Neuleiningen Burgweinfest: Angenehmer Dreiklang mit Misstönen

Schorle satt beim Neuleininger Burgweinfest.
Schorle satt beim Neuleininger Burgweinfest.

Schorle satt und Schlemmen in angenehmer Atmosphäre, dazu nette Gespräche und kostenfrei Musik hören: Genießer haben dazu auch noch am Montag die Gelegenheit beim 16. Neuleininger Burgweinfest. Das 2011 zur schönsten Veranstaltung dieser Art in der Pfalz gekürte Event ist die ersten Tage gut besucht gewesen. Allerdings hatte sich diesmal etwas sehr Unschönes ereignet.

Täglich Hunderte Menschen hat es seit Freitag wieder hinauf auf den Neuleininger Schlossberg gezogen, wo die weithin sichtbare Festungsruine der Leininger Grafen über der Pfalz thront. Die drei örtlichen Winzer Johannes Nippgen, Rudolph Rüttger und Moritz Speeter hatten zum 16. Burgweinfest geladen. Die Veranstaltung vereint edle Tropfen mit leckeren Speisen und guter, unaufdringlicher Musik. Ein Ort, wo man nette Leute trifft und die Seele baumeln lassen kann.

„Wir kommen jedes Jahr aus Speyer hierher“, erzählt Sabine König. Der Dreiklang „guter Wein, gute Musik und gute Luft“ locke sie an. Insgesamt sei die Atmosphäre einmalig schön. Ihr Mann Daniel König ergänzt: „Wir unternehmen gern etwas zu zweit und lernen neue Menschen kennen.“ Das Paar sitzt an einem der vielen Tische, die mit rund 350 Stühlen bestückt sind. Andere kuscheln auf einer Decke, die sie auf der Wiese am Fuß des Turms ausgebreitet haben. Manche fläzen sich in mitgebrachte Campingliegen und streicheln ihren Hund. Einige hocken auch mit dem Schorleglas auf den alten Sandsteinen und lauschen der Band, die in angenehmer Lautstärke Musik verschiedener Stilrichtungen darbietet. Als am Freitag die Mannheimer Formation Amokoustic auf der Bühne stand, seien die Organisatoren mit der Resonanz zufrieden gewesen, resümiert Nippgen am Samstagabend, während sich der Burghof zum Auftritt von Holger Bläß & friends füllt. Es hat sich schon eine beachtliche Warteschlange vor dem Stand des Caterers Christian Speeter gebildet. Hier gibt es nicht nur die üblichen Snacks wie Bratwurstbrötchen, sondern komplette Tellergerichte wie Bulgursalat mit Hähnchenspieß oder Rieslingschinken mit Senfsoße, Krautsalat und Bratkartoffeln.

Apropos Riesling: Gibt es etwas Neues im großen Ausschankzelt der Winzer? „Ja, wir haben mehr Alkoholfreies im Angebot“, sagt Nippgen. Damit meint er nicht nur Wasser und Saft, sondern auch Weine ohne Prozente. „Alkoholfrei liegt im Trend“, erklärt er und Mitbewerber Moritz Speeter nickt. „Wir haben dieses Jahr ein Pilotprojekt auf der Basis von Gewürztraminer gestartet“, berichtet er. Das aromatische Produkt nennt sich „Schwindelfrei“ und enthält knapp ein Drittel so viel Zucker wie Traubensaft. „Wir haben erst einmal nur 2000 Liter davon gemacht, aber die sind schon fast ausverkauft“, so Speeter, der stolz auf einige Auszeichnungen seines Betriebes hinweist. Rüttger hat den Secco „Bedenkenlos“ dabei, der halb so süß sei wie üblich. „Wir haben uns schon mit der Idee beschäftigt, unserem Wein von Dienstleistern den Alkohol entziehen zu lassen, sind aber noch zu keinem Entschluss gekommen“, erklärt er.

Da er seine edlen Tropfen auch dem schweizer Weinhändler angeboten hat, bei dem Nene Rader arbeitet, ist sie nun zusammen mit Jeny Kronberg zum Burgweinfest gereist. „Wir waren vor fünf Jahren schon einmal hier. Das Ambiente ist toll“, meint Kronberg über das Burgweinfest, das auch am Montag noch läuft. Der Düsseldorfer Jakob Hubenberg besucht zusammen mit Nora Wagner gerade Freunde aus Grünstadt und so lernen die beiden das Herzstück der Pfälzer Kultur kennen: die Schorle aus dem Halb-Liter-Dubbeglas. „Bei uns gibt’s nur Altbier“, sagt er lachend.

Nicht zum Lachen ist Nippgen zumute, der auch der Neuleininger Ortsbürgermeister ist. In der Nacht auf Samstag sei Notstrombeleuchtung und Werkzeug für rund 3000 Euro von der Burg gestohlen worden. „Unsere Videokamera hat gegen 4 Uhr einen Täter aufgezeichnet“, erzählt er. Leider lasse sich das Equipment nicht versichern und eine Nachtwache sei zu teuer.

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