Grünstadt „Ambitioniert“ bis „charmant“
Der Chef höchstpersönlich war am Dienstag zur Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses nach Frankenthal geeilt. Und KBA-Vorstandsvorsitzender Claus Bolza-Schünemann hat dort letztlich erfolgreich um kommunalpolitischen Rückenwind dafür geworben, den ersten Baustein des 2017 beschlossenen Masterplans für das größtenteils brachliegende Firmengelände des Würzburger Druckmaschinenherstellers angehen zu können. Der Ausschuss empfahl dem Stadtrat einstimmig, das von KBA vorgeschlagene Verfahren zur Suche eines Investors zu unterstützen. Sieben Stufen sieht es vor: von der Marktsondierung bis zur Entscheidung, wer den Zuschlag für Kauf, Erschließung und Bebauung des Parkplatzes bekommt (siehe „Zur Sache“). Bolza-Schünemann skizzierte die bisherige Entwicklung der Zusammenarbeit mit der Stadt beim „Albert-Frankenthal-Quartier“, wie das Projekt inzwischen getauft wurde. Der KBA-Manager bekräftigte das Ziel, die Konversion der nicht mehr genutzten Teile des insgesamt achteinhalb Hektar großen Betriebsgeländes so zu betreiben, dass die Beteiligten am Ende sagen: „Da haben wir gemeinsam wirklich was gekonnt.“ Bolza-Schünemann betonte die „sehr gute Kooperation im Sinne der Sache“ mit der Stadt. Ziel seines Unternehmens sei es nicht, aus der Vermarktung der Flächen „den letzten Euro herauszuholen, sondern Werte zu schaffen“. Frankenthals Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU) stellte klar, dass es sich bei dem im Ausschuss präsentierten Konzept nicht um einen architektonischen „Ideenwettbewerb“ handele. Von Anbietern werde ein Gesamtpaket verlangt, das bauliche Attraktivität und eine möglichste schnelle Realisierung des Vorhabens garantiere. Diesem Anspruch entsprechend wurden die Kriterien festgelegt, nach denen die Entscheidung für oder gegen einen Investor fällt. Die Hälfte der Gewichtung macht der Kaufpreis aus, der Aspekt Städtebau fließt zu 40 Prozent in die Bewertung der Angebote ein, der Zeitplan für die Umsetzung schlägt mit zehn Prozent zu Buche. Andreas Jacob, Geschäftsführer des für den Masterplan engagierten Kaiserslauterer Planungsbüros Firu, sieht durch das abgestufte Verfahren unter Einbindung einer sechsköpfigen Jury, die paritätisch von KBA und Stadt besetzt wird, eine „maximale Sicherheit“, dass am Ende ein namhafter, zuverlässiger Investor herauskommt. „Wer sich am Auswahlverfahren beteiligt, weiß, was ihn erwartet“, sagte Jacob. Derjenige kenne den Entwurf des Kaufvertrags und sei sich über den geforderten Durchführungsvertrag mit der Stadt im Klaren. Das alles werde mit dem Instrument des „vorhabenbezogenen Bebauungsplans“ abgerundet, über den noch einmal genaue Festlegungen für den künftigen Bauherrn möglich seien. Die Resonanz auf die Präsentation im Planungs- und Umweltausschuss war rundum positiv: Das ganze Projekt sei „ambitioniert, fast schon visionär“, sagte Gabriele Bindert (CDU). Es sei wichtig, dass das Grundstück nicht zum reinen „Spekulationsobjekt“ werde. Gerhard Bruder (Grüne/Offene Liste) sprach von einer „charmanten Vorgehensweise“ und lobte es als „bemerkenswert“, dass KBA nicht nur auf den maximal zu erzielenden Kaufpreis schiele. Alis Hoppenrath sieht über das gewählte Konzept gesichert, „dass etwas mit Stadtbild prägender Qualität geschaffen wird“. Die Gremienmitglieder erkundigten sich bei der Sitzung am Dienstag allerdings auch schon zu einzelnen Vorgaben, die KBA für die Bebauung des 1,22 Hektar großen Parkplatzes mit 200 bis 220 Wohneinheiten für potenzielle Investoren machen will: Heinz Wollenschläger (FWG) fragte, warum es keine öffentliche Straße als Verbindung zwischen Lambsheimer Straße und Petersgartenweg geben solle. Als Argument für eine rein private Erschließung mit Zufahrt nur für Bewohner und Besucher der Anlage nannte OB Martin Hebich die benachbarte Berufsschule und einen möglichen Einkaufsmarkt auf dem KBA-Gelände. Man wolle keinen Parksuchverkehr in das neue Quartier locken. Vorgesehen ist, bis auf 20 bis 25 oberirdische Besucherparkplätze die Autos der Bewohner in einer Tiefgarage „verschwinden“ zu lassen. SPD-Sprecherin Hoppenrath meldete Zweifel an der Idee an, gegenüber dem KBA-Turm ein sechsstöckiges Pendant zu errichten. Dies sei lediglich als Möglichkeit vorgesehen, sagte Andreas Jacob, um eine attraktive Blickachse zu schaffen.