Frankenthal „Tun alles, damit Sie nicht leiden“

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Die Bewohner des an die Schraderstraße angrenzenden Zuckerfabrikviertels sind stocksauer auf die Stadt, weil der ehemalige Rot-Weiß-Sportplatz als Public-Viewing-Arena für die Fußball-Europameisterschaft (vom 10. Juni bis 10. Juli) freigegeben wurde. Die massiven Bedenken wegen der zu erwartenden Lärmbelastung und einer chaotischen Parksituation konnten bei einer Informationsveranstaltung am Mittwochabend in der Musikschule nicht ausgeräumt werden.

„Warum mutet man den Menschen in einem dichten Wohngebiet vier Wochen lang so etwas zu?“ Diese Frage wurde von mehreren der rund 60 Anwesenden gestellt. Kritisiert wurde auch, dass die Betroffenen im Vorfeld nicht eingebunden worden seien. „Der Frühjahrsmarkt wurde ja auch verkürzt“, argumentierte eine Anwohnerin und machte deutlich, dass es durchaus auch Alternativen – Strandbad oder Ostparkstadion – gegeben hätte. Bei den Public-Viewing-Gästen würden falsche Erwartungen geweckt. „Der Hühnerstall an der Schraderstraße ist nicht mit dem Festplatz zu vergleichen.“ Jürgen Maring, der als Inhaber der Firma Eventfritze die Großveranstaltung organisiert, wies darauf hin, dass nicht vier Wochen lang Remmidemmi sei – höchstens an sieben Tagen, „vorausgesetzt, Deutschland kommt ins Finale.“ Die Bildwand werde auf der Nordseite des Sportplatzes aufgestellt, der Schallpegel, der steuerbar sei, werde auf den benachbarten Grundstücken den Wert von 55 Dezibel nicht überschreiten. „Am lautesten ist es, wenn ein Tor fällt.“ Nach den Spielen sei nichts mehr los. Selbst nach dem WM-Finale 2014 sei der Festplatz innerhalb von 25 Minuten leer gewesen. „Wir haben jede Menge Sicherheitskräfte und sind präventiv unterwegs“, versuchte Maring zu beruhigen. Das Gelände, auf dem es 4000 Sitzplätze gebe, werde außerdem kameraüberwacht. Voraussichtlich würden Sonderzüge eingesetzt, sodass mit Blick auf den nahen Haltepunkt Frankenthal-Süd auf die Anfahrt mit dem Auto weitgehend verzichtet werden könne. Rund 220 Fahrzeuge könnten in der Hammstraße untergebracht werden, schätzte Jürgen Maring. Widerspruch kam von einem Gewerbetreibenden, der auf die rückwärtige Zufahrt zu seinem Gelände angewiesen ist. Um die Parkprobleme in den Griff zu bekommen, wurde vorgeschlagen, die Schraderstraße zeitweise zu sperren und eine Zufahrt nur den Anwohnern zu gestatten. Für sie sollten Ausweise ausgestellt werden. Als Alternativparkraum wurde der Carl-Bosch-Ring entlang der Bahnlinie ins Gespräch gebracht. Beigeordneter Bernd Knöppel (CDU) sicherte zu, die Anregungen zu prüfen. Die Kritik sei berechtigt. „Wir sind in einer Zwickmühle und hätten im Vorfeld besser kommunizieren müssen.“ Auf die Kontaminierung des Sportplatzes angesprochen, verwies Knöppel auf ein Gutachten, wonach eine Gefährdung in der Beziehung Boden-Mensch auszuschließen sei. Er sagte laufende Lärmmessungen während der Veranstaltung und einen verstärkten Einsatz des kommunalen Vollzugsdienstes zu. Und auch Veranstalter Jürgen Maring schlug versöhnliche Töne an: „Wir werden alles tun, damit Sie nicht leiden müssen.“ (loi)

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