Grünstadt Brief an die Spielerfrau

iebe Spielerfrau, das Fußballjahr neigt sich dem Ende entgegen und es wird Zeit, ein paar Dankesworte an dich zu richten. Einerseits, weil das Weihnachtsgeschenk für dich mal wieder so überraschend ausfallen wird, wie die Hauptrollenbesetzung in einem Film von Til Schweiger. Andererseits, weil es immer wieder beeindruckend ist, was du das ganze Jahr über mit deinem Kreisligafußballer durchmachst. Die Frauen und Freundinnen der Bundesligastars haben ein verhältnismäßig angenehmes Leben. Sie werden zu den Spielen chauffiert, sitzen auf der Haupttribüne und vergnügen sich in der Halbzeitpause am Sektbuffet der Business-Logen. Nicht so du. Du stehst regelmäßig bei schlechtem Wetter – und einem noch schlechterem Fußballspiel – im Matsch, musst mitansehen, wie sich dein Partner in Gossensprache mit dem Schiedsrichter anlegt und bekommst in der Halbzeitpause nicht einmal eine Bockwurst, weil der Clubwirt das Gesundheitsamt am Hals hat. Nach dem Spiel wirst du die immergleichen Ausreden zu hören bekommen, warum dein Göttergatte heute ausnahmsweise nicht direkt nach Hause kommt, sondern noch auf „ein, zwei Bier“ bei seinen Jungs bleibt. Mit etwas Pech wirst du ihn sechs Stunden später von der nächsten Polizeiwache abholen müssen. Ja, dein Leben spielt sich nicht zwischen Lachsempfang und Instagram-Postings ab. Du bekommst höchstens auf Whats-App hin und wieder ein paar stumpfsinnige Bilderwitze zugeschickt, die dir dein Partner aus seiner Fußballgruppe weitergeleitet hat. Und bei der jährlichen Weihnachtsfeier stellt der kulinarische Höhepunkt eine Schüssel Kartoffelsalat dar, den du selbst zubereitet hast. Das alles wäre vielleicht noch irgendwie zu verkraften – wenn du zumindest in den Saisonpausen jene Anerkennung bekommen würdest, die du verdient hast. Doch nach dem letzten Rundenspiel geht es für deinen Erfolgskicker direkt weiter zum Saisonabschluss in den Bierkönig, danach erfordert die anstehende WM- oder EM-Endrunde seine gesamte Aufmerksamkeit und schließlich muss er sich im Vorfeld der anstehenden Saison ausgiebig mit diversen Tipp-Gemeinschaften und Manager-Spielen beschäftigen. Dass du dies alles mitmachst, ist keine Selbstverständlichkeit. Daher möchte ich dir im Namen aller Amateurfußballer „Danke“ sagen. Für deine Geduld. Deine Nachsicht. Deine Fähigkeit, die regelmäßige aufkommende Wut zu unterdrücken. Danke! PS: Denkst du bitte noch an den Kartoffelsalat für die Weihnachtsfeier!? Die Kolumne Unser Autor kann auf eine lange und erfolglose Karriere in den Niederungen des Amateurfußballs zurückblicken. Hier schreibt er wöchentlich über Schwalbenkönige, Kabinenrituale und Trainingsweltmeister – rein subjektiv natürlich, denn die Wahrheit liegt sowieso auf dem Platz.

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