Grünstadt Emilie Muckel aus Wattenheim feiert ihren 100. Geburtstag

Wattenheimerin durch und durch: Emilie Muckel in ihrem Zuhause.
Wattenheimerin durch und durch: Emilie Muckel in ihrem Zuhause. Foto: ail

Emilie Muckel hat zwei Währungsreformen, eine Währungsumstellung und den Zweiten Weltkrieg miterlebt. Am Samstag feiert die Seniorin aus Wattenheim ihren 100. Geburtstag und blickt auf ein bewegtes Leben mit vielen Höhen und Tiefen zurück. Auf ihren Ehrentag freut sich die Jubilarin.

Ruhig und besonnen sitzt Emilie Muckel in ihrem Wohnzimmersessel und erinnert sich an die schönen Momente ihres langen Lebens. „Meinen Mann habe ich in Rosenheim kennengelernt. Ich war in Urlaub dort und wir gingen zusammen spazieren. Als ich 22 Jahre alt war, haben wir geheiratet“, erzählt die Jubilarin. Gemeinsame Ausflüge in den Odenwald kommen ihr den Sinn und sie lächelt beim Gedanken an diese Tage. Früher habe sie sich in ihrer Freizeit gern mit Handarbeiten wie Bilder sticken oder Teppiche knüpfen beschäftigt. „Heute ist Fernsehschauen mein Hobby“, sagt Emilie Muckel.

Als Jüngstes von fünf Geschwistern wuchs die 100-Jährige in Wattenheim, ihrem Heimatort, auf. Die Mutter von drei Kindern und Großmutter eines Enkelkinds arbeitete sieben Jahre lang als Verkäuferin beim Unternehmen Jost in Hettenleidelheim, das dort damals ein Geschäft hatte. Heute ist das Stammhaus in Grünstadt. Später kümmerte sich Muckel als Hausfrau um ihre Kinder – und das war wegen der unruhigen Zeiten beileibe nicht immer einfach.

Muckels Ehemann war Kriegsgefangener in Sibirien

Sohn Rüdiger, der die Seniorin gemeinsam mit seiner Frau Iris im elterlichen Haus betreut, sagt: „Mein Vater war nach dem Krieg zehn Jahre lang in Kriegsgefangenschaft in Sibirien.“ Während dieser Zeit war Emilie Muckel auf sich allein gestellt und musste miterleben, wie wenig Rechte Frauen noch vor ein paar Jahrzehnten hatten. 15.000 D-Mark hatte das Paar sich eisern vom Mund abgespart, um sich ein Haus in Wattenheim kaufen zu können. Was zum Erwerb des geplanten Eigentums noch fehlte, war eine Vollmacht ihres Mannes, damit Emilie Muckel den Kauf tätigen kann. „Mein Vater schickte ihr die Vollmacht. Das Problem war leider, dass diese mit Bleistift geschrieben war und so nicht anerkannt wurde. Also wurde aus dem Hauskauf erst mal nichts“, erzählt Rüdiger Muckel.

Der 65-Jährige bewundert seine Mutter für ihre Zielstrebigkeit, ihren Mut und ihr Engagement. Sie hat sich stets für die Familie eingesetzt. Kein Weg war der Jubilarin zu weit. „Erinnerst du dich noch, als du extra nach Pirmasens gefahren bist, um uns Schuhe zu kaufen?“, will er von seiner Mutter wissen. Emilie Muckel nickt und erklärt: „Ich bin mit dem Zug gefahren. Hier gab es ja nicht viel.“ Im Tausch gegen einen Sack Kartoffeln habe sie dann Schuhe für die Kinder erhalten. Mit solchen Tauschgeschäften hat sie das Beste aus „der schweren Zeit“ gemacht.

Im Haus der Jubilarin bleibt alles so wie es ist

„Ich habe viel erlebt“, sagt die Seniorin und blickt dabei auf eine Puppe mit Porzellankopf. Das Erinnerungsstück aus ihrer Kindheit zaubert der alten Dame ein Lächeln ins Gesicht. Im Wohnzimmer stehen ebenfalls noch Erinnerungsstücke wie ein alter Schrank oder ein Schreibtisch. „Wir verändern hier nichts, damit sich meine Mutter wohlfühlt“, erklärt Sohn Rüdiger. Wie wichtig das ist, weiß die Jubilarin: „Dafür bin ich sehr dankbar, auch dass sich mein Sohn und seine Frau so schön um mich kümmern. Die beiden sind immer für mich da.“

Für die Zukunft wünscht sich Emilie Muckel weiterhin Gesundheit, Zufriedenheit und noch viele Jahre mit ihren Liebsten. Ihren heutigen Ehrentag feiert die Wattenheimerin im engsten Familienkreis.

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