Frankenthal Spaß am Ehrenamt

Die Prominenz wie Angela Merkel und Barack Obama ist längst wieder weg, aber Anne Steeg ist immer noch da: auf dem Gelände des Evangelischen Kirchentags in Berlin. Die Tochter der SPD-Fraktionsvorsitzenden im Frankenthaler Stadtrat, Beate Steeg, gehört zum Team der hauptamtlichen Helfer, die das fünftägige Glaubensfest vorbereiten und auch wieder abwickeln.

„Mein Job begann am 1. September 2016 und endet am 31. Juli“, berichtet Anne Steeg. Die 30-Jährige Sonderpädagogin lebt seit drei Jahren in Berlin und arbeitete zuvor beim Theater Rambazamba, einer Berliner Bühne, an der Schauspieler mit Handicap fest angestellt sind, und bei der Lebenshilfe. Kirchentage kannte sie bereits aus der Perspektive der Teilnehmenden und der Ehrenamtler. Ihren ersten Kirchentag erlebte Anne Steeg 2009 in Bremen, wo sie als Pfadfinderin vom Stamm John F. Kennedy der Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde als Ehrenamtliche mithalf. Die tolle Atmosphäre, die friedliche Festivalstimmung und die vielen guten Gespräche blieben ihr in bester Erinnerung. In Berlin war Anne Steeg zuständig für die Betreuung von 700 allein reisenden Ehrenamtlichen und die Koordination von Einzelhelfenden, die in Gruppen mit bis zu fünf Personen organisiert waren. „Die Ehrenamtlichen sind wertvolle Erfahrungsträger, manche nehmen sich sogar zwei Wochen Urlaub nur für den Kirchentag.“ In ihren Verantwortungsbereich fielen auch etliche Helfergruppen, die eigens aus Frankenthal und der Vorderpfalz anreisten, um in Berlin mitzumachen: „Frankenthaler Pfadfinder der Stämme Nelson Mandela, Martin Luther King, John F. Kennedy und Albert Schweitzer waren dabei und Pfadfinder aus Beindersheim und dem Rhein-Pfalz-Kreis.“ Für alle Unterkünfte, Verpflegung und Einsatzpläne zu organisieren und Ansprechpartnerin zu sein für tausend kleine Dinge, sei eine logistische Herausforderung gewesen, die Spaß gemacht habe. Die meisten Freiwilligen sind zwischen 18 und 20 Jahre jung, aber es gibt auch ältere: „Unser ältester Helfer war 85“, so Steeg. Erwartet würden Verlässlichkeit und Verantwortungsbereitschaft für einen dreitägigen Einsatz mit je acht Stunden Arbeit. Dafür gibt es Festivalticket, Vollverpflegung und Unterkunft umsonst. Und zwei Tage frei, um selbst mitzumachen und sich alles anzuschauen: „Das Ehrenamt lohnt sich, man kommt in einen eigenen Kosmos“, so Steeg. Der Deutsche Evangelische Kirchentag entstand 1960/61 aus einer Laienbewegung. Er findet alle zwei Jahre statt, abwechselnd in einem östlichen und westlichen Bundesland. In der Hauptstadt Berlin war das Jubiläum 500 Jahre Reformation Themenschwerpunkt. Unter dem Motto „auf dem Weg“ fanden viele Veranstaltungen im weiteren Umland sowie an Wirkungsstätten Martin Luthers wie Jena, Dessau, Halle, Erfurt, Magdeburg und Wittenberg statt. Abseits der Arbeit war der Kirchentag für Anne Steeg eine spannende Sache. Besonders gefallen habe ihr das Straßenfest beim „Abend der Begegnung“ und die Themenvielfalt des Programms, das vom Musical über Podiumsdiskussionen mit Prominenten bis zu Workshops reichte.