Frankenthal Zum Weinen schön

Unaufgeregt, sensibel und gefühlvoll – so begeisterten Anabelle Hund und Marcus Rau beim Chansonabend am Samstag im Ökumenischen Gemeindezentrum Pilgerpfad ihre 60 Zuhörer. Neben Liedern von Jacques Brel, Serge Lama und Reinhard Mey gab Hund Anekdoten aus deren Leben zum Besten.

Glück und Unglück, Liebe und Streit – von all dem sang die deutsch-französische Musikerin Anabelle Hund, indem sie nicht nur bekannte, ältere Sänger der französischen Chansonszene zitierte, sondern sich auch der nouvelle vague des Chansons annahm, sei es mit Bénabar oder Lynda Lemay. Dabei agierten Hund wie auch ihr Begleiter, Jazzpianist Marcus Rau, unaufgeregt und in tiefe Melancholie verstrickt. Fast fragil wirkte die Sängerin, als sie mit sanfter Stimme „Je t’aime“ oder „Ne me quitte pas“ von Jacques Brel, dem großen belgischen Chansonnier, sang. Diese Lieder ließen das Publikum mitfühlen, sodass der ein oder andere verstohlen eine Träne wegwischte. Auch das „Heureux celui qui meurt d’aimer“ des großen Jean Ferrat, der vor fünf Jahren verstarb und mit diesem Lied ein Gedicht von Louis Aragon vertonte, ging unter die Haut. Als Zuhörer kam man nicht umhin, sich der Melancholie hinzugeben, auch wenn nicht jeder im Saal Französisch verstand. Diese Sprachbarriere versuchte die studierte Konzertsängerin Hund mit Erklärungen und Anekdoten zu den einzelnen Liedern zu durchbrechen. Dabei untermalte Marcus Rau, der unprätentiös und perfekt den Gesang am Piano begleitete, auch das Gesprochene mit sanften Klängen. „Je ne chante pas pour passer le temps“ (Ich singe nicht zum Zeitvertreib) von Jean Ferrat zeichnete sich durch sehr jazzige Pianoklänge und ein abruptes Ende aus. Auch „Double enfance“ (Doppelte Kindheit) mit der Musik von Julien Clerc und dem Text von Maxime Le Forestier, das vom Leben eines Scheidungskindes handelt, bot witzige Passagen und eine heitere Melodie. Das Duo rundete den Abend noch mit einem deutschen Interpreten ab, dem Liedermacher Reinhard Mey, der in Frankreich als Frédérik May bekannt ist, wie Hund erzählte. „Er spricht französisch wie ein Franzose und lebte einige Jahre in Frankreich.“ Als der Applaus am Ende nicht abreißen wollte, verabschiedeten sich die beiden Künstler gekonnt mit Meys „Gute Nacht, Freunde“.

x