Bissersheim Genuss an einem besonderen Ort: Diese Einblicke gab’s bei „Fine Wine“
Schon nach kurzer Zeit sind die Plätze unter den alten Bäumen bei der Haldmühle voll besetzt. „Man fühlt sich hier wie in der Toskana, es kommt ein regelrechtes Urlaubsgefühl auf“, schwärmt Nina Pfranger aus Kirchheim, während sie bei einem Glas Wein entspannt den Melodien des Duos Pure Acoustic lauscht.
Ganz in der Nähe gibt es einen gemeinsamen Stand der Weingüter aus Bissersheim: Dambach, Mussler, Siegel-Heilmann, Wageck und Wendel. „Schön ist, dass die Inhaber persönlich an einem gemeinsamen Stand stehen – das kommt nicht oft vor“, meint Peter Winter aus Laumersheim. Der Caterer versorgt die Gäste unterdessen mit warmen und kalten Speisen wie Rindergulasch und Putengeschnetzeltem mit Spätzle und in der Säulenhalle serviert der Bissersheimer Liederkranz mit dem Chor aCHORde stilvoll unter Kronleuchtern Kaffee und Kuchen.
Gebäude für Gebäude saniert
Auf großes Interesse stoßen zwei Führungen durch den privaten Park der Haldmühle, die Inhaber Josef Geyer anbietet. Dabei weiß er viel über die Geschichte des Anwesens zu berichten. „Das Haupthaus wurde 1739 gebaut und war bis 1797 unter der Herrschaft der Grafen zu Leiningen-Westerburg, dann kam die Franzosen-Zeit, die die Gewerbefreiheit brachte, wodurch die Mühle in Privatbesitz übergehen konnte“, erzählt er beispielsweise.
Mitte der 80er-Jahre erwarb Geyer die Mühle mit rund 20.000 Quadratmetern Grund und begann, Gebäude für Gebäude zu sanieren. „Sie waren früher auf gestampftem Boden gebaut, es gab kein Fundament“, erzählt er und ergänzt: „Die Mauern eines der Gebäude drückten damals nach außen und wurden schon von Pollern gehalten.“ Deshalb sei Meter für Meter freigelegt und alles saniert worden. „Es ist schön, so ein altes Anwesen zu erhalten, das den Charakter eines kleinen Dorfes hat“, meint der Inhaber.
Nachts viel Betrieb im Park
Mit der Öffnung eines alten Holztors beginnt der Rundgang durch den privaten Bereich. Gleich am Anfang erstreckt sich der französische Garten mit einem Labyrinth aus Buchshecken, eingerahmt von großen Terrakotta-Vasen und Statuen. Weiter geht es durch einen verwunschenen Laubengang, durch den man auf eine Spielwiese kommt. Hier gibt es einen Sitzplatz im Schatten des alten Baumbestands, etwas weiter dann ein Sommerhaus – einen ehemaligen Ziegenstall aus Sandsteinen mit einem offenen Kamin und einer gemütlichen Sitzgruppe.
„Hier ist nachts allerlei Betrieb, da kommt mal ein Igel vorbei und auch einen Fuchs und andere Nachttiere konnte ich schon beobachten“, erzählt Geyer. Überhaupt sei der hintere Teil des Parks der Natur überlassen und biete deshalb viel Raum für verschiedene Tiere. Der Eckbach, der über das Grundstück fließt, trete manchmal über die Ufer und habe sich dadurch im Laufe der letzten 20 Jahre schon um rund zwei Meter verschoben, sagt Geyer.
Private Kapelle erbaut
Der Rundgang führt auch am „Eckbachhafen“ vorbei, einem gemütlichen schattigen Plätzchen direkt am Bach. „Früher wurde der Eckbach umgeleitet in einen Triebwerkskanal, die Mechanik ist heute noch sichtbar“, erzählt Geyer. Weiter geht die Führung vorbei am Privathaus zurück in den Innenhof und dann in die private Kapelle. „Als ich als Katholik in das protestantische Bissersheim kam, dachte ich, ich will eine Kapelle bauen zur Inspiration – sie wird von uns allerdings nur an Weihnachten genutzt“, berichtet Geyer. „Da würde ich auch die Beichte abnehmen, müsste dafür aber vermutlich jede Menge Urlaub nehmen“, meint er mit einem Augenzwinkern.
Die Madonna und die beiden anderen Figuren in der Kapelle wurden von zwei verschiedenen Künstlern aus Oberammergau in Bayern angefertigt, das Altargitter stammt hingegen von einem Seitenaltar einer Kirche im französischen Reims. Die Bänke kommen aus einer Kirche in der Pfalz und wurden farblich an den Altar angepasst. „Ich habe noch nie eine Kapelle mit Telefon gesehen – hat man von hier etwa einen direkten Draht nach oben?“, fragt lachend einer der Besucher.
Regina Waßner aus Quirnheim ist begeistert von der Führung und auch von dem allgemeinen Ambiente auf dem Anwesen. „Ich hatte schon öfter von der Haldmühle gehört, dann danach gegoogelt und bin froh, heute hier zu sein“, erzählt sie. Es sei ein tolles Event und eine wunderschöne Umgebung mit guter Musik – für sie ein rundherum gelungener Tag.