Grünstadt Gute-Laune-Garanten schlagen wieder zu

„Die Füß’ müssen in Bewegung sein“, beschrieb Roland Vanecek vor wenigen Tagen im Interview mit der RHEINPFALZ, was beim Publikum mit der Musik der Neuen Wandermusikanten erreicht werden soll. Dabei blieb es am Samstag nicht, nicht nur die Füß’ waren in Bewegung: Am Ende wurde vor der Bühne sogar getanzt, in der Feldscheune saß ein rundweg begeistertes Publikum, das die sechs Musiker am liebsten noch viel länger dabehalten hätte – und das auch nach mehreren Zugaben.

Zehn Jahre gibt es sie jetzt schon, die Neuen Wandermusikanten, seit zehn Jahren sorgen sie „unplugged“ also ohne technische Verstärkung (außer einem Mikrofon für die Ansagen und den Gesang) für Furore, dort wo sie hinkommen und aufspielen. Daran hat sich nichts geändert, auch bei der Geburtstagsfeier in der Gaub’schen Feldscheune in Tiefenthal nicht. Ansonsten jedoch war fast alles neu: die Musik und zusätzlich der Gesang, mit dem sich vier der sechs Protagonisten nach vorne gewagt haben und auf unterschiedlichste Weise das Publikum in den Bann zogen. Was erhalten bleibt, das ist ganz klar der enorme Spaßfaktor beim Zuhören. Mit „Also sprach Zarathustra“, fast klassisch, eröffneten die Musiker unter der Leitung von Roland Vanecek ihr Konzert – wobei dieser Zarathustra nur in den Grundzügen dem Strauss’schen Original nahekam. Schnell waren die Wandermusikanten beim Jazzen, beim grandiosen Improvisieren zu diesem Thema – viele andere sollten folgen – angekommen. Hier liegt der Reiz auch für den Zuhörer: Die Melodie ist bekannt, der Schwung der Musiker von der Bühne herab geht direkt in die Füße, auch wenn der Konzertbesucher auf der Bierbank sitzt, kommt er nicht umhin mitzuwippen, mitzuklatschen und sogar mitzusingen. Dabei gefällt dann auch, dass Roland Vanecek als Chef mit dem Sousaphon auf der Schulter gleichzeitig spielen und dirigieren kann. Florian Wehse, Trompeter, machte mit „Tina“ den Anfang mit neu eingeführten Gesangsnummern, Schlagzeuger Thomas Hammer rappte sich in den Vordergrund, Bernhard Vanecek bot dann noch einen Gospel, bevor sich Schlagzeuger Arne Moos mit einem grandiosen Mariachi-Gesang vorstellte. Das alles hatte Format, auch wenn die Wandermusikanten nicht in erster Linie Sänger sind. Und irgendwie kam dabei, vor allem auch bei den ersten beide Liedern, so ein bisschen die Assoziation zur Musik von Jazz-Kantine hoch. Eine gewisse Prägung wollten die Vanecek-Brüder im Gespräch in der Pause auch nicht verleugnen – wobei auch hier klar zu sagen ist, die Wandermusikanten machen ihr Ding. Dieses ist eben das Einfangen von Zeitgeist in der Musik, das Verbinden des Populären mit dem Neuentstehendem, die Kombination von Jazz und Bekanntem oder auch mal von zwei passenden Melodien, so wie den Auszügen aus der Peer-Gynt-Suite und „Horch, was kommt von draußen rein“. Hier war dann zu spüren, wie gut die Wandermusikanten – die am Samstag von grandiosen Trompeter Ralf „Mosch“ Himmler komplettiert wurden – bei ihrem Publikum ankamen: Als sie abrupt gerade dieses Stück abbrechen, klingt in der Feldscheune das „Hooooh“, die letzte Silbe des Volkslied nach – aus den Kehlen der Zuhörer wohlgemerkt. Gerade daran erkennt jeder, wie gut die sechs Spitzenmusiker ihre Zuhörer mit auf die musikalische Reise rund um die Welt nahmen. Letztlich war es ein anderer Aspekt, der das Konzert besonders machte. „Es ist nett, mal nicht in der Feldscheune zu frieren“, sagte Roland Vanecek, der mit seinem Bruder und Thomas Hammer als Trio Backblech stets im Advent in Tiefenthal zu Gast ist. Am 27. November kommen sie wieder, bleibt zu hoffen, dass die Aufforderung, die Scheune auch im Sommer öfter als Tiefenthaler Kulturtempel zu nutzen, nicht verhallt.

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