Grünstadt Herausragend

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Für viele ist der jährliche Auftritt des Rennquintetts der Abend, auf den sie sich in der Vorweihnachtszeit am meisten freuen. Völlig zu Recht. Am Montag hat das Rennquintett wieder herausragende junge Solisten mit in die Martinskirche nach Grünstadt gebracht. Es gelingt den fünf Musikern selbst nach 15 Jahren an dieser Stelle – und nach 20 Jahren mit Weihnachtskonzerten sowie 30 Jahren auf der Bühne – immer noch mühelos, das Publikum in ihren Bann zu ziehen.

Dass das Quintett mit Uwe Zaiser, Peter Leiner (beide Trompete/Flügelhorn), Uwe Tessmann (Horn), Ralf Rudolph (Tuba) und Jochen Scheerer (Posaune/Euphonium) stets ein Händchen dafür hat, sich ideale musikalische Partner auszuwählen, das macht seine Weihnachtskonzerte so einzigartig. Jedes Jahr glaubt der Zuhörer, dass die Auswahl eigentlich nicht mehr verfeinert werden könnte. Doch mit der Einladung an die Sopranistin Elena Harsanyi, den Trompeter Sandro Hirsch und den Tubisten Constantin Hartwig bewies das Rennquintett das Gegenteil. „Die beste Sängerin, die von der Musikhochschule Saarbrücken in den letzten fünf Jahren hervorgebracht wurde“, nannte Trompeter und Moderator Peter Leiner Elena Harsanyi, die als erste im Konzertverlauf in Erscheinung treten sollte. Sie sang glänzend aufgelegt, mit feinem Timbre, die berühmte Arie „Let the bright Seraphim“ aus dem Oratorium Samson von Georg Friedrich Händel (1685-1759). Die 25-Jährige verfügt über ein exzellentes Organ, das sie auch feinfühlig einzusetzen weiß. Der Zuhörer hat den Eindruck, eine der ganz großen Stimmen zu hören, zu der Harsanyi sicher noch aufsteigen wird. Aktuell spielt sie am Saarländischen Staatstheater die Maria in Bernsteins Westside Story. Daraus sang sie das bekannte Stück „Somewhere“. Einfach schön. Sandro Hirsch sei jemand, der stets den Hauptpreis in Wettbewerben abonniert habe, kündigte Ausnahmetrompeter Leiner mit viel Vorschusslorbeeren den 19-Jährigen an. Der wurde diesem Anspruch auch gerecht. Mit dem berühmten Trompetenkonzert von Haydn setzte er Maßstäbe, mit dem dritten Satz der bekannten D-Dur Konzerts von Sandro Tartini (1692-1770) ebenso. Hirsch gefiel durch die Leichtigkeit seines Spiels, durch ein hohes Maß technischen Könnens und durch einen nahezu perfekten Ton, den er mit der Trompete zu erzeugen wusste – zweifellos ein Ausnahmetalent, das stellte er unter Beweis. Und das besonders deutlich während der Kombination von Auszügen aus dem Präludium Es-Dur von Bach (gespielt vom Rennquintett) mit Teilen aus „Quattro pezzi“ von Gioaconto Scelsi (1905-1988), die Hirsch spielte. Hier wagte das Rennquintett etwas Neues: Musik zu verbinden, die in verschiedenen Jahrhunderten entstanden ist, die sich grundlegend unterscheidet, aber dennoch zu einer guten Klang-Symbiose zusammengefügt werden kann. Es war wohl der beeindruckendste Part dieses insgesamt besonderen Abends. Hier kam dann übrigens erneut Constantin Hartwig ins Spiel, ein ganz Großer an der Tuba. Er fügte den Choral „Nun komm der Heiden Heiland“ (komponiert von Luther, vertont von Bach) als Mittelteil zwischen die Bach-Melodien und die modernen Scelsi-Komposition, und schuf damit den zentralen und bewegenden Moment in diesem musikalischen Experiment. Grandios. Schon mit dem zweiten Satz aus Ralph Vaughan-Williams berühmten Konzert für Tuba (eine Auftragskomposition für das London Symphony Orchestra, komponiert 1954) machte Hartwig deutlich, wie ausgezeichnet er sein Instrument beherrscht. Er ließ die Tuba fast wie ein weiches Euphonium klingen. Erinnerungen an das Spiel des berühmten Steven Mead wurden da geweckt. Mit „Blackbird“ von Paul McCartney rundete der 24-Jährige den Eindruck ab, dass er ein großer Könner auf seinem Instrument ist, der von seinem Lehrer Ralf Rudolph vieles gelernt hat. Vielleicht ist auch gerade dieser Aspekt ein Beweis für die Nachhaltigkeit, mit der das Rennquintett die Musikwelt dieser Region geprägt hat. Die Lehrer mit den mittlerweile doch recht grauen Haaren bringen diejenigen mit, die es ihnen qualitativ gleichtun – mehr Lob kann ein Musiker eigentlich nicht bekommen.

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