Grünstadt „Das ist auf Dauer nicht zu leisten“

«Ebertsheim.» Die komplette Führungsriege geht von Deck: Sowohl die beiden Vorsitzenden Jochen Mayrer und Elpidio Battistutta als auch Kassenwart Ewald Geist und Schriftführer Werner Janson haben angekündigt, bei der Generalversammlung des TSV Ebertsheim nicht mehr für ihre Ämter zu kandidieren. Damit müssen am Freitag die wichtigsten Posten des Vereins neu besetzt werden. Lorenz Hofstädter hat Vereinschef Jochen Mayrer gefragt, warum er und seine Kollegen nicht weitermachen wollen, wie es um den Verein momentan steht und ob der TSV überhaupt eine Zukunft hat.

Wenn sich das komplette Führungsteam nach vier Jahren Amtszeit auf einmal verabschiedet, liegt die Vermutung nahe, dass es Streitigkeiten innerhalb des Vereins gibt....

Von Streit kann keine Rede sein – auch nicht im Vorstand. Im Gegenteil, wir haben in den vergangenen vier Jahren gut zusammengearbeitet. Allerdings ist für jeden einzelnen der Punkt erreicht, wo es gesundheitlich oder beruflich einfach nicht mehr weitergeht. Die Führung eines Vereins ist an sich schon sehr zeitintensiv. Wenn dazu dann immer weniger Leute bereit sind, dem Verein in irgendeiner Form zu helfen, dann müssen auch das noch die Vorstände übernehmen: ob als Jugendtrainer oder als Helfer bei Renovierungsarbeiten und Veranstaltungen. Das gesamtgesellschaftliche Phänomen der zurückgehenden Bereitschaft ehrenamtlicher Tätigkeit hat sich beim TSV in der Vergangenheit ganz extrem niedergeschlagen. So stellen wir zum Beispiel inzwischen in der Jugendspielgemeinschaft mit der TSG Kerzenheim mit mir den einzigen von acht Jugendtrainern. Auch hat es keine Veranstaltung gegeben, für die wir genügend Helfer gefunden hätten. Auch da waren wir dann immer beim Einkauf, Auf- und Abbau oder Verkauf tätig. Das war und ist auf Dauer nicht zu leisten. Deswegen musste jeder einzelne von uns aufgrund seiner ganz persönlichen Situation für sich einen Schlussstrich ziehen. Dass wir nicht mehr zu einer Wiederwahl antreten, haben wir uns alle reichlich und lange überlegt. Unsere definitive Entscheidung haben wir dann auch frühzeitig kommuniziert, damit die Mitglieder nicht bei der Generalversammlung davon überrascht werden. Etwa in dem Schreiben, das im Februar an jedes der derzeit 305 Mitglieder verschickt worden ist. Haben sich inzwischen potenzielle Kandidaten für die Ämter gemeldet? In dem Schreiben an die Mitglieder haben wir auch bewusst darauf hingewiesen, dass es eine Vielzahl von Möglichkeiten gibt, sich im TSV zu engagieren. Je nach seinen individuellen Neigungen und Fähigkeiten kann man auch im Kleinen helfen und im Team erfolgreich sein. Denn wir sind uns sicher, dass es auch für die künftige Vereinsführung nur geht, wenn mehr Menschen mithelfen. Natürlich haben wir auch viele persönliche Gespräche geführt. Kandidaten für eines der frei werdenden Ämter haben sich da noch nicht ergeben. Ich bin trotzdem optimistisch, dass wir an der Mitgliederversammlung die wichtigen Positionen besetzen können. Wie sieht’s momentan im Verein aus? Ist der TSV gesund und was wird die möglichen Nachfolger erwarten? Wir haben gut gearbeitet und gewirtschaftet in den vergangenen Jahren. So wurden neben den vielen laufenden Arbeiten die Duschen im Tennisheim renoviert, ein Vorstandszimmer mit Archiv eingerichtet und ein Aufsitzrasenmäher angeschafft, um nur einige Beispiele zu nennen. Trotz dieser Investitionen haben wir es geschafft, einen langfristigen Kredit nicht nur zu bedienen, sondern auch eine Sondertilgung zu leisten. Finanziell sind wir also absolut gesund. Auch sportlich wurden die Weichen gestellt: Bei den aktiven Fußballern wird die Spielgemeinschaft mit dem TSV Bockenheim weitergeführt, bei der Jugend mit Kerzenheim. Die Tennisabteilung tritt mit vier Mannschaften in der Medenrunde an, erstmals seit einiger Zeit wieder mit einer aktiven Mannschaft. Daneben laufen Badminton und Kraftsport weiter – auch wenn hier wohl ein Nachfolger für den bisherigen Abteilungsleiter gesucht werden muss. Ebenso das Kinderturnen und die Frauengymnastikstunden sowie die Abteilung Karneval. Wir können mit ruhigem Gewissen sagen, das Feld des TSV ist gut bestellt. Was passiert, wenn keiner bereit ist, Verantwortung in vorderster Front für den TSV zu übernehmen? Ich habe mich vorsichtshalber beim Sportbund kundig gemacht. Danach gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie das weitere Verfahren aussehen könnte. Über die möchte ich die Mitglieder aber erst in der Versammlung informieren, wenn bei den Neuwahlen tatsächlich keine geschäftsführende Vorstandschaft gefunden werden sollte. In der Vergangenheit war es immer so, dass dann eine außerordentliche Mitgliederversammlung nur mit dem Tagesordnungspunkt Neuwahlen stattgefunden hat. Das ist nur eine Möglichkeit, es gibt auch andere. Für den Fall einer Entscheidung für eine außerordentliche Versammlung würde diese innerhalb weniger Wochen stattfinden. Viel länger darf sich das nicht hinziehen. Der Verein soll und muss ja seine Geschäftsfähigkeit behalten. Aber wie gesagt, ich bin optimistisch, dass die Neuwahlen schon am Freitagabend erfolgreich sein werden. Termin Freitag, 23. März, ab 19.30 Uhr, Mitgliederversammlung des TSV Ebertsheim im Sportheim. Neben Jahresberichten, Haushaltsplanung und Ehrungen wichtigster Punkt der Tagesordnung: Neuwahlen.