Frankenthal Zum Elefant: Kultkneipe feiert am Samstag 120-jähriges Bestehen

Will nach der Corona-Pandemie wieder mit einem Musikprogramm durchstarten: Gastronom René Stengel mit Servicekraft Mery Mappes.
Will nach der Corona-Pandemie wieder mit einem Musikprogramm durchstarten: Gastronom René Stengel mit Servicekraft Mery Mappes.

Eine gastronomische Institution der Stadt feiert am Samstag ihr 120-jähriges Bestehen: die Kult-Kneipe Zum Elefanten am Speyerer Tor, von Einheimischen liebevoll „Elle“ genannt. Im September 1904 vermeldete die Frankenthaler Zeitung, dass „die Restauration Zum Elefanten eröffnet wird“ – mit „Tanzmusik und Wellfleisch“.

Die Eigentümer und Pächter haben im Laufe der Jahrzehnte gewechselt, die Kneipe am Speyerer Tor besteht bis heute. In den 1990er-Jahren und zu Beginn des Jahrtausends war der „Elefant“ Anlaufpunkt für die regionale Musikerszene. In der Kneipe gaben sich die lokalen Bands die Klinke in die Hand. Sie war ihr Wohnzimmer und auch ihre Anlaufstation zur Versorgung mit Getränken. Manche Formationen hatten am Stammtisch sogar ihre Namen eingraviert. Grabowsky, Kää Thäma, Spass dabei, The Schdounz oder die Anonyme Giddarischde haben im „Elle“ Kneipenkonzerte gegeben, deren Ruf noch heute legendär ist. Was sich im Gastraum, auf und vor der Bühne sowie in den Toiletten abspielte, war Lebensfreude pur oder ganz einfach „Rock’n’Roll“.

Konzerte und Release-Partys

Auch den 1. Frankenthaler Männerchor 03, der in seiner ursprünglichen Besetzung hauptsächlich aus Rockmusikern der örtlichen Szene bestand und der heute der einzige noch verbliebende Männerchor der Stadt ist, würde es ohne den „Elle“ nicht geben. „Ich stand nach einem Konzert der Anonyme Giddarischde davor, habe reingeschaut und unseren jetzigen Dirigenten, Walter Zipp, gefragt, ob er sich vorstellen könnte, mit dem Haufen an der Bar einen Männerchor zu gründen. Der Rest ist Geschichte“, sagt der Männerchor-Vorsitzende und Dubbeglasbruder Willi Brausch.

Die Anonyme Giddarischde singen heute noch „Gell du hoscht de Elle gern, gell ei isch jo ah“ – eine Hymne auf ihre Stammkneipe. Grabowsky-Gitarrist Alexander Hüther erzählt, „dass wir von Konzerten über CD-Release-Partys bis hin zu unserer Silberhochzeit unglaublich schöne Erlebnisse mit dem ,Elle’ verbinden“. Er sei froh, dass es mit René Stengel wieder einen Wirt gebe, der das Lokal mit Leidenschaft führe.

Seit 2017 ist René Stengel das Gesicht der Traditionskneipe. Und er sorgt kontinuierlich dafür, dass sie ihren Charme behält. „Als ich den Laden übernommen habe, war der ,Elle’ in seiner ursprünglichen Form renoviert. Meine Vorpächter haben das mit viel Aufwand gemacht“, berichtet der Gastronom. „Ich wollte das vom Gesamtkonzept her wieder so aufziehen, wie es früher war.“ Soll heißen: gutes, herzhaftes Essen, eine gepflegte Getränkeauswahl und geschmackvoll ausgewählte Musik.

Ganz wichtig für Stengel: „Mir war klar, dass in so einem Lokal Live-Musik stattfinden muss.“ Und das hat der gelernte Restaurantfachmann konsequent umgesetzt – bis zur Corona-Pandemie. Jetzt soll es mit dem Musikprogramm weitergehen. „Wir werden alle zwei Monate Kneipenkonzerte anbieten, um regionalen Bands und Künstlern eine Bühne zu geben.“

Geburtstagsfeier mit Musik

Damit fängt der „Elefant“ schon zur Geburtstagsfeier am Samstag an. Gleich zwei Bands hat Stengel engagiert: P and Me werden den Abend um 18 Uhr mit Akustik-Rock-Coversongs und eigenen Liedern eröffnen. Danach gibt es ab 20.30 Uhr mit Horsch mol hi Pfälzer Mundart-Folk zu hören. Schon jetzt steht fest, dass mit dem Folk-Gitarristen Philip Bölter am 7. September ein weiterer Hochkaräter im „Elle“ aufschlagen wird.

Stengel wurde zwar wie alle Gastronomen durch Corona ausgebremst, sein Stammpublikum ist ihm aber treu geblieben. Mit seiner Lebensgefährtin Isabella Kosinski („Ohne die hätte ich das hier nie so stemmen können“) und Servicekraft Mery Mappes hat er zwei festangestellte Servicekräfte sowie mit Christoph Schäfer einen Koch. Vom 20-Jährigen bis zum Senior reiche die Altersspanne seiner Gäste. Vor allem ältere Besucher meldeten zurück, dass sie sich in der Kneipe wieder so wie früher fühlten, erzählt Stenger. Und das soll bei der Feier am Samstag wieder so sein. Wie vor 120 Jahren wird dann ja auch Musik gespielt. Nur auf das Wellfleisch muss verzichtet werden.

Anlaufpunkt vieler Bands: die Kneipe Zum Elefanten.
Anlaufpunkt vieler Bands: die Kneipe Zum Elefanten.
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