RHEINPFALZ-Sommertour Leser bei der Polizei in Grünstadt: Einer wird gefesselt
Wo das Herz der Polizeiinspektion Grünstadt schlägt
Der wichtigste Raum in der Grünstadter Polizeiinspektion ist gleich neben der Eingangstür auf der linken Seite, denn dort laufen die Fäden zusammen. Ein Einsatz-Sachbearbeiter nimmt Not- oder sonstige Anrufe sowie die Funksprüche seiner Kollegen entgegen. Und er dirigiert seine Kollegen durchs Leiningerland: Auf seinen Bildschirmen sieht er, wo gerade welcher Streifenwagen ist. Die rund 20 RHEINPFALZ-Leser wollen unter anderem wissen: Was ist, wenn der diensthabende Beamte gerade alleine ist und zum Beispiel aufs Klo muss? Grünstadts Polizeichef Thomas Jung erläutert: Notrufe können ins Ludwigshafener Polizeipräsidium umgeleitet werden. Und sonstige Kommunikation lässt sich per Lautsprecher bis ins dann nicht so stille Örtchen übertragen. „Dann weiß der Kollege zumindest, wenn er sich mit seinem Geschäft beeilen muss.“
Beißen, stoßen, schnüffeln: Was die Vierbeiner im Polizeidienst können
Um den RHEINPFALZ-Lesern bei der Sommertour die Polizeiarbeit in verschiedenen Facetten zu zeigen, hat die Grünstadter Inspektion nicht nur eigene Leute aufgeboten. Als Verstärkung sind die zwei Diensthundeführer Marcus Feldscher und Lukas Toews mit gleich drei Vierbeinern da. Der 37-jährige Feldscher erläutert: Er und seine Staffel-Kollegen sind für Einsätze in der gesamten Vorder- und Südpfalz zuständig, fahren daher während einer Schicht oft weite Strecken – und nehmen die Tiere danach mit zu sich nach Hause, wo sie wie andere Haustiere zur Familie gehören.
Gebraucht werden die vierbeinigen Einsatzkräfte einerseits als Schnüffler: Sie können je nach Ausbildung zum Beispiel Drogen, Sprengstoff, Geld, Leichen oder sogar Datenträger wie Handys oder Laptops aufspüren. Außerdem werden sie als Schutzhunde eingesetzt, die aggressive Menschen zur Räson bringen. Feldscher erläutert: Oft reicht es schon, wenn die Vierbeiner bedrohlich bellen. Aber zur Not können sie auch kräftig zubeißen. Wie das aussieht, bekommen die Gäste dann auch gezeigt.
Feldscher zieht sich Schutzkleidung an, mimt einen Angreifer – und lässt sich vom Hund des Kollegen in den Arm beißen. Los lässt der zweijährige Neo trotz aller Gegenwehr erst wieder, als er das Kommando dazu bekommt – und der vermeintliche Angreifer auf dem Boden liegt. Danach zeigen die Hundeführer auch noch einen Ramm-Einsatz: Dafür bekommt das Tier einen gepolsterten Maulkorb, geht so auf Menschen los. Feldscher sagt: „Das wirkt wie ein guter Faustschlag.“
Die RHEINPFALZ-Leser wollen unter anderem wissen, was mit ausgemusterten Polizeihunden passiert. Für Feldschers zehnjährige Sally steht dieser Schritt bald an, er bereitet deshalb schon den zweijährigen Lucky auf den Dienst vor. Trotzdem wird die belgische Schäferhündin ihren Lebensabend bei ihrem bisherigen Chef und seiner Familie verbringen. Er sagt: „Ich finde, das gehört sich so. Und etwas anderes würde ich auch gar nicht übers Herz bringen.“
Ein mobiles Büro: Das Fahrzeug der Verkehrsüberwacher
Neben den Hundestaffel-Kollegen ist als externe Verstärkung auch noch ein Spezialist für die Verkehrsüberwachung nach Grünstadt gekommen. Karsten Cladow hat einen Transporter dabei, der wie ein rollendes Büro ausgerüstet ist. Eingesetzt wird das Fahrzeug für verschiedene Zwecke: Bei Großereignissen etwa kann es zur mobilen Kommandozentrale werden. Der 59-jährige Beamte nutzt den Wagen vor allem bei Schwerlast-Kontrollen. Da geht es zum Beispiel darum, ob die Lenkzeiten eingehalten worden sind. Und um die Geschwindigkeiten, die der zu überprüfenden Lastwagen selbst gespeichert hat. Kladow sagt: Der höchste von ihm je erspähte Wert waren 127 Kilometer pro Stunde. „Der Fahrer hatte das ABS ausgeschaltet, dann rollt er ...“
Vielseitig einsetzbar: das Polizei-Motorrad
Das kommt für einige der RHEINPFALZ-Leser überraschend: In Grünstadt ist auch ein Polizei-Motorrad stationiert. Dienststellenchef Jung erläutert: Das Gefährt wird oft außerhalb des eigenen Bezirks eingesetzt. Denn gebraucht werden die BMW-Maschinen zum Beispiel, um Demonstrationen oder andere Umzüge zu begleiten und dabei immer wieder neue Seitenstraßen abzusperren. Aber auch als Eskorte für Staatsgäste der Landesregierung werden sie eingesetzt.
