Grünstadt „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“

Singen mit dem Profi: Dominik Wörner (rechts) und die RHEINPFALZ-Leser, von links: Martin Ferlemann, Wolfgang Bachert, Hubert Gr
Singen mit dem Profi: Dominik Wörner (rechts) und die RHEINPFALZ-Leser, von links: Martin Ferlemann, Wolfgang Bachert, Hubert Graber, Elke Harenberg, Annetrude Berger und Martina Staubitz.

Ganz schön rangenommen hat Dominik Wörner die RHEINPFALZ-Leser bei unserer Sommertour am Mittwoch. Sieben Personen hatten sich für Gesangs-Einzelunterricht beim Profi angemeldet und jeweils drei Damen und drei Herren kamen zu einer Chorprobe mit dem Bassbariton im evangelischen Gotteshaus in Kirchheim.

„Ich wollte mal sehen, ob ich mich zu Recht nicht traue, zu singen“, sagt Wolfgang Bachert, der beide Angebote wahrgenommen hat. Am Ende stellt der 59-jährige Carlsberger zufrieden fest, dass er die Töne doch ganz gut trifft. Musikalität liegt in der Familie, war der Vater doch Oboist und Sohn Tobias hat mal den Bobenheimer Chor Mundwerk dirigiert. Wolfgang Bachert hat mit 13 Jahren begonnen, Oboe zu spielen, später auch ein bisschen Gitarre, aber gesungen hat der Lehrer bislang nicht. Martina Staubitz (50) aus Kerzenheim dagegen kann auf Erfahrung im Frauenchor Femmes Fatales zurückgreifen. Auch sie hat den 30-minütigen Intensivkurs bei Wörner gebucht und die eineinhalbstündige Probe in der Gruppe. Letzteres sei eine große Herausforderung, so Staubitz, zumal das Leistungsniveau der Teilnehmer sehr unterschiedlich sei. Nach kurzen Lockerungsübungen wird zunächst das Zwerchfell trainiert. Wörner fordert seinen sechsköpfigen Chor auf, Zischlaute (f, s und sch) sowie Explosivlaute (p, t und k) von sich zu geben. Sehr wichtig sei es, den Luftstrom dosieren zu lernen. Die RHEINPFALZ-Leser erfahren, dass der Stimmbandschluss bei Worten benötigt wird, die mit einem Vokal beginnen und trällern die von hell nach dunkel geordneten Selbstlaute i, e, a, o, u legato, also ohne Unterbrechung. Schließlich wagen sie sich an den ersten leichten Kanon. Bei „Die Freude am Herrn ist eure Stärke“ zeigen sich die Frauen als das bessere Echo, das – wie ein natürlicher Widerhall – „pünktlich einsetzt“, wie Wörner bemerkt. Nicht so einfach ist es, drei verschiedene Rhythmen gleichzeitig zu schnipsen oder zu klopfen. Eine gute Vorbereitung auf den dreistimmigen Kanon „Gib uns Ohren, die hören“. Dann aber geht es richtig zur Sache. Der Leiter des Kirchheimer Konzertwinters verteilt die Notenblätter zu „Ich lobe meinen Gott“ mit der Oberstimme „Singt dem Befreier“ in zwei Varianten, die als Duett oder als Kanon gesungen werden können. Schritt für Schritt und mit viel Humor studiert Wörner mit den Teilnehmern der Sommertour das Stück ein. Mehrfach wird von allen gemeinsam der Choral geübt, dann die Oberstimmen eins und zwei. Die Zusammenführung aller drei Teile will nicht klappen. Das Lied sei komplex, räumt der 46-Jährige ein und sagt geduldig: „Wir nehmen es noch einmal auseinander.“ Zum Abschluss der Probe erklingen Choral und beide Oberstimmen erneut gemeinsam, wobei das Ergebnis nicht wirklich befriedigt. „Schön wäre es, wenn es richtig gesungen würde“, kommentiert Elke Harenberg, die in ihrer Heimatstadt Grünstadt in der Kantorei aktiv ist. „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, beschwichtigt Wörner. Es sei doch klar, dass man ein Stück in 90 Minuten nicht so einüben könne wie bei einer echten Chorprobe, meint Annetrude Berger aus Obrigheim. „Vielleicht werde ich nach der Pensionierung doch noch in einen Chor einsteigen“, resümiert Bachert. Und Staubitz betont: „Spaß hat es auf jeden Fall gemacht.“ Vor allem beim Einzelunterricht habe sie einige Anregungen mitnehmen können. „Singen ist die richtige Balance zwischen Anspannung bei den hohen Tönen und Entspannung“, hat Wörner etwa dem Altleininger Klaus May erklärt. Der in zwei Chören aktive Sänger hat die Noten für das anspruchsvolle Wolgalied aus der Operette „Der Zarewitsch“ mitgebracht. Um den Zugang zur Kopfstimme mit dem oberen Ton-Register zu erhalten, sei Jodeln gut, empfiehlt Wörner. Auch rät er, das Piano zu pflegen, also das leise Singen zu üben. May empfindet die 30 Minuten als Bereicherung. Jeder Chorleiter habe einen anderen Blickwinkel, sagt er. Den Profi reizt es, den Laien beim Erlernen des Handwerks zu helfen, das man für schönen Gesang beherrschen sollte.

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