Grünstadt Drei Geschosse sollen reichen

Ein Anwohner hat den geplanten Gebäudekomplex gezeichnet.
Ein Anwohner hat den geplanten Gebäudekomplex gezeichnet.

Der Investor möchte auf dem ehemaligen Gelände des Instituts für klinische Studien CRS (Clinical Research Services) in der Richard-Wagner-Straße, Ecke Am Herrengang ein Gebäude für 34 Seniorenwohnungen errichten, in denen die Eigentümer oder Mieter durch den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) betreut werden. Daneben sollen zwei Häuser mit je sieben Wohnungen entstehen. Dagegen wehren sich die Anlieger, weil ihnen die Bauten zu hoch sind (wir berichteten). Im Planungsausschuss wurde das Projekt ausführlich diskutiert. Der Ist-Zustand und was geplant ist: Das Vorhaben liege in einem Bereich, für den es keinen gültigen Bebauungsplan gebe und die Zulässigkeit nach Paragraf 34 Baugesetzbuch beurteilt werden müsse, schilderte der stellvertretende Bauamtsleiter Dirk Theobald die Situation. Das bedeutet, dass sich das Projekt nach Art und Maß in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen muss. Bislang umfasse die Gewerbebrache auf 3840 Quadratmetern Land ein 50 mal 25 Meter großes Gebäude mit zwei Stockwerken plus Aufbau und einem Bürohaus mit drei Etagen von 23 mal elf Metern. Der Neubau soll 51,5 Meter lang und 20,4 Meter tief sein sowie drei Vollgeschosse plus Staffelgeschoss mit einer Gesamthöhe von 12,2 Metern aufweisen. Die freistehenden Mehrparteienhäuser werden jeweils 11,8 Meter hoch sein. „Die Bedenken der Anwohner sind nachvollziehbar“, sagte Theobald. Die neuen Gebäude würden sich nicht harmonisch in die Umgebung einfügen, in der es zwar schon Häuser mit 50 Meter Länge und mit dreieinhalb Geschossen gebe, „doch es steht bisher kein Gebäude in der Nähe, das 50 Meter misst und gleichzeitig so hoch ist“, so Theobald. Die Diskussion des Planungsausschusses: Susanne Faust von den Grünen wünscht sich ein gefälligeres Aussehen der Neubauten, etwa durch eine Gliederung der Fassade. Ihre Parteikollegin Elke Vetter schlug vor, den Plan zu spiegeln und das höhere Gebäude auf die andere Seite in die Nähe des großen Neubaus bei der Gesangbuchfabrik zu stellen. Von Gregor Grzonkowski (SPD) kam der Einwand: „Wohin soll die Paragraf-34-Regel noch führen, wenn sich jeder Neubau am maximal möglichen in der Umgebung ausrichtet?“ FDP-Frau Alise Höhn fragte nach einem Modell des Projektes, um die Entscheidung zu erleichtern. Günter Herrmann (CDU) meint nicht, dass sich die Aussicht für die Bewohner der drei Doppelhäuser gegenüber des Grundstücks unbedingt verschlechtern wird: „Derzeit schauen die einen auf den hässlichen, dreistöckigen Bürokasten, die anderen auf den öden Parkplatz und die dritten auf den schönen Nussbaum.“ Einer der beiden Nussbäume soll nach den jetzigen Plänen stehen bleiben. Sozialdemokrat Gerd Walther sagte: „Die schwierige Lage erfordert Kompromisse. Die Seniorenanlage sollte mit drei Geschossen auskommen.“ Auch erbat er eine Simulation der möglichen Verschattung umliegender Häuser durch den Neubau. Walther merkte zudem an, dass die Anzahl der Pkw-Stellflächen zu knapp bemessen sei. Man sollte die Errichtung einer Tiefgarage prüfen. Theobald erklärte, dass für jede Seniorenwohnung nur 0,2 Parkplätze vorhanden sein müssen (normal: pro Wohnung 1,5). Insofern bräuchten nur sieben Stellflächen ausgewiesen zu werden, es seien aber 25. Unterirdische Parkplätze seien sehr teuer. Eine Gliederung des Baukörpers könne man nicht fordern, sondern nur erbitten. August Nahstoll (CDU) gab zu bedenken, dass die Bedingung, 50 Prozent der Senioren dürften kein Auto haben, bei Bewohnerwechseln problematisch werden könnte. „Außerdem weiß ja jeder, wie man solche Auflagen umgeht: Die Wagen stehen dann halt an der Straße.“ Dirk Theobald fasste zusammen, mit welchen Vorschlägen die Stadt an den Investor herantreten wird: ein Geschoss weniger bei der Seniorenanlage, eine Tiefgarage, die Spiegelung des Planes und eine Verschattungssimulation. Der ASB Grünstadt übernimmt die Betreuung Unter den zahlreichen Zuhörern saß auch Adam Vogel, Zweiter Vorsitzender des ASB-Kreisverbandes Grünstadt-Eisenberg-Carlsberg. Er versicherte der RHEINPFALZ, dass der aus dem Badischen stammende Investor bereits große Erfahrung mit solchen Projekten hat: „Er ist auch Architekt und hat bundesweit schon rund 30 Anlagen für Betreutes Wohnen gebaut.“ In der Regel würden sie von der Arbeiterwohlfahrt betrieben, über die auch der Kontakt hergestellt worden sei. Der Investor handelt mit dem ASB einen Betreuungsvertrag aus. Demnach müssten den Bewohnern pauschal folgende Grundleistungen geboten werden: Es wird ein Rund-um-die-Uhr-Hausnotrufsystem installiert, mindestens drei Stunden täglich soll ein Ansprechpartner vor Ort sein und pro Woche werden zwei Angebote informativer oder geselliger Art gemacht. „Darüber hinaus kann jeder Senior weitere Hilfen in Anspruch nehmen, etwa das Waschen der Wäsche, die Reinigung der Wohnung oder Essen auf Rädern“, erläuterte Vogel. Diese Zusatzleistungen würden individuell vereinbart und abgerechnet. Der ASB-Vorstand werde sich demnächst eine bereits bestehende Wohnanlage des Investors anschauen.

Hier soll die Seniorenwohnanlage hin, die noch etwas höher werden soll.
Hier soll die Seniorenwohnanlage hin, die noch etwas höher werden soll.
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