Grünstadt Harmlose Eule ausgesperrt

Rausgeflogen: die Eule.
Rausgeflogen: die Eule.

Die Nerven bei der Stadtverwaltung und bei den Stadtwerken liegen anscheinend blank, wenn es um das neue Schwimmbad geht. Anders ist die überzogene Reaktion auf einen Artikel in der Frühjahrsausgabe der Eule, dem Infoheft des Grünstadter Seniorenbeirats, nicht zu erklären. Das Blättchen mit einem etwas kritischen Beitrag, das im Cabriobad Leiningerland (CabaLela) auslag, wurde eingesammelt und zudem dem Seniorenbeirat mitgeteilt, dass künftig das Heft nicht mehr im Bad ausgelegt werden darf. Das ärgert natürlich den Beirat, wie jetzt der Vorsitzende Friedel Schindler auf Nachfrage bestätigte. Und in der neuen Ausgabe der Eule thematisiert Schriftführerin Ute Wähner, die auch die kritischen Anmerkungen verfasst hatte, den Vorgang. Sie schreibt, dass der Beirat die Reaktion nicht verstehen könne, weil eigentlich schon vor dem Erscheinen der Broschüre Vertreter der Stadt und der Stadtwerke, die Betreiber des Bades sind, den Beitrag lesen konnten. In der Märzsitzung des Beirats, bei der das CabaLela Thema war, seien Bürgermeister Klaus Wagner (CDU) und Schwimmbad-Chef Klaus Wasmuth anwesend gewesen und der Artikel habe als Vorlage für das Gespräch auf dem Tisch gelegen. Aber keiner der beiden habe den Beitrag kritisiert. Umso überraschter sei dann der Seniorenbeirat gewesen, dass sich nach Erscheinen des Blättchens Stadt und Stadtwerke sehr verärgert gezeigt hätten. Die Schriftführerin zitiert auch aus einem Schreiben von Stadtwerke-Geschäftsführer Albert Monath. Darin begründet er laut Eule den Beschluss, die Seniorenzeitschrift nicht mehr im Bad auszulegen, mit einem etwas schiefen Vergleich: „Können Sie sich vorstellen, dass in einem Restaurant eine Zeitschrift ausliegt, deren Aussage ist, dass das Essen hier nicht schmeckt?“ Nun ist das CabaLela aber kein privat geführtes Lokal, sondern ein öffentliches Bad, das zwar in der Regie der Stadtwerke GmbH steht. Aber noch immer ist die Stadt Mehrheitsanteilseigner der Werke und der Bürgermeister Aufsichtsratsvorsitzender. Daher sollten auch im Bad die demokratischen Gepflogenheiten beachtet werden, zu denen auch das Recht auf Kritik gehört, insbesondere wenn sie von einem Gremium kommt, das demokratisch gewählt ist. Mittlerweile ist das Hausverbot für die Eule auch Thema im Stadtrat geworden, nachdem der Seniorenbeirat in einem Schreiben an alle Ratsmitglieder informierte. In der Junisitzung machte Alise Höhn (FDP) in einer Anfrage deutlich, dass das Vorgehen von Stadt und Stadtwerken dem Demokratieverständnis der Partei widerspreche und bat darum, die Eule wieder im Bad auszulegen. Auch die FWG äußerte sich dementsprechend. Doch eine Entscheidung wurde vertagt, da zu jenem Zeitpunkt Stadtwerke-Chef Monath in Urlaub war, informierte jetzt auf Nachfrage Joachim Meyer, Geschäftsführender Beamter der Verwaltung. Mittlerweile sei Monath zwar wieder im Dienst, aber der Bürgermeister jetzt verreist, so dass wohl erst nach den Sommerferien entschieden werden könne. Viel Theater um einen eigentlich harmlosen Beitrag in der Eule. Was darin stand, weiß eigentlich jeder: Das Tarifsystem ist zu kompliziert, besonders für Teilnehmer der Kurse nicht kundenfreundlich. Und die Tipps, wie manches im Bad verbessert werden könnte, sollten nicht als Vorwürfe verstanden werden, sondern als Anregungen. Das CabaLela wird in dem Beitrag von Schriftführerin Wähner, die regelmäßig das Bad besucht, nicht mies gemacht. Im Vorwort zu ihrem Text steht ein klares Bekenntnis zum CabaLela: „Es ist ein schönes Bad geworden. Ein Besuch lohnt sich immer.“

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