Ebertsheim Eine etwas andere Neujahrsrede

„Regisseur“ Robert Schwarz mit Ortsbügermeister Bernd Findt bei der Aufzeichnung des virtuellen Neujahrsempfangs 2021.
»Regisseur« Robert Schwarz mit Ortsbügermeister Bernd Findt bei der Aufzeichnung des virtuellen Neujahrsempfangs 2021.

Morgen wird Bürgermeister Bernd Findt virtuelle zu „seinen“ Ebertsheimern sprechen, wie am Silvesterabend Bundeskanzlerin Angela Merkel zu „ihren“ Deutschen. Findts Rede wird aber „viel unterhaltsamer rüberkommen“, sagt einer, der’s wissen muss.

Regisseur, Kameramann, Requisiteur und Cutter in einer Person ist Robert Schwarz. Der im Ebertsheimer Ortsteil Rodenbach wohnende Jungrentner hat seine anfängliche Hobby-Filmerei inzwischen zur professionellen Passion gemacht. Jüngster Beweis seiner filmischen Kreativität: der 76-minütige Film über und mit Rodenbachern anlässlich ihres 1250. Dorfjubiläums. Auch da hatte Schwarz schon besondere Sequenzen eingebaut: etwa mit seiner Drohnenkamera eingefangenen Dorf-Ansichten aus der Vogelperspektive.

Ein eindrucksvoller Drohnenflug über Ebertsheim-Rodenbach – „unterlegt mit toller Musik“ – leitet auch die Aufzeichnung der Findt’schen Neujahrsrede ein. Das hat Schwarz im Gespräch mit der RHEINPFALZ schon vor der Erstausstrahlung verraten. Statt wie sonst in der Schulturnhalle gibt es am morgigen Sonntag, 11 Uhr, eben eine Rede auf der Internetseite der Gemeinde Ebertsheim. Ab dem Zeitpunkt kann sich jeder, der auf www.ebertsheim.de geht, den Film über die 52 Minuten dauernde, „historisch einmalige Neujahrsrede“ ansehen. Ortsbürgermeister und Hauptredner Bernd Findt (Freie Liste) zufolge soll der Film „wohl einige Wochen lang im Internet“ bleiben.

Es darf nichts kosten

Möglich – oder besser gesagt: nötig – gemacht hat die erste virtuelle Neujahrsrede das Coronavirus mit den bekannten Einschränkungen. Wie in allen anderen Ortsgemeinden musste der sonst übliche Neujahrsempfang in Ebertsheim wegen der Pandemie abgesagt werden. Findt fand das besonders ärgerlich, schließlich waren im Jahr 2020 mehr als 300 Menschen zur Rede in der Schulturnhalle mit anschließendem Umtrunk gekommen – angesichts der knapp 1300 Einwohner von Ebertsheim-Rodenbach eine beeindruckende Quote.

Für Findt jedenfalls war dies ein Beweis, dass viele Ebertsheimer und Rodenbacher an der Ortspolitik interessiert sind. Den offensichtlichen Informationsbedarf wollte er – gerade in der Zeit extrem weniger sozialer Kontakte und Kommunikationsmöglichkeiten im Dorf – befriedigen. Findts Suche nach einer Corona-konformen Alternative endete schnell bei einer virtuellen Neujahrsrede á la Merkel. Jedoch: Im Gegensatz zum großen Vorbild aus Berlin spielten im kleinen Ebertsheim der zeitliche, vor allem der finanzielle Aufwand die entscheidende (Film-)Rolle.

Mit anderen Worten: Die ins Internet gestellte Neujahrsrede des Ortschefs darf die Ortsgemeinde nichts kosten.

Der Weg der Bäume

Nach den guten Erfahrungen mit dem Film zum 1250. Jubiläum des Ortsteils Rodenbach musste Findt aber nicht schwarzsehen – sondern einfach nur Schwarz fragen. Der professionelle Hobby-Filmer war sofort bereit: Ehrenamtlich übernahm er Regie und Schnitt, stellte sein Equipment zur Verfügung und sich selbst hinter die Kamera.

Das Nebenzimmer der Schulturnhalle wurde fast einen ganzen Tag lang zum Aufnahmestudio. Nach der richtigen Ausleuchtung des Raums wurde nicht nur die – vor den Wappen von Ebertsheim und Rodenbach gehaltene – Rede des Bürgermeisters aus unterschiedlichen Blickwinkeln gefilmt, sondern auch der „Gastbeitrag“ von Hannah Loranger, Geschäftsleiterin der Ebertsheimer Bildungsinitiative (Ebi). Sie erklärt, was es mit dem neuen Projekt „Weg der Bäume“ im Renaturierungsgebiet auf sich hat und wie man zum Beispiel Stechpalmen-Pate werden kann.

Auszeichnungen für engagierte Bürger

Am gleichen Tag abgedreht wurden die Auszeichnungen dreier Bürger, die sich im vorigen Jahr besonders um das Gemeinwohl im Dorf verdient gemacht haben: das Ehepaar Maurer für die Bereitstellung ihres Geländes für das Kita-Außengelände am Wasserspielplatz sowie Oswald Alleborn für seinen unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz bei diversen Bauvorhaben – etwa bei der Hütte auf eben diesem Kita-Gelände oder bei der Einrichtung des neuen Grünabfallplatzes. Ein Gläschen Sekt mit Corona-Abstand hat es am Ende dann auch gegeben.

Für Schwarz war das Ende des Drehtags aber noch lange nicht das Ende seiner filmischen Arbeit. In zig Stunden hat er Sequenzen zusammengeschnitten, passende Musik unterlegt und die von Findt in der Neujahrsrede angesprochen Themen mit den entsprechenden Kamera-Aufnahmen veranschaulicht. So viel sei bereits vor der morgigen „Uraufführung“ verraten: Die Bilder von einem Drohnenflug übers Renaturierungsgebiet rühren einen schon anders an als ein flüchtiges Drohen in Merkels Mundwinkel. Zumindest einen Ebertsheim-Rodenbacher.

Im Netz

Am Sonntag, 17. Januar – dem Termin der ursprünglich geplanten Veranstaltung in Ebertsheim – soll der Neujahrsempfangsfilm um punkt 11 Uhr online gehen. Auf der Webseite www.ebertsheim.de kann der Film dann noch einige Wochen lang beliebig oft angeklickt werden.
Professionell eingerichtet: Vom Teleprompter unter der Kamera kann Findt seinen für die Neujahresrede geschriebenen Text ablesen
Professionell eingerichtet: Vom Teleprompter unter der Kamera kann Findt seinen für die Neujahresrede geschriebenen Text ablesen.
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