Grünstadt Misses Trump hatte Heimweh

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KALLSTADT. Noch nie hat ein Kandidat in einem Präsidentschaftswahlkampf mehr polarisiert als Donald Trump. Doch was wäre passiert, wenn sein Opa zurück in die Pfalz gedurft hätte? Der Wortlaut eines Briefes, der sich im Landesarchiv in Speyer findet, zeigt, mit welcher Vehemenz Friedrich Trump Ende 1906 eine Rückkehr aus New York anstrebte. Wohl aus Liebe zu seiner Frau. „Crunchtime“ in einem der dreckigsten und längsten Wahlkämpfe aller Zeiten. Heute wird klar, wer die USA in den kommenden Jahren als Präsident führen wird – Hillary Clinton oder Donald Trump, dessen Vorfahren aus Kallstadt stammen. In den Fokus des medialen Interesses gerückt ist die kleine Gemeinde im vergangenen Jahr mehrmals. Große Magazine und Fernsehsender waren vor Ort, um nach den Ursprüngen zu suchen. Bis heute ist der Herkunftsort von Donald Trumps Großvater Friedrich die Heimat des deutschen Zweigs der Familie Trump. Ein Briefwechsel zeigt, dass die pfälzische Kreisregierung in Speyer ein kleines bisschen mitverantwortlich wäre, zöge Donald Trump ins Oval Office in Washington ein.Wie inzwischen weithin bekannt, war Friedrich Trump 1885 als Halbwaise zunächst nach New York ausgewandert, wo er als Friseur arbeitete, ehe er im Westen der USA und bei den Goldsuchern am Klondike zu Geld kam. Bis 1901 kehrte er zweimal nach Kallstadt zurück, bevor er beim dritten Besuch im Jahr 1902 seine Verlobte Elisabeth Christ im Ludwigshafener Standesamt ehelichte und mit ihr im gleichen Jahr wieder nach New York zog. Wie Volkskundler Roland Paul, bis dahin Leiter des Instituts für pfälzische Geschichte in Kaiserslautern, in einem Aufsatz, den er im Sommer in der Zeitschrift „Pfälzer Heimat“ veröffentlichte, ebenfalls schildert, habe Trump seinem Schwiegervater Philipp Christ aber versprochen, Elisabeth zurückzubringen, wenn es ihr in den USA nicht gefalle. So kam es auch im August 1904. Fast ein Jahr lang kämpfte Friedrich Trump hier vor Ort um das Recht, wieder dauerhaft in Kallstadt leben zu dürfen. Am 25. Juni 1905 teilte ihm die Kreisregierung in Speyer einen Entschluss des Staatsministeriums des Innern mit, wonach ihm ein längerer Aufenthalt hier nicht mehr gewährt werden kann. Hintergrund: Er sei nach seiner ersten Ausreise in die USA nicht rechtzeitig zur Ableistung des Militärdienstes zurückgekehrt. Am 1. Juli 1905 reiste Trump, der sich inzwischen Frederick nannte, mit seiner schwangeren Frau und einer Tochter zurück nach New York. Wie sehr die Familie aber weiter daran glaubte, vielleicht doch nach Kallstadt zurückkehren zu können, zeigt ein weiterer Brief vom 20. Dezember 1906 an das „Königliche Staatsministerium des Inneren“ aus der Feder von Friedrich Trump. Der Brief ist im Landesarchiv in Speyer zu finden. Roland Paul, aber auch der Ahnenforscher Reinhard Hofer aus Ruhstorf in Bayern haben für dessen Verbreitung gesorgt. Vehement weist Trump dort auf die Gründe für seinen Heimkehrwillen hin – das Heimweh seiner Frau. „Ich, der unterzeichnete amerikanische Staatsbürger Friedrich Trump, gebürtig in Kallstadt, Pfalz, jetzt in New York wohnhaft, ersuche hiermit hohe königliche Regierung, mir gnädigst zu gestatten mit meiner Familie meinen Wohnsitz in meiner alten Heimat, resp. in Bad Dürkheim nehmen zu dürfen. Mißliche Vermögensverhältnisse veranlassten mich im Jahre 1885 im Alter von sechzehn Jahren hierher auszuwandern. (...) Es ging uns hier gut und ich hatte niemals die Absicht, wieder in Deutschland leben zu wollen, bis ich bei einem Besuche bei meiner Mutter im Jahre 1902 mich in Kallstadt verheiratete. Meine Frau ist nie von zu Hause weg gewesen, ist die einzige Tochter ihrer in Kallstadt lebenden Eltern, ist hier nicht gesund und kann sich nicht in das Leben hier eingewöhnen. Nachdem wir zwei Jahre von 1902 bis 1904 hier gelebt hatten, mußte ich schließlich ihrem Drängen nachgeben und mit ihr nach der alten Heimat zurückkehren. Damals wußte ich nicht, daß mein Bleiben draußen von hoher kgl. Regierung beanstandet würde. Ich bin mir bewußt, daß es nicht Absicht war, mich der Militärpflicht zu entziehen, die mich zur Auswanderung bestimmten, sondern das Streben, mir in Amerika eine neue Existenz zu gründen und meine Mutter in Deutschland unterstützen zu können. Ich bin ein ruhiger, friedfertiger Mann, nicht gewohnt in der Wirtschaft zu sitzen und mich lästig zu machen und kann versichern, daß meine Lebensführung eine solche ist, wie sie die obrigkeitliche Behörde billigt. Meine Frau und ich bitten deshalb hohe kgl. Regierung um eine günstige Entscheidung. Gehorsamst, Friedrich Trump, 539 East 177th Street, New York, City. “ Die Kreisregierung in Speyer antwortete drei Monate später am 5. März 1907: „Es hat bei dieser Entschließung sein Benehmen.“ Damit war Trumps Antrag endgültig abgelehnt. Er und seine Frau blieben in den USA. Nur elf Jahre später erlag Donald Trumps Großvater der Spanischen Grippe, sein Sohn Fred wurde später mit dem Bau von Immobilien reich. Dessen Vermögen bekam später auch sein im Jahr 1946 geborener Sohn Donald. Was passiert wäre, wenn Friedrich Trump hätte nach Kallstadt zurückkehren dürfen, darüber mutmaßte zuletzt auch die „Süddeutsche Zeitung“, die die Pfalz wohl weiterhin zum Königreich Bayern rechnet. „Markus Söder hätte einen Konkurrenten mehr im Kampf um das Amt des bayrischen Ministerpräsidenten“, hieß es dort ...

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