Grünstadt LBM: „Umgehung-West unbedingt notwendig“

Mitte des nächsten Jahres geht es endlich los: Die seit Jahrzehnten geforderte Ortsumgehung Kirchheim wird gebaut. Mit der Finanzierungszusage des Bundes im Juli konnten die vorbereitenden Planungen und Koordinierungen zu dem Großprojekt „B 271 neu“ unter Federführung des Landesbetriebes Mobilität Worms beginnen. „Der Grunderwerb läuft stark an“, sagte der LBM-Dienststellenleiter Bernhard Knoop am Dienstag bei einem Informationsgespräch im Rathaus der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land.

Die neue B 271 für 21,79 Millionen Euro sei unbedingt notwendig, so Knoop. Bereits vor 14 Jahren hätten sich pro Tag durchschnittlich mehr als 12.000 Kraftfahrzeuge durch die Ortsdurchfahrt Kirchheims gequält. Bis 2020 sei eine Zunahme um bis zu 30 Prozent prognostiziert worden. Die Fahrbahn sei schmal, es fehlten Gehwege und die Streckenführung sei unübersichtlich. „Die Lebensqualität der Anwohner wird durch Lärm- und Abgasimmissionen erheblich beeinträchtigt“, erläuterte Projektleiter Peter Franke. Jetzt geht es zunächst um den Grunderwerb, der allein rund 3,24 Millionen Euro verschlingen wird. Mit 8,5 Millionen Euro sind die Brückenbauwerke angesetzt. Als erstes wird im Sommer 2015 die Überführung über die Bahnlinie südwestlich von Grünstadt in Angriff genommen. Während der rund einjährigen Bauzeit wird im Herbst mit der Talbrücke über den Eckbach begonnen. Voraussichtliche Fertigstellung: Ende 2017. „Sie wird eine Länge von 224 Metern haben, zwölf Meter breit und zwischen 4,9 und 11,8 Meter hoch sein“, sagte der Projektleiter. Dabei müssten auch Gasleitungen verlegt werden, eine mehrwöchige Vollsperrung der L 520 sei nicht zu vermeiden. Franke kündigte drei Überführungen über Wirtschaftswege an sowie eine Fußgängerunterführung beim Golfplatz in Dackenheim. Mitte 2016 soll der eigentliche Straßenbau beginnen, für den zirka 8,5 Millionen Euro und zwei Jahre angesetzt sind. Die 3,4 Kilometer lange Ortsumgehung wird eine Fahrbahnbreite von 7,5 Metern haben. „Dafür werden wir 220.000 Kubikmeter Erde bewegen“, sagte Franke. 120.000 Kubikmeter davon werden für das Aufschütten von Dämmen verwendet, zwischen denen die neue B 271 mit Blick auf den Lärmschutz größtenteils verlaufen wird. Von den übrigen 100.000 Kubikmetern ließen sich 65 Prozent beim dritten Ohr der Autobahnanschlussstelle Grünstadt abkippen und begrünen. 35.000 Kubikmeter Bodenmaterial werde dann auf dem freien Markt angeboten. Das Gröbste soll im Sommer 2018 erledigt sein. „Dann beginnen wir mit den Anbindungen an die bestehenden Straßen“, so Knoop. Dabei blieben Verkehrsbeeinträchtigungen nicht aus. Vier Knotenpunkte sind vorgesehen. Südlich des Autobahnanschlusses Grünstadt, wo die neue Trasse westlich abgeht, ist eine Ampellösung in Richtung Kirchheim vorgesehen. Laut Franke liegt der Vorteil gegenüber einem Kreisel darin, dass nicht alle Seiten zu jeder Tages- und Nachtzeit abgebremst werden. Mit einem Ohr soll die neue Trasse an die L 520 angeschlossen werden. Die Kreisstraße 1 gen Weisenheim am Berg wird ab ihrer Einmündung in die neue B 71 zu einem Wirtschaftsweg rückgebaut. Im Süden der Umgehung, bei Dackenheim, liegt der vierte Knotenpunkt, wo die neue und die alte B 271 zusammentreffen. Letztere wird vermutlich zur Landesstraße abgestuft. Restarbeiten, die sich in das Jahr 2019 hineinziehen werden, betreffen vornehmlich den Landschaftsbau und Ausgleichsflächen, wofür 1,25 Millionen Euro eingeplant sind. Dazu gehört auch die Renaturierung des Eckbachs im Bereich der Talbrücke sowie die Anlage eines Regenrückhaltebeckens. Wie Knoop ankündigte, soll Anfang kommenden Jahres auf einer Einwohnerversammlung in Kirchheim ausführlich über das Projekt informiert werden. Mit den LBM-Vertretern waren sich VG-Bürgermeister Reinhold Niederhöfer und Kirchheims Ortsbürgermeister Robert Brunner einig: „Wir freuen uns auf das Projekt!“ (abf) CHRONIK 
- 1994: Raumordnungsentscheid für eine West-Linie Bad Dürkheim – Grünstadt 
- 1997: Entwurf der Detailplanungen 
- 1997 bis 1999: Abstimmung mehrerer Varianten mit der Gemeinde Kirchheim und der Landwirtschaft 
- 2000/01: Variantenvergleich der Trasse mit einer „modifizierten Ost-Strecke“ 
- Ende 2003: Einleitung des Planfeststellungsverfahrens - Februar/März 2004: Offenlegung der Pläne 
- Mitte Dezember 2005: Anhörungsverfahren 
- Februar 2009: Planfeststellungsbeschluss 
- März 2009: Vier Klagen werden eingereicht 
- März 2010: Das Oberverwaltungsgericht Koblenz weist die Klagen ab, es besteht Baurecht  
- Juli 2014: Finanzierungszusage des Bundes, der CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Schindler freut sich, dass es „endlich geklappt“ hat. (abf)

x