Grünstadt Harmonische Einheit geschulter Kinderstimmen

Das war wirklich Chorgesang vom Feinsten, was der Santa Rosa Children’s Chorus aus Kalifornien den Zuhörern in der bis auf den letzten Platz besetzten katholischen Kirche in Carlsberg zu Gehör brachte. 21 Mädchen und ein Junge zwischen zehn und 17 Jahren gaben auf ihrer Europareise ein bemerkenswertes Konzert, das sie außer in Städte wie Salzburg, Wien, Speyer oder Worms auch ins Leiningerland führte.

Die Kontakte waren über die Nachfahren eines Auswanderers aus Carlsberg geknüpft worden (wir berichteten). Klare, in vielen Probestunden geschulte Kinderstimmen bildeten eine harmonische Einheit. Mit absoluter Sicherheit in Stimmführung und Text sowie hochkonzentriert. Stets auf Carol Menke fixiert, die seit 21 Jahren den Chor leitet, bewältigten die jungen Künstler auch schwierigste Passagen. Ob im „Jubilate Deo“ von Michael Praetorius, im „Cor meum“ von Orlando di Lasso oder anderen Chorsätzen aus dem 16. Jahrhundert, der Chor brillierte in der Interpretation mit gut gewählten Phrasierungen, wobei die Sopranistinnen spielend leicht auch höchste Tonsequenzen meisterten. Dies wurde auch besonders im klassischen Satz „Lift Thine Eyes“ (Hebe deine Augen auf) aus dem „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy sehr deutlich. Wie man einen Satz für Instrumente auch chorisch intonieren kann, bewiesen die Kinder in der Ouverture zu „Die Hochzeit des Figaro“ von Mozart. In wunderbaren Läufen von Stimme zu Stimme, dabei verschiedenste Instrumente imitierend und exakt zusammensetzend, gelang es den Eleven das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Ähnliches galt auch für das ukrainische Weihnachtslied „Carol Of Bells“. Deutlich war das Schwingen der Glocken beim Wechsel und Zusammenwirken der einzelnen Stimmen zu spüren. Gefühlvoll, fast melancholisch wurde die Stimmung beim amerikanischen Volkslied „Shenandoah“. In einer südafrikanischen Suite zeigte der Jugendchor, wie flexibel er die unterschiedlichsten musikalischen Stilrichtungen zu interpretieren weiß. Insbesondere in den Rhythmen kam die landestypische Mentalität zum Vorschein. Das Wechselspiel von laut und leise bestach. Überschwänglicher Beifall war der verdiente Lohn für die gelungene Darbietung. In Erinnerung an einen verstorbenen Freund des Sponsors der Europareise erklangen am Ende des Konzerts Spirituals. In „Hush! Somebody´s Callin´ My Name“ und in „Precious Lord, Take My Hand“ bewiesen die jungen Leute, dass sie auch dieses Metier ohne Schwierigkeiten bewältigen können. Bewundernswert dabei der Mut und das Können zweier Solosängerinnen, die feinfühlig mit klaren Stimmen überzeugten. Der Schlusschor „Ride The Chariot“ wurde zum Höhepunkt des Abends. Dirigentin Menke, ausgebildete Sopranistin, lief zusammen mit ihren Kindern zu Hochform auf. Mit ihrer gewaltigen Stimme brachte sie die Kirche zum Beben. Stehende Ovationen und die Aufforderung zu einer Zugabe waren die Reaktion. Eine Besucherin brachte es auf den Punkt: „Ich bin begeistert von diesen jungen gebildeten Stimmen. Dieses große Repertoire und alles auswendig dargeboten: Der pure Wahnsinn!“ Am Rande der Veranstaltung war zu erfahren, dass während der drei Probestunden pro Woche auch Gedächtnistraining auf dem Ausbildungsplan steht. Auf die Frage, ob dies alles nicht sehr anstrengend sei, antwortete eine Sängerin: „Es ist für uns kein Stress, sondern Freude am Gesang!“ (mbc)

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