Obersülzen/Dirmstein Bürgermeisterwahl: Am Sonntag geht es in die zweite Runde

Hatte im ersten Wahlgang die Nase vorn: Michael Schütz.
Hatte im ersten Wahlgang die Nase vorn: Michael Schütz.

Vier Männer fiebern in Obersülzen und Dirmstein der Wählerentscheidung darüber entgegen, wer in ihrer Ortsgemeinde künftig ans Steuer darf. Alle Kandidaten vereint die Hoffnung auf eine große Beteiligung an den beiden Stichwahlen am 23. Juni und sie erzählen, wie es ihnen im Moment geht.

Für einen Obersülzer Bürgermeisterkandidaten ist das Rennen schon vorbei: Paul Becker von der Gemeinschaft für Obersülzen (GFO) kann sich entspannt zurücklehnen, denn mit 17,3 Prozent erhielt er bei der Kommunalwahl die wenigsten Stimmen. Enttäuscht ist der 20-Jährige von dem Ergebnis aber nicht, sondern im Gegenteil. „Ich hatte gehofft, dass es für mich zweistellig wird“, erzählt er. „Zehn oder elf Prozent hatte ich gedacht, wenn mich nur Freunde und Bekannte wählen.“ Die 73 Stimmen, die er erhielt, haben diese Erwartung übertroffen und deshalb ist er sehr zufrieden.

Die GFO sitzt künftig mit zwei Leuten in Gemeinderat, denn auch bei dieser Wahl hat sie aus dem Stand heraus 17 Prozent erreicht. Da CDU und SPD jeweils auf fünf Sitze kommen, ist sie das Zünglein an der Waage und hat laut Becker auch schon Gespräche mit beiden anderen Parteien geführt. Einen Kandidaten für die Stichwahl zum Ortsbürgermeister will der Student aber nicht empfehlen: „Wir haben uns schon im Wahlkampf Überparteilichkeit auf die Fahnen geschrieben und können uns mit beiden Ortsbürgermeistern wie auch Fraktionen eine Zusammenarbeit im Rat gut vorstellen.

Schütz ruht sich nicht auf seinem Vorsprung aus

CDU-Kandidat Michael Schütz findet die Entscheidung gut, keine Empfehlung auszusprechen – auch wenn die Schnittmenge seiner Partei zur GFO groß sei. „Letztendlich müssen wir alle zusammen im Gemeinderat arbeiten und da wäre es nicht förderlich, wenn jemand wegen einer Empfehlung beleidigt sein sollte. Außerdem geht es um den Wählerwillen“, argumentiert der 39-Jährige, der bereits voller Tatendrang ist. Seine Chancen, bald als Obersülzens neuer Bürgermeister zu agieren, schätzt er als gut ein: „Die Wahl am 9. Juni ist definitiv ein Indikator.“

Da vereinte der Maschinenbautechniker 46,7 Prozent (197 Stimmen) der abgegebenen Stimmen auf sich und zog damit am SPD-Kandidaten und amtierenden Bürgermeister Andreas Lehmann vorbei an die Spitzenposition. Nur etwa 18 Stimmen hätten ihm zur absoluten Mehrheit gefehlt, sagt Schütz. Er ruhe sich aber nicht auf seinem bisherigen Wahlerfolg aus: Zwar habe er keine weiteren Flyer verteilt, dafür aber einen Beitrag über Facebook gepostet, um noch einmal auf den Termin der Stichwahl am Sonntag aufmerksam zu machen.

Zudem habe er bei der Feier zum 1250. Dorfjubiläum ausgeholfen, „da kommt man automatisch mit Menschen ins Gespräch“. Manche von ihnen hätten ihm sogar schon vorzeitig zum Wahlsieg gratuliert, erzählt er: „Das bremse ich aber ganz schnell aus.“ Schließlich falle die Entscheidung erst am 23. Juni. „Und dann geht die Arbeit erst richtig los.“

Glaubt an seine Chance in der Stichwahl: Andreas Lehmann.
Glaubt an seine Chance in der Stichwahl: Andreas Lehmann.

Lehmann hat noch Hoffnung auf einen Wahlsieg

Auf dem Straßenfest ist auch der amtierende Ortsbürgermeister Andreas Lehmann von der SPD gewesen – und war im Vorfeld so eingespannt, dass ihm keine Zeit blieb, verschärft in den Wahlkampf zu gehen. „Haustürbesuche habe ich erst diese Woche machen können“, erzählt der 58-jährige kaufmännische Angestellte. Dass er von Bürgern zum Gespräch eingeladen werde, passiere dabei zwar selten, aber von denen, die das getan hätten, sei durchaus positives Feedback gekommen.

Lehmann hat ebenfalls auf Facebook und Instagram gepostet, um die Obersülzer daran zu erinnern, dass die Wahl noch nicht gelaufen ist und dass sie am Sonntag erneut ihre Stimme abgeben sollten. Im ersten Wahlgang haben 152 Obersülzer für den amtierenden Ortschef gestimmt, damit kam er auf 36 Prozent und lag hinter CDU-Mann Schütz. „Ich hatte damit gerechnet, dass es knapp wird, mich aber eigentlich vorn gesehen“, resümiert er. Schließlich hätten seine SPD und er in den vergangnen Jahren einen ordentlichen Job gemacht.

