Grünstadt Der Hype soll weitergehen

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Eisenberg. Nach dem überraschenden Gewinn der Handballeuropameisterschaft im Januar wollte die deutsche Nationalmannschaft der Herren auch bei den olympischen Spielen eine gute Rolle spielen. Das ist ihr gelungen, auch wenn das gestrige Halbfinalspiel gegen Frankreich bei Redaktionsschluss noch nicht beendet war. Einer hat bestimmt zugeschaut: Benjamin Vogel von der Handball-Region (HR) Göllheim-Eisenberg, der das deutsche Team zwar nicht unbedingt als Topfavorit auf den Turniersieg sah, ihnen aber durchaus eine Medaille zutraute. Mit Vogel hatten wir noch vor den Spielen gesprochen.

Benjamin Vogel gehört mit seinen 29 Jahren schon zum Inventar der Nordpfälzer Handballspielgemeinschaft. Seit seinem zwölften Lebensjahr spielt Vogel Handball. Ein Jahr später kam er dann nach Göllheim, ohne anschließend noch einmal das Trikot eines anderen Vereins getragen zu haben. Allerdings wird er in der kommenden Runde gar kein Leibchen mehr tragen. „Leider war die vergangene Saison auch meine letzte als Spieler, da ich aus gesundheitlichen Gründen die Handballschuhe an den Nagel hängen muss“, berichtet der HR-Leistungsträger, der zunächst den Rückraum, später dann den Kreis sein handballerisches zu Hause nannte. In diesem Jahr beendete Vogel auch sein Lehramtsstudium und wird sein Referendariat (Sport/Geschichte) am Gymnasium Nackenheim bei Mainz antreten. Als angehender Sportlehrer habe vor Olympia – trotz des russischen Dopingskandals oder etwaiger Gesundheits- und Sicherheitsrisiken – die Vorfreude auf die Sommerspiele überwogen, so Vogel, der das Weltereignis als das Nonplusultra im Sport betrachtet: „In ihrer Verbindung aus Sport, Geschichte, Kultur und Erziehung stehen die Spiele in meinen Augen für viel mehr als etwa eine WM oder EM“. So ist es wenig verwunderlich, dass er versucht habe, so viele Wettkämpfe als möglich zu schauen, auch wenn aufgrund der Zeitverschiebung, dass nicht immer gelang. „Für mich macht Olympia gerade der Mix aus Sportarten, die sonst keine außerordentliche mediale Präsenz innehaben aus – oder auch das Auftreten meiner Lieblingssportler sowie Superstars“, betont Vogel. Auf seiner persönlichen Programmliste standen etwa das Finale im 100-Meter-Lauf, Badminton, Judo oder auch Turnen. Ein besonderes Augenmerk legte der Hettenleidelheimer natürlich aufs Handballturnier. Der deutschen Mannschaft traute er durchaus eine Medaille und damit auch die Bestätigung des Europameistertitels zu. Dass die Vorrundengruppe mit den Gegnern Schweden, Polen, Slowenien, Ägypten und Brasilien kein Selbstläufer war, auch das hat Vogel vor dem Turnier richtig prophezeit. Falsch lag er nur in der Einschätzung des Gastgebers Brasilien. Ihnen traute er das Überstehen der Gruppenphase nicht zu, „auch wenn sie in der Vergangenheit schon bewiesen haben, dass sie durchaus Handball spielen können. Allein der Stimmung wegen würde ich es mir aber wünschen, da eine Halle mit 12.000 Plätzen beim Handball erst einmal gefüllt werden muss“. Für einen Sieg gegen Deutschland und das Erreichen des Viertelfinals hatte es bei den Brasilianern gereicht. Als Medaillenkandidaten bezeichnete Vogel im Vorfeld vor allem Frankreich und Dänemark – und die deutsche Mannschaft um Erfolgscoach Dagur Sigurdsson. Dass die Erwartungen an die Nationalmannschaft nach dem EM-Titel gestiegen waren, hatte er nicht als Nachteil betrachtet: „Ich traue den Bad Boys zu, damit umgehen zu können. Diese Erwartungen sind ja seitens der Spieler gewollt, wenn ein Andreas Wolff offen über das Ziel der Goldmedaille spricht. Ich finde das gut.“ Gerade für das Image und Interesse am Handball in Deutschland wäre ein Erfolgserlebnis in Rio äußerst positiv. Vogel: „Ohne anhaltenden Erfolg der Nationalmannschaft droht der kleine Handballhype unter der Last des Fußballs zusammenzubrechen. Ähnlich geht es auch anderen Sportarten. Deshalb ist gerade Olympia als mediale Plattform so wichtig für alle Sportarten, um eine vielfältige Sportkultur aufrechterhalten zu können“. Die Serie Wenn sich bei den Olympischen Spielen in Rio die besten Sportler der Welt treffen, dann messen diese sich in Disziplinen, die auch in der Region ausgeübt werden. Wir stellen eine Auswahl dieser olympischen Sportarten und ihre Situation vor Ort vor.

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