Grünstadt Die Mutter aller Sportarten

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GRÜNSTADT. Turnen – „Die Mutter aller Sportarten“, so eine häufige Bezeichnung dieser olympischen Disziplin, die dank Aushängeschilder wie Fabian Hambüchen in den vergangenen Jahren wieder mehr im Fokus steht. Bei der TSG Grünstadt turnen rund 50 Jungen im Alter ab neun Jahren und seit 2016 zirka 30 Mädchen in der Turn-Talentschule. Ein Prädikat, das die Nachwuchsturnabteilung ob ihrer guten Leistungen auf Landes- und Bundesebene bekommen hat.

In der Turnhalle der TSG ist alles aufgebaut: Vom Reck über den Barren bis hin zum Pferd. An diesem Tag feilt hier der 21-Jährige Bundesliga-Turner Tim Brand an seiner Sprungtechnik. Bereits mit vier Jahren stand er in der Halle. Regelmäßiges Training, um zumindest das Niveau zu halten, gehören seiner Meinung nach dazu, auch wenn vielen die Zeit für noch intensiveres Training fehle. Trainer Michael Danner erklärt das Problem: „Turnen ist eine der zeitintensivsten Sportarten überhaupt. Bis zu 14 Stunden pro Woche verbringen Leistungssportler in der Halle. Mit Schule, Studium oder Beruf lässt sich das oft schwer vereinbaren.“ Trotzdem sei das Turnen optimal, Kinder an Sport heranzuführen, selbst wenn sie sich später für andere Sportarten entscheiden. Cara Schultz, die für die TSG in den Kindertagesstätten unterwegs ist und durch Übungen wie Ballwerfen oder auf einem Bein stehen/springen den Kleinen schon früh das richtige Körpergefühl vermittelt sowie Interesse am Sport wecken möchte, stellt zunehmend fest: „Viele Kinder bewegen sich zu wenig und haben oft Defizite in ihrer Motorik, das möchten wir durch Sport ausgleichen.“ Mit dem Turnen müsse man so früh wie möglich anfangen. Dafür bietet die TSG-Turnhalle optimale Trainingsbedingungen, wie Andreas Lambrix, Teammanager der Bundesliga, erklärt: „Wir haben eine Schnitzelgrube, die gerade für schwierige Übungen sehr geeignet ist. Die Schaumstoffteile verhindern bei missglückten Sprüngen eine Verletzung.“ Sogar über die neuste Bodenplatte „Moskau“, die ebenfalls bei den Olympischen Spielen in Rio steht, verfügt der Verein. „Darauf sind wir sehr stolz. Lediglich die Farbe weicht von der in Südamerika ab“, erzählt Trainer Florian Bachmann. Natürlich haben alle TSG-Turner mit den Olympioniken mitgefiebert und mit ihnen auf ein paar Medaillen gehofft. Geplant war zum Zeitpunkt des Interviews auch, sich gemeinsam Olympia-Übertragungen anzuschauen. Denn: Gute Platzierungen der Deutschen, so war die Hoffnung, könnte das Leistungsturnen und damit die TSG für Eltern und Kinder attraktiver machen, so Florian Bachmann. Auch Michael Danner sah darin eine Chance, mehr Leute für das Kunstturnen zu gewinnen und aufzuklären, immerhin werde diese Disziplin oft mit Leichtathletik verwechselt. Die Olympischen Spiele seien wieder einmal eine Gelegenheit, sich als eigene Sportart vorzustellen. Turnen gehört zu den Gründungssportarten der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 in Athen und ist seither bei den Sommerspielen immer mit dabei. Mit mehr als fünf Millionen Mitgliedern ist der Deutsche Turner-Bund (DTB) nach dem Deutschen Fußballbund-Bund (DFB) der zweitgrößte Sport-Dachverband in Deutschland. Die Serie Wenn sich bei den Olympischen Spielen in Rio die besten Sportler der Welt treffen, dann messen diese sich in Disziplinen, die auch in der Region ausgeübt werden. Wir stellen eine Auswahl dieser olympischen Sportarten und ihre Situation vor Ort vor.

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