Im Dienst-Alltag der Leiningerland-Polizisten, sagt Jung, ist das Motorrad ebenfalls sehr nützlich. Um kleinere Unfälle etwa kann sich auch ein einzelner Beamter kümmern. Und der ist dann mit dem Zweirad oft schneller vor Ort als mit dem Streifenwagen. Die technischen Details der BMW-Maschine erläutert dann ihr Fahrer Steffen Pasternack: Der 25-Jährige zeigt, wie unter seiner Windschutzscheibe in Spiegelschrift Botschaften für voranfahrende Fahrzeuge wie „Stopp“ aufleuchten. Er lässt die Blaulichter blitzen. Und dann macht er kleine Sommertour-Teilnehmer glücklich.
Neben den etwa 20 erwachsenen RHEINPFALZ-Lesern ist auch eine Handvoll Kinder dabei. Zu ihnen gehören die vierjährige Johanna und der zweijährige Max, die sich zusammen aufs Motorrad setzen dürfen. Und das Strahlen im Gesicht des Jungen ist mindestens so beeindruckend wie alles, was die Polizisten erklären.
Maschinenpistolen, Helme, Taser: Was Polizisten alles mitschleppen
Im Hinterhof der Polizeiinspektion demonstriert Yassin Gannouf, welche Ausrüstungsgegenstände Polizisten ständig bei sich haben: die Pistole, die Alltags-Schussweste, den ausfahrbaren Schlagstock, die Stromstoßpistole Taser. Und er holt aus dem Streifenwagen-Kofferraum, was dort für besonders brenzlige Einsätze bereitliegt: Helme und 15 Kilogramm schwere Panzer-Westen, die auch vor Gewehrmunition schützen.
Was der Grünstadter Polizeichef über die Zukunft seiner Dienststelle sagt
Die Leiningerland-Inspektion ist mit ihren knapp 50 Beschäftigten eine relativ kleine Dienststelle im ländlichen Raum – und in einem Punkt ein wenig altmodisch. Während an größeren Standorten Fingerabdrücke inzwischen elektronisch erfasst werden, müssen Menschen bei einer erkennungsdienstlichen Behandlung in Grünstadt ihre Finger noch schwarz einfärben und dann auf Papier pressen. Der Polizist Sven Hasemann erläutert: Anschließend werden die Bögen eingescannt und so ans Landeskriminalamt (LKA) übermittelt.
Die RHEINPFALZ-Leser sind sich derweil einig: Sie sind froh, dass es in ihrer Nähe überhaupt eine Polizeiinspektion gibt. Doch manche fragen sich, ob sie irgendwann wegfallen könnte. Dienststellenleiter Jung beruhigt: Natürlich gibt es auch bei der Polizei immer wieder Veränderungen. Im Moment wird zum Beispiel die Kriminalpolizei umorganisiert. Und das könnte Folgen für die beiden ihr zugeordneten Beamten haben, die in Grünstadt stationiert sind. Dass irgendwann die ganze Inspektion dichtgemacht werden könnte, hält er aber für unwahrscheinlich.
Welchen speziellen Wunsch die Polizei einem einzelnen RHEINPFALZ-Leser erfüllt hat
Ludger Heissler möchte endlich wissen, wie es sich anfühlt, wenn einem Handschellen angelegt werden. Kommissar Yassin Gannouf lässt sich da nicht lange bitten und fesselt den RHEINPFALZ-Leser. Woraufhin prompt die nächste Frage aufkommt: Ob es möglich ist, sich selbst wieder zu befreien? Die Beamten sagen: Menschen mit besonders schmalen Handgelenken soll das schon gelungen sein. Heissler allerdings bleiben Verrenkungsübungen erspart, die Polizisten nehmen ihm die Fessel schnell wieder ab – mit einem der Schlüssel, die übrigens in alle Polizei-Handschellen passen.