Grünstadt Alle Jahre wieder – und trotzdem neu

Alle Jahre wiederkommt das Hammer-Twintett nach Tiefenthal in die Feldscheune von Ortsbürgermeister Edwin Gaub. Und alle Jahre wieder sitzen sie da, die treuen Besucher, nutzen jeden Platz aus, laben sich am Glühwein der Hexen, an den Schnittchen der Landfrauen oder den Waffeln vom Kerwekomitee. Alle Jahre wieder gibt es das Programm Backblech von den drei Musikern Thomas Hammer, Bernhard und Roland Vanecek – und immer wieder wird das Weihnachtslied auf eine besondere Art und Weise neu erfunden.

„Du kannst ja Weihnachten nicht neu erfinden, es ist halt so, wie es immer ist“, moderiert Roland Vanecek das Programm des Trios an, um mit den ersten Tönen sofort zu beweisen, dass er das Gegenteil gemeint hat. Klar kennen die Dauergäste unter den Zuhörern – und das sind nicht wenige – die Grundlage, auf denen die Musik-Zwillinge ihr Programm aufbauen, doch jedes Jahr gibt es drei Stunden lang eine neue Variante des ewigen Themas Weihnachten. Und da dies den Besuchern bislang nicht langweilig wird, ist davon auszugehen, dass 2015 auch eine fünfte Auflage von „Backblech“ zu erwarten ist. Zwischen „Alle Jahre wieder“ und „Tochter Zion“, immer schön frisch in ein jazziges Arrangement verpackt, gibt es die Komposition „Die pfälzische Prärie“ zu hören, ein Stück, das mit dem Muhen der Kühe (aus der Tuba von Roland Vanecek) beginnt und sich zum erstaunlichen Solo von Bernhard Vanecek entwickelt. Während Till Weingart, einer der Mitorganisatoren, sich hingebungsvoll darum kümmert, die drei Musiker immer wieder in neues Licht zu tauchen, sorgt Thomas Hammer mit beleuchteten Drumsticks für eigene Lichteffekte. Überhaupt ist der Namensgeber des Hammer-Twintetts der Mann der Effekte, seine Percussion-Performance ist weit mehr als Schlagzeugspiel, er bestimmt nicht nur den Rhythmus, sondern den Gesamtklang maßgeblich mit, auch wenn er stets die Rolle im Hintergrund spielt. Effekte bringen auch der Einsatz einer Glühweintasse als Posaunen-Dämpfer beim Song „Winter-Wonderland“ oder das perkussive Tuba-Spiel von Roland Vanecek. Er ist es auch, der am Keyboard stets neue Töne anschlägt, ein Stück weit die ganze Show zum Weihnachts-Varieté werden lässt. Als Moderator oder Helge-Schneider-Imitator liefert Roland Vanecek eine gute Portion Comedy ab, die mit dazu beiträgt, dass es immer wieder Spaß macht, sich das „Backblech“ anzuhören. Da macht es auch nichts, wenn die „Winterzeit in Wien“ oder der Kameltreiber-Song schon einmal in vorangegangenen Programmen aufgetaucht sind. „Maria durch den Dornwald ging“ oder „Es kommt ein Schiff gefahren“ sind zudem Weihnachtslieder, die geradezu einladen, neu aufgemischt zu werden, beispielsweise mit „Another Brick in the Wall“ von Pink Floyd. Dazwischen entführen die Vaneceks ihre Zuhörer gerne mal klanglich in die blaue Eiseskälte Norwegens, lassen Bilder endloser Schneefelder, bizarrer Eisblumen oder gigantischer Eisberge mit Tönen vor dem inneren Auge des Zuhörers entstehen – das ist beeindruckend. Klar, auch die Wandermusikanten kommen zur Sprache, immerhin kommen die Brüder aus dem Musikantenland und sind dort auch Preisträger. Und so verrät Roland Vanecek den Inhalt eines „informellen“ Gesprächs mit Ortsbürgermeister Edwin Gaub, denn am 8. oder 9. Mai sollen die „Neuen Wandermusikanten“, wieder einmal in Tiefenthal zu hören sein, erneut mit beiden Vaneceks und Thomas Hammer in der Besetzung, aber dann wohl kaum mit Weihnachtsliedern. (jös)

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