, aber leider vollkommen wirkungslos verzurrten Baumaschinen auf einer Pritsche. „Ladungssicherung durch Eigengewicht funktioniert eben nicht. Es ist nicht auszudenken, wenn so schwere Gegenstände bei der Fahrt oder einem Unfall ins Rutschen kommen“, stellt der Fachmann fürs Transportgewerbe beim Blättern in den Unterlagen fest. Selbst der im privaten Auto sorglos auf dem Rücksitz platzierte Sprudelkasten entwickle unter solchen Umständen eine enorme kinetische Energie. Dass die Polizeiinspektion sich bei der Überwachung des Schwerlastverkehrs nicht allein auf die Experten des vor allem auf den Autobahnen in der Vorderpfalz aktiven Kontrolltrupps verlässt, hat seinen Grund. Alexander Koch vom Sachbereich Verkehr lässt Zahlen sprechen: Im vergangenen Jahr waren Lastwagen 225 Mal im Raum Frankenthal an Verkehrsunfällen beteiligt. Das entspricht fast zehn Prozent des gesamten Unfallgeschehens. In 18 Fällen seien im vergangenen Jahr insgesamt 23 Menschen zu Schaden gekommen. Neben den selteneren Großkontrollen versucht die Polizeiinspektion Frankenthal mit ihren personellen Möglichkeiten, auch im regulären Streifendienst den Brummifahrern auf die Finger zu sehen. Was ihnen hier oft fehlt, ist vor allen Dingen eins: Zeit. „Die Kontrolle eines solchen Fahrzeugs braucht zwischen einer halben und einer Stunde“, berichtet Thomas Bader. Allein mit der Kontrolle von Frachtpapieren und Ladung sowie des technischen Zustands ist es ihm zufolge nämlich noch lange nicht getan. Bei Berufskraftfahrern müssten außerdem die Sozialvorschriften wie das Einhalten von Lenk- und Ruhezeiten geprüft werden. Das Regelwerk sei kompliziert und umfangreich: „Man kann einfach viel falsch machen“, sagt Thomas Bader. Bei den Kontrollen geht er nach eigener Darstellung nach dem Prinzip vor:„Mensch bleiben!“ Aufklären und informieren sei insofern ein weiterer wichtiger Aspekt der Arbeit. Spätestens dann allerdings, wenn die Beamten den Verdacht auf Manipulationen an den Fahrzeugen entdecken, hört der Spaß auf. Mit teils erheblichem technischem Aufwand werde versucht, die festgelegten Lenkzeiten zu umgehen – etwa mit Hilfe von Magnetschaltern, die Aufzeichnungen des Fahrtenschreibers unterbrechen. Koch und Bader sind überzeugt, dass das System aus Kontrolle und Information gut funktioniert. Die Polizei sei kein „zahnloser Tiger“, auch wenn die möglichen Bußgelder für Fahrer, Verlader und Halter eines Sattelzugs mit Beträgen zwischen 60 und 270 Euro nicht so abschreckend erschienen. Das schärfste Schwert in Händen der Ordnungshüter freilich ist ein anderes: das Verfallsverfahren. Über diesen Weg wird bei entsprechend schweren Verstößen der wahrscheinliche Gewinn einer Fahrt abgeschöpft. „Das trifft im Zweifelsfall immer härter, wenn eine ganze Tour für Null gefahren wurde“, sagt Thomas Bader. Und so kann eine Schwangerschaft – ungewollt oder geplant – schnell teuer werden.

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