Grünstadt „Das ist der Hammer“

Zu später Stunde und nach dem Regen ist der Luitpoldplatz am Samstag gut gefüllt.
Zu später Stunde und nach dem Regen ist der Luitpoldplatz am Samstag gut gefüllt.

„Rollin, rollin on the river. Cleaned a lot of plates in Memphis“, schallt es über den Luitpoldplatz, der zu Beginn des Musikprogramms beim Grünstadter Weinwettstreit am Samstagabend noch halb leer ist. Die Gitarrenhelden, die gerade Ike und Tina Turners Hit „Proud Mary“ covern, lassen sich davon aber nicht beeindrucken und geben auf der Bühne alles. Die Musik kommt gut an, wie von den Besuchern zu hören ist.

„Die Band ist wunderbar“, sagt Michael Werner-Scheid und nimmt einen Schluck aus seinem Schorleglas. Der Vorsitzende des Kulturvereins neuer landweg, der inzwischen in Grünstadt wohnt, findet, dass die Gruppe die richtige Wahl für das Weinfest ist. Ebenso wie das weitere Unterhaltungsprogramm für die viertägige Veranstaltung, auch wenn manches davon ihm persönlich nicht so zusage. Gitarrist Sebastian Linzenmeyer, der die Gruppe vor zwölf Jahren zusammen mit Eike Walter gegründet hat, sagt mit Blick zum grauen Himmel, aus dem es seit wenigen Minuten nicht mehr regnet: „Das Wetter ist nicht ganz optimal. Deshalb müsst ihr durch Mitklatschen zeigen, dass ihr Spaß habt.“ Willig macht das Publikum, das minütlich wächst, mit. Ein Pärchen beginnt vor der Bühne zu tanzen. „Wir haben diese Band schon öfter gehört, da gefallen uns viele Songs“, sagt Volker Pfeifer, der sich mit seiner Gattin Ines zum flotten Rhythmus dreht. Die Lautstärke sei okay. „Wenn die spielen, wollen wir uns nicht unterhalten“, meint der Kindenheimer. Das sagt auch Mathias Krämer, der mit seiner Frau Christina aus Sausenheim gekommen ist. Sein Kommentar zur Musik: „Das ist der Hammer. Unglaublich gut.“ Auch mit den anderen Kapellen und Ensembles, die im Lauf des Weinwettstreits auftreten – Modern Sound Bigband Bockenheim, die Bläser der TSG Grünstadt, das Erste Akkordeonorchester Grünstadt, Music-of-power-Man Heinz Schössler, The Nannys und Daily Races – ist er einverstanden. „Ich bin offen für verschiedene Musikrichtungen und Interpreten“, sagt Krämer, der Verständnis dafür hat, dass immer wieder dieselben Bands engagiert werden, wenn damit gute Erfahrungen gemacht wurden. Allerdings könnte statt eines Alleinunterhalters mal eine semiprofessionelle Band auftreten. Derweil steht Eike Walter ganz vorn am Bühnenrand und präsentiert mit viel Feeling ein schönes Gitarrensolo. Er wird bewundert von einem kleinen Mädchen in einem rosa Kleidchen, das sich zaghaft zum Rhythmus bewegt. „Ihr seid saugut!“, brüllt ein Mann von einem der inzwischen eng besetzten Tische, springt auf und beginnt auch zu tanzen. Eric Claptons „Leyla“ ist nun dran. „Ich mag Rockmusik“, sagt die Grünstadterin Wiltrud Kratzer. Auf Unterhaltungen müsse man trotz der Lautstärke nicht verzichten. „Dann ist man hinterher halt mal ein bisschen heiser. Das geht wieder rum.“ Ihr Mann Udo würde sich auch gern die Fünfziger-Jahre-Hits von The Nannys am Sonntag anhören, „wenn wir nichts anderes vorhaben und das Wetter mitspielt“. „Ich war sonntags noch nie hier. Da muss ich mich vom Samstag erholen“, sagt Kevin Burns und lacht. Die Gitarrenhelden seien okay, aber in erster Linie gehe er auf das Fest, um Freunde zu treffen und Wein zu trinken, so der Göllheimer, der mehr auf die Musik der 70er und 80er, vor allem aber auf Elektronisches und Hip Hop steht. Blas- und Akkordeonmusik sei nicht so seins. Seine Frau Valentina zuckt die Achseln: „Ich bin für alles offen.“ Zufrieden mit den Gitarrenhelden zeigen sich auch Cenk Senturk aus Grünstadt und Christian Benz aus Sausenheim. Die beiden finden auch die Mischung in Ordnung. Da sei für jeden etwas dabei. Nicht in erster Linie wegen der Musik auf das Fest geht Hartmut Risser. „Ich möchte Wein trinken und abschalten“, erklärt der Kerzenheimer, der bedauert, dass es „keine ruhige Ecke“ auf dem Luitpoldplatz gibt. Nach Stücken von U2 und Bruce Springsteen covert die Band jetzt „Lady In Black“ von Uriah Heep. Dazu wird jemand aus dem Publikum gesucht, der die Rhythmusgitarre mit den Akkorden a-moll und G-Dur übernimmt. Dieter Schäfer kommt auf die Bühne und macht seine Sache gut. „Das hat Spaß gemacht“, sagt der Eisenberger hinterher und verrät: „Ich mache seit 20 Jahren Musik und habe gerade eine Classic-Rock-Band gegründet.“ Derweil haben die Gitarrenhelden viele Zuschauer. Der Regen bleibt weg, und die Stimmung ist gut. Bei „Walking By Myself“ von Gary Moore wird das Weindorf gerockt.

Die Gitarrenhelden, hier Eike Walter (links) und Sebastian Linzenmeyer,sorgen für Stimmung im Weindorf.
Die Gitarrenhelden, hier Eike Walter (links) und Sebastian Linzenmeyer,sorgen für Stimmung im Weindorf.
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