Grünstadt „Leider werden Tiere benutzt, um Show zu machen“

Am Samstag ist Schauspielerin Maren Gilzer zur Dschungelcamp-Königin gekürt worden. Für die RTL-Sendung machen sich Menschen zum Affen, legen sich Schlangen um den Hals, springen in Gruben mit Spinnen oder essen Maden und Heuschrecken oder auch mal Känguru-Hoden. Mit einem Teil des Getiers, das im Dschungel-Camp bewusst eingesetzt wird, hat Stefan Barth jeden Tag zu tun. Der 45-Jährige betreibt seit zwölf Jahren in Obersülzen Stefans Reptilienparadies. Mit ihm hat die RHEINPFALZ über das Phänomen „Dschungel-Camp“ und die dortige Darstellung gesprochen.

Gretchenfrage zuerst: Sehen sie sich die Sendung überhaupt an?

Ja, schon, je nach Zeit zwei bis dreimal in der Woche, wenn eine Staffel läuft.Und ist das Unterhaltung oder Grusel für Sie? In erster Linie Unterhaltung. Mich interessiert, wie die Leute so drauf sind, was alles gemacht wird, wie die Reaktionen ausfallen. Früher hatte ich auch immer die Hoffnung, dass die Sendung mir einen Hype im Laden beschert, mancher, der die Schlangen im TV sieht, dann sich einen solchen Hausgenossen bei mir zulegen will. Das ist aber nie eingetreten.Als Experte: Wie werten Sie den Einsatz der Schlangen? Auch wenn es keine giftigen Tiere sind, ist das für jemanden, der damit sonst nichts zu tun hat, sicher eine Überwindung, in eine Schlangengrube zu müssen. Mich stört vor allem, dass die Tiere benutzt werden, um so eine Show zu machen. Wenn die ausgewählten Kandidaten dann über die Schlangen stürzen oder auf diesen liegen, ist das sicher für beide Seiten nicht angenehm. Was mir auffällt ist aber, dass überwiegend wirklich australische Tiere zum Einsatz kommen. Bei den Werbetrailern vorweg ist das anders, da taucht dann auch mal eine afrikanische oder südamerikanische Schlange auf. Mal nach Obersülzen: Welche Schlangen züchten und verkaufen Sie? Alles mögliche: Königspython, Kornnattern in allen Färbungen, Baumpythons, viele Würgeschlangenarten, die alle ungiftig sind. Ich habe keinerlei Interesse an Gifttieren, die verkaufe ich grundsätzlich nicht, wobei es dafür durchaus seriöse Experten gibt. So etwas sehe ich auch nicht als Haustier an. Was passieren kann, zeigt der Fall, bei dem einem Laien eine Baby-Kobra entwischt ist und deshalb sein ganzes Haus entkernt werden musste. Der Betroffene sitzt heute noch auf den Schulden aus diesem Vorfall. Zurück zum Dschungelcamp. Dort essen die Teilnehmer ja den Schlangen auch das Futter weg … Wohl eher den Echsen. Hauptsächlich sind das Schaben, Maden oder Heuschrecken. Schlangen fressen hauptsächlich Nagetiere wie Mäuse oder Ratten.Sie verkaufen auch Futter für die Tiere. Wollte das schon mal jemand für den Eigenverbrauch? Ja, ich hatte einen Kunden, der in der Erlebnisgastronomie tätig war. Er hat Heuschrecken mitgenommen, diese frittiert, mit Schokolade überzogen oder anderweitig zubereitet und seinen Gästen angeboten, wohl auch mehr als Gag. Ich selbst bin leider gegen Heuschrecken allergisch, aber Mehlwürmer und Heimchen hab ich probiert. Beides schmeckt ähnlich – süßlich nussig.

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