Frankenthal Wedel weg, Adorf wieder da

Mario Adorf und die Nibelungen-Festspiele verbindet eine Geschichte, die selbst besten Theaterstoff böte: Als einer der Gründerväter spielte er bei der Premiere 2002 den Hagen, 2003 kehrte Adorf Worms den Rücken, als Dieter Wedel die Intendanz übernahm. Nun ist Wedel weg – und Adorf wieder da. Gestern wurde der Schauspieler als Mitglied des neu besetzten Kuratoriums der Nibelungen-Festspiele präsentiert.

Auch wenn Mario Adorf selbst sich gestern auf unsere Anfrage nicht äußern wollte, der zeitliche Zusammenhang mit dem Ausscheiden Dieter Wedels ist unübersehbar. Der Fernsehregisseur nahm vergangenes Jahr nach zwölf Jahren in der Domstadt den Hut, neuer Intendant der Nibelungen-Festspiele ist Filmproduzent und Regisseur Nico Hofmann. Unter der Regie von Thomas Schadt soll am 31. Juli das Stück „GemEtzel“ von Albert Ostermaier vorm Wormser Dom Premiere feiern. Über die Gründe, warum Mario Adorf nun wieder zurück zu den Nibelungen-Festspielen kehrt, lässt sich nur spekulieren. Zu seinem Weggang 2003 hat er sich klar geäußert: „Es gibt überhaupt keinen Streit zwischen uns. Wir sind eigentlich geschiedene Leute. Und zwar endgültig geschiedene Leute“, soll der 84-Jährige damals gesagt haben. Adorf hatte sich nachhaltig darüber geärgert, dass Dieter Wedel im zweiten Festspieljahr von der Stadt Worms die Intendanz angetragen wurde, ohne dass er und seine Mitstreiter eingebunden waren. Ursprünglich hatte nämlich der Mime mit dem ehemaligen Spiegel- und Süddeutsche-Zeitung-Chefredakteur Hans Werner Kilz, der aus der Nibelungen-Stadt stammt, und dessen Ehefrau Bettina Musal den Wormsern ihre Festspiele überhaupt erst beschert – oder eingebrockt, wie damals einige angesichts explodierender Produktionskosten dachten. Nach jahrelangem Engagement der drei fiel 2002 der Startschuss für ein Projekt, das heute als Erfolgsgeschichte gefeiert wird. Und beim Geld ist man längst nicht mehr so kleinlich, das Budget liegt recht konstant bei rund 3,7 Millionen Euro, der städtische Zuschuss beträgt 1,5 Millionen Euro, das Land gibt 650.000 Euro. Als Regisseur hatten die Festspiel-Gründer den Fernseh-Promi Wedel verpflichtet, Mario Adorf übernahm als Hagen eine Hauptrolle, und Intendant war im ersten Jahr Klaus Naseband. Der wurde geschasst und verschwand in der Versenkung, während Wedel das Spektakel immer enger an seine Person band. Bis zu seinem Weggang war er nicht nur als Intendant, sondern auch als Regisseur und Autor mit dem Mythenstoff befasst. Obwohl Adorf und Wedel erfolgreiche Fernsehfilme wie „Der Schattenmann“ und „Die Affäre Semmeling“ zusammen drehten, knirschte es in Worms von Anfang an zwischen den beiden Alphatieren. Im Streit um die Ausleuchtung der Bühne soll der ältere irgendwann erbost gesagt haben: „Weißt du, was du bist? Ein kleiner Fernseharsch! Nichts weiter als ein kleiner Fernseharsch!“ Und so entbehrt es nun nicht einer gewissen Ironie, dass Mario Adorf und Hans Werner Kilz künftig ausgerechnet Mitglieder des Festspiel-Kuratoriums sind, dessen Einberufung sie vor zwölf Jahren vergeblich angeregt hatten, um die Besetzung der Intendanz mit dem „Fernseharsch“ zu verhindern.

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