Grünstadt Gläsernes Strandgut und Götter in Stahl

KIRCHHEIMBOLANDEN/Eisenberg. „Die Orangerie bringt frischen Wind, da sind wir sehr glücklich“, freut sich Uli Lamp darüber, dass sich das Raumangebot für die Kunst in Kirchheimbolanden mit dem fertigen Stadthallenkomplex deutlich verbessert hat. Die neuen Räume im Ostflügel der Orangerie wird der Kunstverein Donnersbergkreis, an dessen Spitze Lamp steht, 2017 wieder kreativ beleben. Doch das Jahr hat es nicht nur deshalb in sich – der Verein hat viel vor.

Das größte Projekt ist das Bildhauer-Symposion vom 14. bis 26. August in Eisenberg (wir berichteten), das neben dem Gienanthschen Landschaftspark auch den Marktplatz der Stadt einbezieht. Mit Uli Lamp, Reinhard Geller, Motz Tietze, Wolf Münninghoff, Uta Schade und Christian Drixler geht ein eingespieltes Team an die Arbeit, auch Mitstreiter aus der Öffentlichkeit können – frühzeitige Interessensbekundung vorausgesetzt – bei der abschließenden Montage Hand anlegen, wie Lamp, Geller und ihre Vorstandskollegin Root Leeb der RHEINPFALZ darlegen. Inhaltlicher Anknüpfungspunkt sollen, wie berichtet, die neoklassizistischen Figuren sein, die früher im Landschaftspark standen und seit Mitte der 60er Jahre in der Pfalzgalerie gezeigt werden. Die wollen die Künstler neu sehen und deuten in einem Werkstoff, der einem Unternehmen wie Gienanth besonders entspricht: in Stahl. „Der Park lebt – Kunstachsen im Gienanth-Park“ lautet der Titel des Projekts, über das auch unter gleichem Titel eine Internetseite informiert (www. der-park-lebt.de). Es soll 2018 fortgeführt werden, dann passt es ideal zum nächsten Jahresmotto „Industriekultur“ des Kultursommers Rheinland-Pfalz. Für dieses Jahr ist vorgesehen, dass drei oder vier Plastiken für den Park entstehen und eine für den neu gestalteten Marktplatz, dessen künstlerische „Möblierung“ schon länger Diskussionsthema sei. Dort soll eine etwa vier Meter hohe Stele den Götterboten Merkur zum Thema haben – „passend zum Marktplatz der Gott der Händler und der Diebe“, schmunzelt Lamp. Sein Entwurf war im Kulturausschuss der Stadt bereits auf Anklang gestoßen. Zum Abschluss des Symposions werden die fertigen Plastiken in einer Prozession an ihre künftigen Standorte gebracht und danach ein multimediales Fest gefeiert, in diesem Jahr zugleich das obligatorische Künstlerfest des Vereins. Für die Musik werden unter anderem die in der Region bestens bekannten Vanecek-Zwillinge und Trompeter Johannes Stange sorgen. Auch neben diesem Kunstereignis im August ist der Terminkalender der Macher im Kulturverein gut gefüllt. Am 5. März wird Shakti Paqué, die Stipendiatin des vergangenen Jahres, in der Stipendiatenwohnung in Obermoschel ihre Abschlusspräsentation machen und zeigen, wie sie die Dias, die ihr aus Obermoschel und Umgebung überlassen wurden, in der Kombination zweier Motive in einem Rahmen zu neuen Sinn- und Bildeinheiten verwoben hat. Die Präsentation wird mit einer Lesung verbunden sein, denn der Briefkasten am Haus der Stipendiatenwohnung hatte Shakti Paqué und eine befreundete Schriftstellerin dazu animiert, das Stipendium mit täglichen Briefen zu begleiten. Es steht auch schon fest, wer 2017 Shakti Paqués Nachfolgerin sein wird: Von September bis November zieht die Berliner Künstlerin Susanne Maurer in die Obermoscheler