Grünstadt Letzte Vorbereitungen

Der Kampfmittelräumdienst hat die 250-Kilo-Bombe in einem Schacht gesichert.

Grünstadt: Letzte Vorbereitungen werden für die Entschärfung einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg getroffen, die „In der Haarschnur“ liegt. Deswegen wird morgen von 9 bis 15 Uhr ein Gebiet von rund 785.000 Quadratmetern als Sperrbezirk ausgewiesen, der evakuiert sein muss, ehe der Kampfmittelräumdienst seine Arbeit aufnimmt.

Ganz viele Aspekte muss die Stadtverwaltung berücksichtigen, auch solche, die einem nicht unmittelbar in den Sinn kommen: Was passiert zum Beispiel, wenn jemand mit seinem Haustier in der Turnhalle der Dekan-Ernst-Schule erscheint? „Auch darüber haben wir uns Gedanken gemacht“, sagte gestern Gerhard Laubersheimer, Leiter des Ordnungsamtes: „Wir werden das von Fall zu Fall entscheiden, notfalls muss das Tier für die Dauer der Evakuierung ins Tierheim.“ Wobei sich die Anzahl derjenigen menschlichen Bewohner der Sperrzone in Grenzen hält, die bis gestern Mittag der Verwaltung mitteilten, dass sie die Turnhalle aufsuchen wollen: Es waren lediglich acht, dazu kommen noch Bewohner des Alten- und Pflegeheims Haus am Leininger Unterhof. Von daher dürfte sich auch das Problem mit Haustieren nicht als allzu groß erweisen. Laubersheimer stellt aber unmissverständlich klar: „Giftschlangen lasse ich nicht in die Halle.“ Dort soll der Aufenthalt für die Betroffenen so angenehm wie möglich gestaltet werden: Ein extra Boden wurde ausgelegt, Tische und Bänke wurden aufgestellt, „die Heizung läuft“, so der Chef des Ordnungsamtes. Und hungern muss auch niemand: Das DRK sorgt für warme Suppe und belegte Brötchen. Sollte der Platz in der Halle wider Erwarten nicht reichen, stünden auch noch das Foyer der Schule und Klassenräume zur Verfügung. Die Stadt habe auch sämtliche Pflegedienste in und um Grünstadt über die Evakuierung informiert, so Laubersheimer: damit diese ihre Patienten in der Sperrzone rechtzeitig versorgen können, ehe diese geräumt wird. Begeistert ist er davon, wie gut und engagiert die über 200 Hilfskräfte, die im Einsatz sind, mitarbeiten. Die Urlaubssperre, die die Stadt für ihre Mitarbeiter verhängt hatte, sei wieder aufgehoben worden: „Die brauchten wir nicht“, freut sich Laubersheimer über die große Bereitschaft bei der Verwaltung, im Vorfeld und auch morgen mitzuhelfen, dass alles möglichst reibungslos über die Bühne geht. Entsetzt und auch empört ist er dagegen über manche Reaktionen, die den Mitarbeitern entgegenschlugen, die die Flugblätter verteilten: Sie seien zum Teil unflätig angegangen worden. Die Hotline, die die Stadt wegen der Evakuierung geschaltet hat, werde rege genutzt. Einige Bürger riefen nur an, um sich abzumelden, andere fragten nach einem Fahrdienst. Wobei das Ziel, so Laubersheimer, meist eine private Adresse sei. Angefragt werde auch, weshalb die Dekan-Ernst- und nicht die IGS-Sporthalle zur Verfügung stehe. Die Verwaltung hatte ursprünglich auch an die Halle der ehemaligen Hauptschule gedacht. Da aber die Halle an der Grundschule ebenfalls außerhalb des Gefahrenbereichs liege und von den Hilfsdiensten befürwortet wurde, habe man sich für die Räumlichkeiten an der Richard-Wagner-Straße entschieden. Als Ausweichquartier könnte die Sausenheimer Grundschule dienen. Weil der Bahnhof in der Sperrzone liegt, ist auch der Bus- und Zugverkehr um Grünstadt betroffen. Der Betrieb auf den Strecken Eiswoog/Ramsen - Grünstadt sowie Monsheim - Grünstadt wird eingestellt. Züge aus Richtung Frankenthal und Neustadt enden in Freinsheim. Die Verbindung zwischen Ramsen sowie Freinsheim und Grünstadt übernehmen Busse. Es wird neben Grünstadt-Nord die Haltestelle am Krankenhaus bedient. Für Fahrgäste Richtung Monsheim (und umgekehrt) verkehrt ab Grünstadt-Nord ein Taxi-Pendelverkehr. Auch bei der protestantischen Kirche Grünstadt gibt es wegen der Evakuierung noch eine Änderung: Der Gottesdienst am Reformationstag (Montag, 18 Uhr) wird von der Friedenskirche in die Martinskirche verlegt. Dekan Stefan Kuntz wird die neue Luther-Übersetzung als Altarbibel einführen. Infos —Das Telefon (06359/805-315), das die Stadtverwaltung Grünstadt zur Information der Bevölkerung geschaltet hat, ist auch heute, Samstag, bis mindestens 16 Uhr besetzt. Wer eine Fahrgelegenheit braucht, kann sich dort oder per E-Mail melden: ordnungsamt@gruenstadt.de —Der Ersatzverkehr, den die Bahn für die ausfallenden Züge um Grünstadt einsetzt, steht im Internet unter www.bahn.de/aktuell, danach Rheinland-Pfalz anklicken. —Wegen der Evakuierung kann es auch bei Nachlieferungen der RHEINPFALZ am SONNTAG zu Problemen kommen. Näheres unter 06321/3850146. |cn/ks

x