Grünstadt Gelbe Karte für alles, was „granatenmäßig stinkt“

Meckern, Loben, Lösung suchen – so einfach ist Dorfmoderation. Am Donnerstagabend erlebten rund 80 Altleininger im Gemeindehaus den Einstieg in die Dorfmoderation mit, die Grundlage für gemeinschaftliche Projekte der Dorferneuerung sein wird. Sie waren aufgerufen, sich über ihr Wohnumfeld Gedanken zu machen. Eine Chance, die intensiv genutzt wurde.

Etwa die Hälfte der Teilnehmer der Veranstaltung wollen sich im zweiten Schritt in der jetzt beginnenden Beratung in den Arbeitskreisen weiter einbringen. Zunächst durften die Altleininger ihrer Heimatgemeinde die Gelbe Karte zeigen. Sprich, es wurden gelbe Karten verteilt, auf denen die Bürger aufgefordert wurden, in Gesprächskreisen all das Negative zu nennen, was sie an Altleiningen stört. „Was Ihnen schon lange granatenmäßig stinkt“, nannte das Peter Dell vom Landauer Beratungsbüro Kobra, der mit der Dorfmoderation von der Gemeinde beauftragt wurde. Dazu hatten sich die Altleininger an zehn Tischen verteilt. Dell sammelte dann die Karten ein und verlas jede einzelne: „Mülltonnen entlang der Hauptstraße, fehlendes Logo für die Gemeinde, der Zustand des 20-Röhren-Brunnens, der Zustand des Geländes des Brieftaubenzuchtvereins und einer Bauunternehmung, fehlende Fuß- und Radwege, der Friedhof und die Wege dort, die Bauruine Burggaststätte, die Dorfmitte Höningen, der fehlende Jugendtreff, der fehlende behindertengerechte Zugang zum Gemeindesaal, kein Dorfcafé vorhanden, Zustand und Anzahl der Spielplätze, die schlechte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.“ Manches wurde sogar recht drastisch formuliert, wie beispielsweise mit der Forderung: „Die NPD-Ruine muss weg“, bezogen auf das ausgebrannte Gasthaus. Viele der genannten Punkte kamen gleich mehrfach vor, sie wurden thematisch gesammelt und auf einer Pinnwand angeordnet. Zweite Frage, gleiche Vorgehensweise: „Was macht Altleiningen aus?“ Das Kloster in Höningen, die Jugendherberge, das Schwimmbad, die Erfolge im sanften Tourismus, die Wanderwege, die Dorffeste, Wald, Sonne, Lebensqualität, die vielen Vereine, die Feuerwehr, das schnelle Internet, der Waldlehrpfad, die vorhandenen Arbeitsplätze, das wachsende Interesse an erneuerbaren Energien, Schule und Kindergarten wurden hier genannt. Und wieder gab es Kurioses: „Liebe“, schrieb ein Teilnehmer auf eine der blauen Karten. „Damit ist dann wohl der Maihof gemeint, der liegt aber auf Neuleininger Gebiet“, flachste Peter Dell. Im dritten Teil wurde mit grünen Karten gearbeitet, Wunschvorstellungen, Ziele, Projekte und Hoffnungen sollten genannt werden: ein Park im Dorfzentrum, Gestaltung des ehemaligen Sparkassenumfelds, die Einrichtung eines Adventsfensters, Patenschaften für Blumenpflanzungen, Abriss der Burgschänke in Eigenleistung, ein Durchfahrtsverbot für Lkw, Geschwindigkeitskontrollen und die Anlage eines Dorfweihers wurden aufgelistet. Aus den Ergebnissen leitete Dell ab, dass Arbeitsgruppen gebildet werden, die diese vertiefen müssen. Es wird eine Arbeitsgruppe Tourismus, Wander- und Radwege, Unterkünfte geben, eine Gruppe wird sich mit Dorfbild, Dorfgrün und Verkehr beschäftigen, eine nimmt sich der sozialen Themen an, ein Arbeitskreis Kinder und Jugend wird außerdem gebildet, der allerdings die betroffenen Altersgruppen einbinden wird. Außerdem ist ein Arbeitskreis Planung vorgesehen. (jös)

x