Grünstadt Der Sprach-Jongleur

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Eine etwas andere Art der Büchervorstellung erwartete am vergangenen Samstag die Zuhörer im Gasthaus „Zum Engel“ in Eisenberg. Die Verbandsgemeindebücherei hatte nun schon zum vierten Mal zur einer Lesung mit Essen eingeladen – und mit Arnim Töpel als Referent ein „Sahnehäubchen“ gewinnen können. Er begeisterte die zahlreichen Gäste mit Auszügen aus seinen beiden Mundart-Krimis „De Schorle-Peda“ und „Muffzekopp“.

Töpel

gilt als Ausnahmeerscheinung und Philosoph unter den Kabarettisten, was ihm schon zahlreiche Preise einbrachte, zum Beispiel die Hermann-Sinsheimer-Plakette. Seine Biografie liest sich alles andere als eintönig. Zitat: „Ausgestattet mit der Freude am Zweifeln, gehörte ich nie zu denen, die ein konkretes Berufsziel hatten.“ Nach einem abgeschlossenen Jurastudium wechselte er zum Südwestfunk Baden-Baden, wo er sich acht Jahre ausnehmend wohlfühlte. Dann der Sprung auf die Bühne. Töpel schreibt: „Ich habe dies nie bereut, auch wenn ich Radio vermisse und weiterhin bedauere, in diesem wunderbaren Medium nicht mehr zu arbeiten“. Ein Trost: Nun hat er sich seinen größten Traum erfüllt und ist unter die Krimiautoren gegangen. Seit Kindertagen begleitet ihn überdies das Klavier – ohne dieses ist ein Auftritt für ihn undenkbar. Blues und Soul haben es ihm am meisten angetan. Und so serviert er zwischen den Lesungen Selbstkomponiertes am E-Piano. Aufgewachsen in der Nähe von Heidelberg mit Berliner Eltern, hat er erst spät seine Liebe zum kurpfälzischen Dialekt entdeckt. Und so sind seine Auftritte immer dreisprachig: kurpfälzisch, hochdeutsch und musikalisch. Ein Sprach-Jongleur. Töpel ist berühmt für seinen atemberaubenden Wechsel zwischen genuscheltem Dialekt und geschliffener Hochsprache. Er zeigt, dass Mundart alles andere als ordinär ist – im Gegenteil, vielleicht ist es genau diese Mischung, die seinen Büchern die nötigen Würze gibt. „Sprache ist für mich Heimat, über sie bin ich nach Hause gekommen“. Seine Programme sind Liebeserklärungen an die Sprache. Sie springen eindrucksvoll zwischen Hochdeutsch und Dialekt, spielen mit der Musikalität, dem Rhythmus und natürlich dem Kurpfälzer „Groove“. Feinsinn und Intellekt vereinen sich in ihm mit Ehrlichkeit und Direktheit. Töpel ist ein Meister der subtilen Pointe, der mit Selbstironie und Charme seine Zuhörer zum Lachen bringt. Er liebt es, alles was er tut, in eigener Regie zu machen. „Ich bin immer ich“, dies scheint seine Zauberformel zu sein. Die Eisenberger Gäste hatten keine Probleme, die Geschichten um Kommissar Günda – „endlich ein Kommissar vun doo, der auch so spricht“ – und dessen hochdeutsch sprechenden Assistenten Fritjof Freese zu verstehen. „ Geh mol dange!“ – „Wofür?“ Am Schluss noch ein liebgemeinter Ratschlag von ihm: er empfiehlt seinen Lesern die Bücher laut zu lesen, denn: „ Mundart lesen im Kopf ist noch anstrengender als sie zu sprechen. “ Ein absolut gelungener Abend mit einem brillanten Künstler und einem herbstlich zusammengestellten Drei-Gänge-Menü.

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