Frankenthal Sechs neue Stolpersteine erinnern an jüdische Mitbürger

Die EWF-Mitarbeiter Maximilian Dorvos (links) und Andreas Eisele haben am Mittwochabend die Stolpersteine in der Schnurgasse ver
Die EWF-Mitarbeiter Maximilian Dorvos (links) und Andreas Eisele haben am Mittwochabend die Stolpersteine in der Schnurgasse verlegt.

An zwei jüdische Kaufmannsfamilien erinnern seit Mittwochabend sechs Stolpersteine in der Frankenthaler Innenstadt. Ihre Verlegung war Teil des Gedenkens zur Reichspogromnacht am 9. November 1938.

Ecke Bahnhofstraße/Schnurgasse: Genau hier befand sich bis Oktober 1938 das Kaufhaus der jüdischen Familien Lang und Salmon, die aus Lambsheim stammten. Schon 1889 hatte Adolf Lang ein Herren- und Knabenbekleidungsgeschäft eröffnet. Sein Neffe, der Kaufmann Alfred Salmon, wurde 1921 persönlich haftender Gesellschafter. Sehr ausführlich skizzierte Werner Schäfer vom Förderverein für jüdisches Gedenken am Mittwochabend den bewegenden Lebenslauf der Familien, die auch nach der Arisierung des Konfektionsgeschäftes durch die Firma Stuckert und Müller zunächst in Frankenthal wohnen blieben und später von den Nationalsozialisten in die Konzentrationslager Auschwitz, Dachau und Gurs deportiert wurden.

Jeder Stein ein Schicksal

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, zitierte Schäfer bei der Verlegung der sechs Stolpersteine vor rund 50 Teilnehmern aus dem Talmud. Auf Messing-Oberflächen sind Name und biografische Daten der jüdischen Mitbürger eingraviert: Alfred Salmon (1890-1941), Selma Salmon (1893-1942), Edwin Adolf Salmon (1925-1943), Fritz Lang (1907-1942), Ida Lang (1909-1942) und Freya Karoline Lang (1934-1963). Eine Spende der Familie Christoph Albrecht hat die inzwischen neunte Verlegung ermöglicht. 109 Stolpersteine erinnern damit an die Opfer der Nationalsozialisten. „Jeder Stein ist handgefertigt und keine Massenware, jedes Schicksal soll uns bewegen“, betonte Schäfer. Da das Atelier des Berliner Künstlers Gunter Demnig, der seit April 2005 immer wieder in Frankenthal war, mittlerweile stark ausgelastet ist, setzten Maximilian Dorvos und Andreas Eisele, Mitarbeiter des Eigen- und Wirtschaftsbetriebes (EWF), die Steine fachgerecht in den Boden.

Stadt ohne Synagoge ärmer

Schweigend und mit brennenden Kerzen ging es anschließend zum Gedenkstein in der Glockengasse, wo bis zur Reichspogromnacht am 9. November 1938 die Synagoge stand. Mit Blick auf den wieder salonfähig gewordenen Antisemitismus warnte Schäfer davor, einen Schlussstrich zu ziehen. „Wir müssen die jüdischen Mitbürger aus der Vergessenheit holen und immer wieder ans Licht bringen.“ Von einer Nacht, die durch Mark und Bein gegangen sei, die Menschen an Leib und Seele verletzt habe, sprach Pfarrerin Simone Gerber von der Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde. Ohne die Synagoge in der Stadt sei Frankenthal ärmer geworden. Auch nach 84 Jahren seien die Wunden nach wie vor vorhanden und nur notdürftig vernarbt. Mit einem Gebet im Schein der Kerzen endete die Gedenkfeier.

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