Grünstadt Italienischer Jugendstil

«KIRCHHEIMBOLANDEN.» Was tut sich da in Italiens Klavierszene? Mit Alberto Ferro hat schon zum zweiten Mal ein italienischer Nachwuchs-Pianist von gerade mal Anfang 20 die hochkarätige International Telekom Beethoven Competition Bonn gewonnen. Am Sonntag, 6. Mai, wird er in Kirchheimbolanden zeigen, wie ihm das gelingen konnte. Sein Rezital beginnt um 18 Uhr in der Orangerie.

Sein Landsmann Filippo Gorini ist ihm 2015 als damals gerade mal 20-jähriger Wettbewerbssieger vorausgegangen. Seither hat Gorini schon zweimal in der Reihe „Junge Stars der Klassik“ in Kirchheimbolanden gespielt und wird zudem fürs Spätjahr in Rockenhausen erneut mit einem Auftritt beim Festival „Neue Musik“ angekündigt. Nun also Alberto Ferro. Der 22-Jährige habe Jury wie Publikum begeistert und in einem einzigartigen Siegeszug den begehrten 1. Preis der Competition, den Publikumspreis, den Beethovenhaus-Preis und den Stream-On Beethoven Award der Deutschen Telekom AG „abgeräumt“, berichtet die Initiatorin der Konzertreihe, Lydia Thorn Wickert, von dem jungen Künstler. Aktuell studiert Alberto Ferro nach ihren Angaben bei Epifanio Comis am Istituto Musicale Vincenzo Bellini, Catania. Er nahm an Meisterkursen von Leslie Howard, Richard Goode, Jörg Demus und Vladimir Ashkenazy teil. 2015 gewann er den 2. Preis, den Internationalen Presse-Preis und den Haydn-Preis bei der „Busoni“ International Piano Competition, Bozen, danach den 6. Preis und den Publikumspreis bei der „Queen Elisabeth“ International Piano Competition, Brüssel. Er konzertierte in Mailand, Venedig, Brügge, Luxemburg, Brüssel, Tel Aviv, Erl, Berlin, Weimar, München und Leipzig und tritt auch mit großen Orchestern auf. Auffällig an Ferros Programm, mit dem er sich in der Orangerie präsentieren wird: War bisher bei den Jungen Stars als Reverenz an den Telekom-Wettbewerb ein Beethoven-Part nahezu obligatorisch, so verzichtet der Italiener ganz auf Werke des Klaviergottes aus Bonn. Stattdessen hat er Werke von Chopin, Rachmaninow und Debussy ausgewählt. Beginnen wird Alberto Ferro mit Frederic Chopins Klaviersonate Nr. 2 b-Moll op. 35, aus der vor allem der dritte Satz als Trauermarsch (Marche funebre) Berühmtheit erlangt hat. Insgesamt gilt die Sonate, 1839/40 geschrieben und durchgehend in Moll gehalten, als aufwühlend und geheimnisvoll und als die wohl düsterste, die die Epoche der Romantik hervorgebracht hat. Sergei Rachmaninow ist im Programm mit Variationen über ein Thema von Corelli d-Moll op. 42 vertreten, seinem letzten Werk für Klavier solo, geschrieben 1931 und von Abschiedsstimmung geprägt. Das sehr eingängige Thema beruht letztlich auf der vielfach variierten spanisch-portugiesischen „Folia“-Tanzmelodie und stammt eigentlich nicht von Arcangelo Corelli, sondern wurde auch von ihm lediglich aufgegriffen und in einer Komposition verarbeitet. Letzter Programmpunkt wird Claude Debussys „Pour le piano“ L. 95 sein, das im Schaffen Debussys als Werk des Übergangs vom eher romantischen Stil zu der für sein späteres Werk prägenden Musiksprache gilt. Die Komposition entstand um die Wende ins 20. Jahrhundert und beseht aus den drei Sätzen Prelude, Sarabande und Toccata. Und wer weiß: Vielleicht klappt es ja bei einer Zugabe doch noch mit Beethoven. Karten —„Junge Stars der Klassik“: Alberto Ferro. Sonntag, 6. Mai, 18 Uhr, Westflügel der Orangerie. —Der Kartenvorverkauf läuft im Internet über reservix (www.reservix.de) sowie bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen.

x