Rheinpfalz-Sommertour Heimatmuseum Hettenleidelheim: Wo das gestohlene Gemälde jetzt hängt

Die beiden kennen sich mit der Tonbergbau-Historie aus: Wolfgang Mittrücker (links) und Hans Völker.
Die beiden kennen sich mit der Tonbergbau-Historie aus: Wolfgang Mittrücker (links) und Hans Völker.

Wer mal so richtig tief in die Geschichte von Hettenleidelheim eintauchen möchte, hat am kommenden Dienstag Gelegenheit dazu. Unsere nächste Sommertour führt in das Heimatmuseum Archiv Karl Blum in der Hauptstraße 42 des Dorfes mit der interessanten Historie. Das Mittelzentrum im Leiningerland hat ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal: eine besonders hochwertige Tonerde.

Hans Völker kennt sich mit der örtlichen Bergbau-Geschichte aus wie kein zweiter: 47 Jahre lang hat er in der Schamotte-Industrie gearbeitet, von 1950 bis 1984 bei Hagenburger-Schwalb Hettenleidelheim (HSH) und dann bei Didier in Grünstadt. Der Ton aus seinem Heimatdorf liege – im Gegensatz zu den Vorkommen andernorts – in sehr reiner Form vor und eigne sich hervorragend für die Herstellung von feuerfesten Produkten. „Inzwischen haben die Brasilianer unter ihrem abholzten Regenwald Ton in noch besserer Qualität gefunden“, erzählt Völker.

Für eine Dauerausstellung über den Bergbau, mit dem Hettenleidelheim seit 1767 groß geworden ist, hat man im Heimatmuseum einen ganzen Raum reserviert. Mit einem rekonstruierten Stollen, wie es ihn zur Blütezeit Ende des 19. Jahrhunderts in mehr als 100 Gruben rund um das Dorf gab, sowie zahlreichem Werkzeug wird ein Eindruck der damaligen Arbeitsbedingungen vermittelt.

Akten spurlos verschwunden

Sehr viel Platz nimmt auch das Archiv des Historikers Karl Blum ein, der 1976 zum Ehrenbürger ernannt wurde: In dem einstigen Wohnhaus eines Grubenbesitzers, vis-à-vis dem Blum’schen Geburtshaus, sind 31 Buchmanuskripte, mehr als 200 Aufsätze und 60 Stammtafeln alteingesessener Einwohner untergebracht. Der Ortschronist habe die Geschichte von Familien festgehalten, die nach dem Dreißigjährigen Krieg eingewandert seien, sagt Wolfgang Mittrücker, Gründungsmitglied des vor genau 40 Jahren ins Leben gerufenen Museumsvereins. Die Vorfahren des 80-Jährigen kamen 1652 aus Oberösterreich. Blum habe in Latein verfasste Kirchenbücher übersetzt.

Völker erzählt, dass der Ende der 1990er-Jahre verstorbene Blum verfügt habe, alle Dokumente, die die Zeit vor 1900 betreffen, ins Landesarchiv Speyer gehen sollten. Hiergeblieben sei beispielsweise eine Kiste mit Akten über circa 55 Polen und Russen, die als Kriegsgefangene in der Schamotte-Industrie Zwangsarbeit leisten mussten. Sie lagerten in einem Schrank auf dem Speicher des Verwaltungsgebäudes der ehemaligen Verbandsgemeinde Hettenleidelheim. „Im Sommer 2022 waren sie definitiv noch da, ein Jahr später waren sie verschwunden“, berichtet der 88-Jährige kopfschüttelnd. Ihm fehle jegliches Verständnis für den Diebstahl, „damit kann doch kein Außenstehender etwas anfangen“. Aber für diejenigen, denen etwas an den darin schlummernden Informationen liegt, sei nun eine wichtige Quelle verloren gegangen, erzählt er von immer mal wieder vorkommenden Anfragen.

Nach Jahrzehnten wiedergefunden worden sei das große Bild der Artillerie-Vereinigung, Sterbekasse Hettenleidelheim, aus dem Ersten Weltkrieg. „Das wurde zwischen 1955 und 1960 aus einer Gastwirtschaft entwendet. Rund 40 Jahre später hat es unser Mitglied Antonius Kaiser auf einem Flohmarkt in Mannheim entdeckt.“ Der Händler habe erst 800 Mark dafür haben wollen, „und als er merkte, wie wichtig es uns ist, stieg der Preis auf 2000 Mark“, so Völker über das Bild, das heute im Heimatmuseum hängt. Viele Exponate stammen laut Mittrücker von Privatleuten, aus Haushaltsauflösungen oder aus Unternehmen.

Anmeldungen

Das Hettenleidelheimer Heimatmuseum Archiv Karl Blum bietet am kommenden Dienstag, 13. August, zwei Führungen an: um 14 und um 16 Uhr. 20 Personen können pro Gruppe teilnehmen. Wer mitmachen will, schickt bis Montag, 12. August, 12 Uhr, eine E-Mail an sommertour-gru@rheinpfalz.de. Bitte „Museum“ in den Betreff schreiben und den vollständigen Namen sowie Kontaktdaten angeben. Die Teilnehmer werden rechtzeitig von uns benachrichtigt.

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