Grünstadt Auch Dreijährige lernen spielend das Spielen

Heidi König, Suzuki-Lehrerin an der Musikschule Leiningerland, übt (von links) mit dem zwölfjährigen Florian Kalhofer, der dreij
Heidi König, Suzuki-Lehrerin an der Musikschule Leiningerland, übt (von links) mit dem zwölfjährigen Florian Kalhofer, der dreijährigen Gloria Hatz und Michael Kalhofer (14).

Die Jugendherberge in Altleiningen ist am Wochenende Treffpunkt für 65 Musikschüler aus ganz Deutschland gewesen. Die Jungen und Mädchen zwischen drei und 17 Jahren sowie eine 73-jährige Rentnerin nahmen an einem Suzuki-Workshop teil. Nach der aus Japan stammenden Methode können bereits kleine Kinder, die noch nicht lesen können, das Geigespielen erlernen. Die Teilnehmer präsentierten sich beim Abschlusskonzert am Sonntagnachmittag im Weinstraßencenter in Grünstadt.

Kinder mit Geigenkästen laufen durch die Gänge, gefolgt von ihren Eltern, die bei den Unterrichtseinheiten dabei sein dürfen. Gleich in mehreren Seminarräumen findet Einzel- oder Gruppenunterricht statt. Die Streichinstrumente sind schon zu hören, sobald man die Jugendherberge betritt. Nach Leistungsklassen sind die Kinder in Gruppen eingeteilt. Geprobt wird nicht nur für das Abschlusskonzert in Grünstadt, sondern auch für ein internes Konzert am Abend, das unter dem Motto „Filmmusik“ steht. Die neun Lehrer kommen von Musikschulen in Worms, Speyer, Ingelheim und Grünstadt. Weitere sind als private Musiklehrer in Bonn, Koblenz, Mannheim und Heidelberg tätig. „Alle bereit?“, fragt die Mannheimer Suzuki-Lehrerin Janine Zillmann, die mit Katalin Szigeti von der Musikschule Ingelheim eine Gruppe mit älteren Schülern unterrichtet. „Sehr gut, aber die letzten drei Töne müssen noch länger gehalten werden“, sagt Zillmann bei dem Stück „Heros“ aus der Science-Fiction-Filmreihe Star Wars. „Zuerst nur die erste Geige, dann alle anderen mit Cello“, fordert sie die rund 30 Kinder auf. Konzentriert sind alle bei der Sache. „Wir haben beim Workshop auch Stücke dabei, die sich nicht nach der Suzuki-Methode richten“, erklärt Heidi König, die an der Musikschule Leiningerland in Grünstadt unterrichtet, und mit Zillmann eine private Suzuki-Schule in Mannheim betreibt. Diese Stücke seien ein Zusatz zu den insgesamt zehn Unterrichtsheften in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, mit denen die Suzuki-Methode arbeite, so König. Jedes Kind beginne mit dem ersten Heft, das Tempo des Lernens bestimme es aber selbst. „Manche Schüler arbeiten bereits nach ein paar Monaten mit dem zweiten Heft, andere brauchen dafür ein Jahr“, sagt die Geigenlehrerin, die seit zwölf Jahren nach dieser Methode unterrichtet. Sie basiere auf Hören, Nachahmen und Auswendiglernen. Dazu sei es wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern gemeinsam die Musikstücke, die im Unterricht gerade geübt werden, täglich auf einer CD anhörten. Wie gut das funktioniert, beweist die jüngste Teilnehmerin des Workshops Gloria Hatz. Die Dreijährige nimmt seit November letzten Jahres Unterricht bei Ditte Barth in Dossenheim. Mit ihrer kleinen Geige, kaum größer als ein Puppenspielzeug, steht sie zwischen den großen Kindern und wartet auf das Kommando von Heidi König. Fast unglaublich, dass eine Dreijährige schon routiniert mitspielt und das hochkonzentriert. Ihre Mutter Diana Hatz freut sich über die Fortschritte ihrer Tochter: „Es macht ihr unheimlich viel Spaß. Wir hören jeden Tag zu Hause gemeinsam die CD mit dem aktuellen Lied an – diese dient zur Verinnerlichung. Gloria lernt dabei ganz spielerisch und freut sich immer auf die nächste Unterrichtsstunde.“ Wichtig dabei sei es, die Kinder positiv zu bestärken und zu loben, keinesfalls zu tadeln, sondern Verbesserungsvorschläge zu machen, damit sie den Spaß nicht verlieren. Dies sei wesentlicher Bestandteil der Suzuki-Methode. Lehrer, Schüler und Eltern seien die drei Komponenten, die miteinander arbeiteten. Dieses harmonische Miteinander mache allen Beteiligten Spaß. So viel sogar, dass es an diesem Wochenende auch ein Elternorchester gibt, das in einem Raum probt. Krönender Abschluss war am Sonntag das Konzert im Weinstraßencenter. Rund 160 Besucher sind laut König gekommen. „Es war beeindruckend. Die Darbietungen waren auf sehr hohem Niveau“, berichtete sie. Wie es nach der Suzuki-Methode üblich ist, wurden zunächst die schwierigsten Kompositionen von einzelnen Schülern aufgeführt und je leichter die Stücke wurden, desto mehr Workshop-Teilnehmer waren daran beteiligt, sie zu präsentieren. „Zum Schluss standen alle 65 auf der Bühne“, erzählt König von dem schönen Finale. Auch die kleine Gloria war bei den letzten beiden Liedern aktiv dabei. Insgesamt nahmen acht Winzlinge zwischen drei und fünf Jahren teil.

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