Obersülzen sei aber von jeher ein eher konservatives Dorf, in dem die SPD es erst 2019 geschafft habe, die Vorherrschaft der CDU zu brechen. Dass es für seine Partei diesmal wieder bergab ging, liegt Lehmanns Meinung nach vor allem an der GFO. „Ich gehe davon aus, dass einige Wähler, die sonst für mich gestimmt hätten, bei Paul Becker ihr Kreuz gesetzt haben“, sagt er. Lehmann erwartet, dass die Stichwahl knapp wird, und rechnet sich durchaus Chancen aus.

Die Zusammensetzung des Rats liefert Indizien dafür, dass er Recht haben könnte: Die GFO hat 17 Prozent errungen und die SPD rund 20 Prozentpunkte verloren, während die CDU einen Gewinn von nur drei Prozentpunkten verbucht.

Jens Schlüter (links) und Jörg Jokisch haben es in Dirmstein in die Stichwahl geschafft.
Jens Schlüter (links) und Jörg Jokisch haben es in Dirmstein in die Stichwahl geschafft.

Schlüter will einen neuen Politikstil für Dirmstein

In Dirmstein hat CDU-Kandidat Jan Storminger die Bürgermeisterwahl verloren. Um seinen Stimmenanteil von 22,4 Prozent kämpfen Jens Schlüter von der Initiative Dirmstein (ID), der mit 42,6 Prozent die Nase vorn hat, und Jörg Jokisch (SPD, 35 Prozent). Beide rechnen sich gute Chancen auf den Sieg aus.

Der ID-Vorsitzende geht wegen seines Stimmenvorsprungs davon aus, dass er die Wahl gewinnt, auch weil die neue Initiative bei der Gemeinderatswahl stärkste Kraft geworden ist. Er sei jedenfalls weit davon entfernt, „ein schwacher Gegner zu sein“. Damit spielt Schlüter auf eine Aussage Jokischs an. Die ID hat ihren Wahlkampf auf dem Gefühl aufgebaut, dass die Dirmsteiner den Stillstand bei großen Projekten satt haben und sich andere Umgangsformen im Rat wünschen. Weniger Streit und Prinzipienreiterei, mehr konstruktives Miteinander sozusagen.

Die Worte Stil, Transparenz, Kommunikation und Anpacken beherrschen deshalb die Wahlwerbung der Gruppe um Jens Schlüter, dessen Konterfei seit dem 9. Juni verstärkt im Dorf zu sehen ist. Beispiele dafür, dass die ID nicht nur als lokale Partei, sondern auch als gemeinschaftsstiftender Verein wahrgenommen werden will, gab sie mit Projekten wie Ferienfreizeit, Spielplatzverschönerung und Familienfest. Schlüter stört sich deshalb an Slogans der Dirmsteiner SPD, die suggerierten, dass die ID nur Ideen, aber keine Kompetenz habe.

Jokisch setzt auf seine Erfahrung und Kompetenz

In der Tat setzen die Genossen vorwiegend auf die kommunalpolitische Erfahrung ihres Kandidaten Jörg Jokisch und erinnern an Projekte, die vor etlichen Jahren in seiner Zeit als Beigeordneter verwirklicht wurden, vor allem eine Weinfestveranstaltung und den Bau der Festhalle.

Jokisch berichtet, er erfahre nach dem ersten Wahlgang einen breiten Zuspruch. Vereinsvorsitzende fragten, wie sie ihn unterstützen könnten und höben dabei vor allem auf seine Kompetenz ab. Öffentliche Bekenntnisse von Dirmsteinern, wie sie die ID von Anfang an auf ihren Plakaten hatte, machen jetzt auch bei der SPD die Runde. Man schneide und veröffentliche in den Sozialen Medien Unterstützervideos, die Bürger gedreht hätten, sagt Jokisch.

Ein weiterer Flyer im Amtsblatt und Haustürbesuche sind die bevorzugten Mittel des 56-Jährigen, um in den Tagen vor der Stichwahl das Ruder herumzureißen. „Leider kann ich nicht alle Wähler erreichen, weil ich so oft zu Gesprächen ins Haus gebeten werde“, sagt Jokisch.

Am Sonntag wird feststehen, wen die Mehrheit der Dirmsteiner für geeigneter hält, das Amt des Ortsbürgermeisters auszuüben.

So wird es am Sonntag auf sehr vielen Tischen in der Pfalz aussehen: Große Mengen an Stimmzetteln warten darauf, ausgezählt zu w

Wahlen Rheinland-Pfalz 2024: So hat die Pfalz gewählt

Verfolgen Sie live den aktuellen Stand der Auszählungen in unseren interaktiven Karten und Grafiken: Oberbürgermeister, Bürgermeister, Gemeinderäte, Kreis- und Stadträte, Bezirkstag - bei den Wahlen am 9. Juni könnte die Kommunalpolitik in Rheinland-Pfalz umgekrempelt werden. Foto: dpa /Jacob Schröter

An dieser Stelle finden Sie Umfragen von Opinary.

Um Inhalte von Drittdiensten darzustellen und Ihnen die Interaktion mit diesen zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Zustimmung.

Mit Betätigung des Buttons "Fremdinhalte aktivieren" geben Sie Ihre Einwilligung, dass Ihnen Inhalte von Drittanbietern (Soziale Netwerke, Videos und andere Einbindungen) angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an die entsprechenden Anbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

x