Grünstadt Artenschutz oder Sicherheit für Radler?

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Grünstadt

. Durch das „Ja, aber ...“ des Stadtrats beim Grundsatzbeschluss zum Bau des Radwegs muss die Verbandsgemeinde Grünstadt-Land erneut Gespräche mit der Naturschutzbehörde des Kreises über die Route führen. Die Kommune ist federführend bei diesem Gemeinschaftsprojekt mit der Stadt und der VG Hettenleidelheim. Die Bedenken der Grünstadter gegen die vorgesehene Trasse bei Sausenheim, die dort über einen Wirtschaftsweg gehen sollte, seien zu akzeptieren, informierten im RHEINPFALZ-Gespräch VG-Bürgermeister Reinhold Niederhöfer und Bauamtsleiter Erwin Fuchs. Wie am 16. Mai berichtet, werden gefährliche Begegnungen zwischen Radfahrern und landwirtschaftlichen Fahrzeugen befürchtet. Doch es werde nicht einfach sein, die Naturschützer davon zu überzeugen, dass die Planung geändert werden muss, erläuterten Niederhöfer und Fuchs. Die Kreisbehörde habe auf der bisherigen Route bestanden, weil im Graben der Bahntrasse bei Sausenheim ein Biotop entstanden ist, in dem sich unter anderem Eidechsen angesiedelt haben. „Der Artenschutz hat Gewicht“, gab Fuchs zu bedenken. Trotz der befürchteten Probleme strebe die VG einen Baubeginn im Frühjahr 2016 an, so Niederhöfer. Weitere Verzögerungen seien nicht gut für das Vorhaben, da auf der Radroute auch eine Wasserleitung verlegt werden soll. Nachdem der Neubau des VG-Wasserwerks im Leininger Tal jetzt fertiggestellt sei, müsse die Anbindung durch eine neue Leitung bald erfolgen. Durch die Beteiligung der VG-Werke würden sich die Kosten für den Radweg reduzieren, die bislang mit 3,2 Millionen Euro veranschlagt sind. Der Wunsch des Stadtrats, erneut mit der Deutschen Bahn über den Kaufpreis für die Bahntrasse zu verhandeln, wird ebenfalls nicht abgelehnt. „Wir haben nichts dagegen, wenn die Stadt solche Verhandlungen aufnimmt und am Ende ein besseres Ergebnis vorliegt. Wir werden gern alle notwendigen Unterlagen zur Verfügung stellen“, sagte Niederhöfer. Aktuell ist vereinbart, dass die Bahn 160.000 Euro für die rund sieben Kilometer von der Karrendurchfahrt in Grünstadt bis nach Altleiningen erhält. Ursprünglich hatte das Unternehmen etwa das Doppelte für die gut 100.000 Quadratmeter gefordert. „In Ordnung“ findet Niederhöfer, dass der Stadtrat für das Vorhaben eine Kostenobergrenze von 500.000 Euro pro Kommune festgelegt hat. Zurzeit wird der jeweilige Anteil mit rund 480.000 Euro angegeben. Das sei aber nur eine vorläufige Schätzung. Die Verbandsgemeinde hoffe, dass sich die Aufwendungen noch reduzieren lassen. Auf eine detaillierte Kostenrechnung durch das Planungsbüro habe man bislang verzichtet, da erst abgewartet werden sollte, ob die Ratsgremien grünes Licht für das Projekt geben. Andernfalls hätte man für die Berechnung Geld verschwendet. Ums Geld geht es Niederhöfer auch bei dem Vorschlag, dass die Verbandsgemeinde den Anteil der Stadt durch einen internen Kredit „zu fairen Konditionen“ vorfinanzieren könnte. „Unsere guten Kassenbestände erlauben dies.“ Dadurch sei es möglich, das Projekt bald zu realisieren, und der Zuschuss des Landes von zwei Drittel der Kosten werde nicht gefährdet. Die Stadtverwaltung hatte in der Beschlussvorlage zur Ratssitzung deutlich gemacht, dass sie die Mittel für den Radweg erst in den Haushalten 2018 bis 2020 bereitstellen kann, weil zuvor noch andere große Projekte anstehen (wir berichteten am 11. Mai). „Die Kosten für den Radweg sind hoch“, zeigte Niederhöfer Verständnis für Bedenken gegen das Vorhaben. „Aber wir hätten das Projekt gern, weil es wichtig für den Tourismus in der Region ist.“ Dass es in die Zukunft gerichtet ist, zeige sich auch daran, dass die Kosten über 35 Jahre abgeschrieben werden könnten. Und der Bürgermeister bleibt trotz aller Schwierigkeiten Optimist: „Wenn alle konstruktiv mitziehen, lässt es sich verwirklichen.“ (us)

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