Grünstadt 100-prozentige Punktlandung hingelegt

„Glabiatoren – auch Legenden müssen einmal gehen“, lautete das Motto der 100 Abiturienten des Leininger-Gymnasiums.
»Glabiatoren – auch Legenden müssen einmal gehen«, lautete das Motto der 100 Abiturienten des Leininger-Gymnasiums.

Eine 100-prozentige Punktlandung ist den Abiturienten des Leininger-Gymnasiums (LG) in Grünstadt gelungen: Genau 100 junge Männer und Frauen haben sich zu den Prüfungen angemeldet und alle haben bestanden. Der beachtliche Durchschnitt, den Oberstudiendirektorin Cornelia Diehl bei der feierlichen Zeugnisübergabe am Mittwoch in der Bad Dürkheimer Salierhalle verkünden konnte: 2,29. Die Jahrgangsbesten Aileen Burghardt und Dominik Ebert hatten die Traumnote 1,1.

„In aller Bescheidenheit, aber auch mit der nötigen Prise Selbstironie“, so Diehl, hätten die Absolventen ihren Abschluss unter das Motto gestellt: „Glabiatoren – auch Legenden müssen einmal gehen“. Die Direktorin hatte ihrer launigen Rede den passenden Titel „Per aspera ad astra“, zu Deutsch: „Es ist kein weicher (also bequemer) Weg von der Erde zu den Sternen“ gegeben. Dazu erschien auf einer großen Leinwand eine Büste von Lucius Annaeus Seneca, dem Verfasser der antiken Tragödie „Hercules furens“, aus der das Zitat stammt. „Liebe Legenden“, sagte Diehl, „nie würde ich Ihnen Hybris unterstellen, denn wie Sie als gebildete Gymnasiasten wissen, folgt darauf oft göttliche Bestrafung“. Vielmehr hielten es die Absolventen wohl mit dem Ausspruch von Keith Richards, dem Gitarristen der Rolling Stones: „Lieber eine lebende als eine tote Legende.“ Diehl blickte neun Jahre zurück, als die jetzigen Abiturienten als „Glabiatörchen“ aufs LG kamen – mit einfachster Ausrüstung: Die Bildmontage eines Schülers mit Schwert, Schild und Ranzen als Rückenpanzer amüsierte die Zuschauer. Einige hätten schlecht gekämpft und schließlich in eine andere Arena, sprich Schule, wechseln müssen. Die Tugenden der verbliebenen Glabiatoren wie Klugheit, Ausdauer, Fleiß und Siegeswille seien im Lehrerzimmer „häufiger als Sie denken“ gerühmt worden. Schließlich, im Januar dieses Jahres, hätten die Jugendlichen als Abi-Prüflinge ganz kühn oder „ganz Kühnle“ (Anspielung auf den Leiter des Leistungskurses Sport Gerhard Kühnle) gekämpft. Mit der Allgemeinen Hochschulreife in der Tasche „werden Sie es jetzt sein, die sich den großen gesellschaftspolitischen, ethischen und ethnischen, ökonomischen und ökologischen Fragen der Welt des 21. Jahrhunderts stellen müssen“, so Diehl. „Sie werden in Ihrem künftigen Leben mehr als einmal davon profitieren, dass Sie am LG manchen Kampf gewonnen, manchen aber auch verloren haben.“ Nicht beigebracht habe man den Schülern aber, wie man eine Rede schreibt, meinte augenzwinkernd Jona Kaiser, der zusammen mit Joshua Stiens die Abirede hielt. Von manchen Lehrern unbemerkt geblieben sei, dass so etwas wie Pädagogik und Didaktik existiert, und die Smartboards seien oft nicht mehr gewesen als Tafeln, an denen man keine Kreidefinger bekommen konnte. In den 8,5 Jahren am LG habe man aber auch viel Positives erlebt: die Wiederbelebung des Abi-Gags, die Anschaffung des Kaffeeautomaten, die Gründung der Golf-AG und die Sanierung der Sporthalle. „Jetzt fehlt nur noch das Schwimmbad“, erinnerte Kaiser an das seit Jahren geschlossene Lehrschwimmbecken. Alles Gute beim Eintauchen in eine neue Welt wünschte Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU) den Absolventen, die seiner Überzeugung nach nicht nur Fähigkeiten und Kenntnisse am LG erworben hätten, sondern auch soziale Kompetenz. Für den weiteren Lebensweg wichtig seien Empathie, Engagement und Visionen. Der Schulelternsprecher Ernst Stein riet: „Nehmen Sie sich Zeit, Umwege zu gehen. Finden Sie heraus, was Sie nicht können, denn Stärke und Persönlichkeit erwachsen nur aus Niederlagen.“ Ein Grußwort sprach auch der Vorsitzende des Fördervereins, Thomas Zelinski, „nicht so gelassen wie sonst“, da er diesmal selbst als stolzer Vater am Mikrofon stand. PREISTRÄGER Sebastian Baum (Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft); Magdalena Bentner (Preis des Fördervereins); Ronja Bernd (Preis des Schulelternbeirates); Aileen Burghardt (Preis der Schule als Jahrgangsbeste, Scheffelpreis für Leistungen in Deutsch); Carmen Büsken (Preis der Bildungsministerin für besonderes soziales Engagement in der Schule; Pierre-de-Coubertin-Medaille für Leistungen in Sport); Ha Minh Dang (Preis des Landesmusikrates); Dominik Marcel Ebert (Preis der Stiftung Pfalzmetall für Leistungen in Physik, Preis der Deutschen Mathematikervereinigung); Jasmin Gminski (Geschichtspreis des Philologenverbandes); Andre Mario Großmann (Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker); Gina Haußmann (Preise der Fachschaften Deutsch und Biologie); Inken Marie Jurkat (Preis der Geographie); Konrad Münke (Preis der Stiftung des Landkreises für Mitmenschlichkeit, Integration und Toleranz); Charles Werner (Jacobi-Preis für Leistungen in Bildender Kunst). Ein Jahr kostenlose Mitgliedschaft in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft gab es für: Sebastian Baum, Dominik Ebert, Jonathan Eckelmann, Jonas Heiner und Samuel Schlingheider. Mit dem Mint-EC-Zertifikat ausgezeichnet wurden: Dominik Marcel Ebert, Andre Mario Großmann, Max Kempe und Manuel Leon Nather.

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