Frankenthal Wie sich das Finanzamt für Nachwuchs in Szene setzt

Über den Dächern von Frankenthal: In entspannter Atmosphäre wurde über Berufsperspektiven im Finanzamt geplaudert.
Über den Dächern von Frankenthal: In entspannter Atmosphäre wurde über Berufsperspektiven im Finanzamt geplaudert.

Ein Job beim Finanzamt? Echt jetzt, mit gespitztem Bleistift und Ärmelschoner Aktenberge von der linken auf die rechte Seite verschieben? Und sich womöglich noch eine Staublunge einfangen? Genau dieses Image wollten Melanie Schreyer, Frank Hüttner und Christian Herbrand nicht verbreiten beim Karrieretag „Tax your future“ in den Ämtern in Frankenthal und Ludwigshafen. Es trifft nämlich nicht mehr zu. Der Finanzbeamte von heute kann auch lachen und freundlich empfangen, wie die Stippvisite zeigte. Und ja, er prüft auch Steuererklärungen, aber längst nicht nur.

Jüngstes Beispiel aus der vergangenen Woche: Die Zentralstelle für Wirtschaftsstrafsachen bei der Staatsanwaltschaft Kaiserslautern ermittelt gegen mehrere Gaststättenbetreiber und Automatenaufsteller aus dem Raum Ludwigshafen wegen des Verdachts gewerbsmäßigen unerlaubten Glücksspiels, Markengesetzverletzung sowie – und jetzt kommt die Finanzbehörde ins Spiel – der Hinterziehung von Vergnügungssteuer.

Um einen solchen Verdacht zu erhärten, bedarf es handfester Beweise in Form gerichtsverwertbarer Dokumente. Die etwa bei Razzien sichergestellt werden, bei denen neben Beamten der Kriminalpolizei auch Steuerfahnder des Finanzamts eingebunden sind, in diesem Fall des Neustadter. Ihre Ausbeute laut Polizei und Staatsanwaltschaft in diesem Fall: diverse Automaten mit unerlaubten Gewinnmöglichkeiten sowie zahlreiche Unterlagen, die jetzt von Finanzexperten ausgewertet werden.

Damit genug Geld da ist

„Ein Finanzamt sorgt täglich dafür, dass genügend Geld für öffentliche Aufgaben vorhanden ist, zum Beispiel für Schulen, Kindergärten, die Gesundheitsvorsorge oder den Straßenbau.“ So definiert die Behörde ihren Auftrag. Auch eine Sichtweise auf die unerbittliche Fristsetzung für im Steuerbescheid festgesetzte Voraus- und Nachzahlungen. Aber wenn man ihnen mal gegenübersteht, sind Finanzbeamte doch ganz sympathische Menschen mit ganz banalen Nöten, wie man sie andernorts auch kennt.

Personalmangel etwa. „Die Pensionierungswelle wird uns in den kommenden Jahren mit voller Wucht treffen“, berichtet Amtsleiter Herbrand für die vor acht Jahren fusionierten Finanzämter Frankenthal und Ludwigshafen. Ein Stück weit kann sie abgefedert werden durch die Weiterbildung von Mitarbeitern, die zur systematischen Neuberechnung der Grundsteuerreform eingestellt worden waren. Doch diese Verstärkung allein reicht nicht, weshalb auch die beiden Vorderpfälzer Ämter im Rahmen des landesweiten Aktionstags Ausschau gehalten haben nach potenziellem Nachwuchs. Es kamen doch einige an diesem Nachmittag, um die 70, darunter zwei komplette Schulklassen, in die Zentrale in der Ludwigshafener Bayernstraße, und um die 15 in die Friedrich-Ebert-Straße in Frankenthal.

Aufgeschlossene Beamtinnen

Sie trauten sich in eine ansonsten verschlossene Finanzbehörde – und sie trafen nicht auf gesetzte Herrschaften im Anzug und Kostüm mit strengem Blick über den Hornbrillenrand, sondern auf freundliche und aufgeschlossene junge Beamtinnen und Anwärterinnen, denen man die Freude an ihrem Job ansah und abnahm. 400 Mitarbeiter sind an beiden Standorten beschäftigt, jeweils zur Hälfte. 50 Anwärter absolvieren gerade ihre Ausbildung im dualen Studium.

Frank Hüttner und Melanie Schreyer mit dem Finanzamts-Drink.
Frank Hüttner und Melanie Schreyer mit dem Finanzamts-Drink.

In Frankenthal sind tendenziell der Außendienst und die Betriebsprüfungen konzentriert. In Ludwigshafen haben prompt sieben Besucher eine Bewerbung zurückgelassen. Parallel zu diesem Karrieretag haben dort zwei Praktikanten nach den ersten Schnuppertagen Interesse bekundet, beim Finanzamt bleiben zu wollen, berichtet Ausbildungsleiterin Schreyer. Darauf lässt sich aufbauen. In Frankenthal war die Resonanz zwar verhaltener, aber die Qualität der Gespräche habe in keiner Relation gestanden zur Quantität der Besucher, bilanzierte der Frankenthaler Behördenleiter Frank Hüttner. Und wer sich in die heiligen Finanzamtshallen traute, wurde in deren siebtem Stock mit einem sagenhaften Blick bis zum Pfälzerwald belohnt.

„Die Finanzverwaltung ist elementar wichtig für die Finanzierung des Gemeinwohls“, dozierte Amtsleiter Herbrand. Erfahrungsgemäß suchten Berufs- und Quereinsteiger nach einer sinnhaften Tätigkeit. „Da können wir etwas bieten.“ Besser noch: „Wer jetzt einsteigt, kann es schnell weit bringen“, prognostiziert der potenzielle Chef. Mittagsschläfchen, abgestützt auf Aktenbergen, ist übrigens nicht. Denn wenn es hart auf hart kommt, dann stehe ein Finanzamt parat: „Bei der Auszahlung der Corona-Hilfen hat die Finanzverwaltung den Ruf nicht nur gehört, sie hat auch schnell und effektiv geantwortet.“

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