Wohnung ein. Die 42-Jährige hat für das Genre der Landschaftsmalerei einen ganz eigenen, reduzierten Ansatz gefunden, schwebend zwischen Konkretheit und Abstraktion. Der Blick auf die Zukunft des Stipendiums ist indes nicht ganz sorgenfrei, denn sollte die VG Alsenz-Obermoschel mit der VG Meisenheim fusionieren und in den Nachbarlandkreis Bad Kreuznach wechseln, werde sich der Kunstverein Donnersbergkreis wohl nach einer anderen Stipendiatenwohnung umsehen müssen, meint Lamp. Die erste Ausstellung dieses Jahres in der Orangerie, deren Ostflügel der Kunstverein zweimal im Jahr unentgeltlich nutzen kann, wird den Kaiserslauterer Fotografen Thomas Brenner präsentieren, der vom 12. bis 21. Mai Auszüge aus seinen Bilderzyklen „Krieg und Frieden“ und „Couvent“ zeigen wird – Bilder überraschender, auch provokant komponierter Szenerien mit rätselhaften, verstörenden Bezügen. „Brenner wird im Laufe der Ausstellungswoche einen Abend machen, an dem er von seiner Arbeit erzählt. Er bietet auch an, in Schulen zu gehen – wir werden sehen, ob das gewünscht wird“, macht Reinhard Geller auf ein Rahmenprogramm aufmerksam rund um diese besondere Veranstaltung. Für die zweite Ausstellung steht bislang der Termin – die Vernissage wird am Freitag, 11. August, zur Kulturnacht vorm Residenzfest sein –, inhaltlich sei indes noch nicht klar, was gezeigt werde. Nachdem vergangenes Jahr der Atelierbesuch bei Detlof von Borries in Verbindung mit einer Mini-Kunstmesse mit kleineren Werken zu erschwinglichen Preisen gut ankam, soll es damit im Spätjahr 2017 weitergehen. Unklar ist noch, ob das wieder an einen Atelierbesuch angebunden sein soll oder ob man dafür – einer Idee der früheren Stipendiatin Anja Hantelmann folgend, die in Offenbach dazu Leestände nutzt – leerstehende Geschäftsräume für eine solche Mini-Kunstmesse nutzen soll. Welchen Weg der Verein gehen wird, sei noch nicht ausdiskutiert, nach einem Besuch in Offenbach sei man sehr angetan gewesen von Hantelmanns Projekt, das dort seit 20 Jahren so praktiziert werde, wie Geller berichtet. Festhalten will der Verein auch an anderen Regularien, die sich bewährt haben. „Das Kunst-Café ist zum Selbstläufer geworden“, freut sich Lamp über den mit den Jahren gewachsenen Zuspruch zu diesem Kunsttreff, inzwischen kämen regelmäßig an die zwanzig Leute. Auch die Besuche großer Ausstellungen im weiteren Umkreis werden fortgesetzt. „Das ist eine gute Sache, hat viel gebracht“, meint Lamp. Ein Ziel soll in diesem Jahr die René-Magritte-Ausstellung in der Frankfurter Schirn sein. Auch die Artothek des Vereins – eine virtuelle Ausstellung mit der Möglichkeit, Kunstwerke für einen geringen Betrag auszuleihen – bleibt im Blickfeld, auch wenn sie nach wie vor schleppend läuft. Nachgedacht werde im Verein, wie potenziellen Nutzern der Weg zu diesem ungewöhnlichen Angebot erleichtert werden könnte. Und natürlich gibt es auch in diesem Jahr wieder Kunst zum Vorzugspreis für die Mitglieder. Diesmal bietet der Verein als Jahresgabe eine Arbeit des Kerzenheimer Glaskünstlers Karl-Heinz Garske an: „Gestrandet“, eine Miniatur aus geschmolzenem Glas, in Sand gegossen, eingefasst mit Blei und einer Glaslinse, arrangiert auf Sand vor einem Spiegel. Noch fragen?? Weitere Infos auf der Internetseite des Vereins unter www.kunst-donnersberg.de.

x