Eisenberg 125 Jahre protestantische Kita in Eisenberg: So fing alles an

Feiert 125-jähriges Bestehen: die protestantische Kita in Eisenberg.
Feiert 125-jähriges Bestehen: die protestantische Kita in Eisenberg.

Mit einem umfangreichen Programm feiert am Wochenende die Protestantische Pfarrgemeinde 125 Jahre ihrer Eisenberger Kindertagesstätte. Gegründet hatte sie die Kindertagesstätte aber gar nicht: Wer dahinter steckte.

Die eigentlichen Initiatoren und Gründer der Vorläuferin der heutigen Kita war nicht die Kirchengemeinde. Es waren der Gründer und Besitzer der Eisenberger Dachziegelwerke Frank Fellenberg von Müller (1846 bis 1931) und seine Ehefrau Elisabeth Wilhelmine Friederike von Müller. Ihnen wurde im Oktober 1899 vom Königlich Bayerischen Bezirksamt Kirchheimbolanden die behördliche Genehmigung zur „Errichtung einer Kleinkinderschule“ in Eisenberg erteilt.

Daraus geht hervor, dass der Fabrikbesitzer das von ihm errichtete Gebäude zur Verfügung stellte, das in der heutigen Insellage zwischen dem DSK-Seniorenzentrum und dem Evangelischen Gemeindehaus zu finden ist. Die erste Leiterin der Kinderschule war die Diakonisse Schwester Minna Karrer aus Zuzenhausen in der Nähe von Sinsheim im heutigen Rhein-Neckar-Kreis. Bis Mitte 1902 blieb die Diakonisse in Eisenberg und ging einige Jahre danach mit der Liebenzeller Mission in die Südsee nach Mikronesien, Papua-Neuguinea und die Karolinen-Inseln.

Im Jahr 1902 schloss Fellenberg von Müller einen „Stations-Vertrag“ mit der Evangelischen Diakonissenanstalt Speyer über die Stationierung einer Schulschwester in der Kinderschule. Gleichzeitig wurde damit vor Ort eine Schwesternstation errichtet. Neben zahlreichen Bestimmungen regelte der Stations-Vertrag unter anderem, dass „die für die Schwestern nöthigen Wohn-, Schul- und Haushaltungsräume und deren vollständige Einrichtung“ von der örtlichen Stationsverwaltung zu tragen ist.

Offensichtlich hat die Leiterin der Kinderschule irgendwann Eisenberg verlassen, denn im Oktober 1919 wendet sich ein Gemeindeglied mit einem Schreiben an die „Verehrt(e) Leitung der Diakonissenanstalt Speyer“, in dem es unter anderem heißt: „Dem Vernehmen nach soll nach Eisenberg wieder eine Kleinkinderschulschwester kommen“ und dann folgt die Bitte, „uns eine gläubige Schwester zu senden, die auch fleißig ist & Liebe hat, einen Jungfrauenverein – soeben geboren – zu leiten.“ Und weiter bittet der Briefschreiber „uns die rechte Schwester nach hier zu senden, damit auch Eisenberg von Ihrer Wahl bezügl. Hersendung der Schwester Segen haben möchte“.

Interessant ist auch die Bemerkung, die einem Hilferuf gleicht, am Endes des Schreibens. Der Schreiber bittet den Adressaten ausdrücklich „um Discretion!“, wenn er feststellt: „Für Eisenberg, das so tot ist, muß noch vieles getan werden! Helfen Sie bitte dazu!“

Im Jahr 1920 schenkte das Ehepaar von Müller mit einem notariellen Vertrag der protestantischen Kirchengemeinde die Kinderschule mit dem dazugehörigen Grundstück und mit den Wohnungen für die Schwestern der Kinderschule und der Krankenpflegestation. In einem Brief des damaligen Pfarrers Otto Friedrich Stepp an den Vorsteher der Diakonissenanstalt heißt es, dass nach Rücksprache mit Herrn von Müller Ende April oder Anfang Mai „die Kinderschule eröffnet werden kann, wenn Sie bis dahin eine Schwester bereit haben.“

Pfarrer Stepp betont, „dass wir bald anfangen müssen, da bekanntlich die Katholiken auch eine Station eröffnen“. Dabei komme es darauf an, „eine Persönlichkeit zu bekommen, die den kath. Schwestern die Stange halten kann, vielleicht auch eine Schwester, die sich den konfirmierten Mädchen annehmen kann, mit Ertüchtigung am Handarbeitsunterricht …. dass diese nicht den kathol. Schwestern zufallen“.

An das soziale Werk ihres Firmengründers erinnerten im Jahre 2009 die Mitglieder des damals aufgelösten „Unterstützungsvereins der F.v.Müller-Dachziegelwerke“, indem sie das Vereinsvermögen von 56.000 Euro dem evangelischen und den städtischen Kindertagesstätten zur Verfügung stellten. Der Einsatz der Diakonissen endete Mitte der 1970er Jahre und ab da lag die Leitung in den Händen von weltlichen Erzieherinnen, die sich bis heute mit großem Engagement der Arbeit mit den Kindern widmen.

Das Programm

Samstag, 29. Juni: 14 Uhr – 17 Uhr Kinder-Spiel-Fest für alle Kinder (Parkplatz Evangelisches Gemeindehaus), 14.30 Uhr – 17 Uhr „Offene Tür“ in der Kita, 17 Uhr – 17.50 Uhr Kinderkonzert mit Johannes Kleist, Sonntag, 30. Juni: 9.30 Uhr in und an der Protestantischen Kirche Eisenberg Familien-Festgottesdienst mit anschließendem Empfang.

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