Frankenthal Was fürs Herz

Mit Präzision, Energie und viel Temperament haben die Cellistin Michal Beck und Pianist Gilad Katznelson am Wochenende die Herzen der Zuhörer im Schloss Kleinniedesheim erwärmt. Auf dem Programm von „Cello romantisch“, einem Konzert der rheinland-pfälzischen Stiftung Villa Musica, standen unter anderem hochromantische Werke von Chopin und Schubert.

Es war eine gute Idee, das Programm zu ändern und Frédéric Chopins „Introduction et Polonaise brillante“, op. 3, an den Schluss zu stellen. Zum einen will man als Musiker dafür warm gespielt sein, zum anderen war das Stück zweifellos der Höhepunkt des Konzertabends. Lebhaft und dynamisch gespielt machte es auch auf die Zuhörer den allerbesten Eindruck. Chopin selbst war sich wohl bewusst, dass er ein Werk geschrieben hat, das äußerst effektvoll wirkt. Aber „ausschließlich Blendwerk für den Salon“, wie der Komponist es einem Freund einst beschrieb, drückt eine Geringschätzung aus, die gar nicht sein muss: Das Zusammenspiel von Michal Beck und Gilad Katzmann kam schön zur Geltung. Rasante Läufe, viel Chromatik und eine starke Dynamik wollen ja auch präzise gespielt sein. Dass die Cellistin hier mit viel Körpereinsatz musizierte, stellenweise hörbar energisch aufstampfte, unterstrich die Energie der Musik noch. Schlank und geschmeidig ist die Klangsprache der jungen Frau, die 1991 in Israel geboren wurde und die heute an der Musikhochschule Freiburg studiert. Der Grundklang wirkt mittig, ist aber variabel und kann durchaus eine sonore Wärme in den tieferen Registern entwickeln, wenn die Musik es erfordert. Mit Antonín Dvoráks Rondo g-Moll, op. 94, eröffnete Beck den Abend. Geschrieben hatte es der Komponist für seinen Freund, den Cellisten Hanus Wihan. Beide sollen laut Überlieferungen auch das Kol Nidrei op. 47 von Max Bruch zusammen gespielt haben. Da lag es nur nahe, dass auch Beck und Katznelson dieses Werk, das auf traditionellen Gesängen des jüdischen Kol Nidre Gebets beruht, im Kleinniedesheimer Schloss spielten. Durch eine sehr gesanglich wirkende Phrasierung rückte Beck das Stück ins rechte Licht. Das Arpeggione, eine sechssaitige Streichgitarre, für die Franz Schubert seine Sonate a-Moll (D 821) geschrieben hat, ist als Musikinstrument heute zwar nicht mehr in Gebrauch – Vincenz Schuster, für den der Komponist das Werk einst geschrieben hatte, war seinerzeit ein Virtuose auf dem Instrument. Heute wird Schuberts Stück auch auf dem Cello gespielt, das zwei Saiten weniger hat und deshalb für die namensgebenden Arpeggien, also akkordische Linien, mehr Aufwand erfordert. Bei „Cello romantisch“ zeigte Beck die schön ausgeführte Schubertsche Melodik sowie wirkungsvolle virtuose Passagen, in denen die Spielfreude der Cellistin verstärkt zum Ausdruck kam. In Kleinniedesheim beeindruckte auch Gilad Katznelson als Begleiter der jungen Cellistin. Er schloss sein Klavierstudium in Tel Aviv mit Auszeichnung ab und ging anschließend nach Basel an die Schola Catorum, wo er ebenfalls Bestnoten erhielt. Katznelson, Jahrgang 1990, spezialisiert sich auf die historische Aufführungspraxis des 19. Jahrhunderts. In Kleinniedesheim beeindruckte er mit Präzision, starker Dynamik und großer Sensibilität. Beck war bereits Stipendiatin der Villa Musica und ist derzeit Stipendiatin der Mendelssohn Orchesterakademie des Gewandhausorchesters Leipzig.

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