Grünstadt Mit zwiespältigen Gefühlen

Amy Williams brachte am Samstag einen fehlerfreien Wettkampf ins Ergebnis der Grünstadter Gewichtheber ein.
Amy Williams brachte am Samstag einen fehlerfreien Wettkampf ins Ergebnis der Grünstadter Gewichtheber ein.

«GRÜNSTADT.» Die Gewichtheber des KSV Grünstadt wurden trotz einer herausragenden Vorstellung im Bundesliga-Heimkampf gegen den TSV Heinsheim nicht belohnt: Kurz vorm Ziel – dem anvisierten Teilerfolg im Reißen – wurden sie von den Gästen noch abgefangen, die sich den umkämpften Zähler mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,6 Relativpunkten sicherten. Obendrein nahmen sie auch den Gesamtsieg (640,0:658,2 Punkte) mit nach Hause.

KSV-Trainer John Attilo war richtig zerknirscht: „Das ist uns jetzt schon zum zweiten Mal passiert – und ausgerechnet immer vor heimischer Kulisse.“ Zu gern hätte er mit seiner Mannschaft einen weiteren Zähler auf der Habenseite verbucht. „Wir mussten erneut zuschauen, wie uns die Gegner mit den letzten drei Versuchen noch überholten und konnten nicht mehr aktiv ins Geschehen eingreifen.“ Dabei gab es an den Leistungen der Grünstadter überhaupt nichts auszusetzen. Bis auf Padou Izere Shima gingen in der Auftakt-Disziplin Reißen ausschließlich Frauen bei den Grünstadtern an den Start – und sie machten ihre Sache außerordentlich gut. Fraer Morrow, Amy Williams und Emily Keßler blieben fehlerfrei, lediglich Carolin Dauth leistete sich am Schluss einen Fehlversuch. Petra Keßler-Löwenstein imponierte zudem mit einer persönlichen Bestleistung. Aber der junge Däne Omed Alam machte – ebenfalls mit neuer Höchstmarke – am Ende alle KSV-Hoffnungen zunichte. KSV-Abteilungsleiter Axel Wenz betont zwar immer wieder, dass zur Qualifikation für die neue eingleisige Bundesliga, die ab der nächsten Saison eingeführt werden soll, keine Siege oder Niederlagen relevant sind, sondern ausschließlich die fünf besten Relativpunkte-Ergebnisse eines jeden Teams, aber: „Sportler gehen nicht in einen Wettkampf, um zu verlieren.“ Die zahlreichen Anhänger aus der kleinen Neckargemeinde Heinsheim freuten sich daher immens über den ersten Erfolg ihrer Mannschaft, auf den sie in dieser Runde so lange warten mussten. Etwas zwiespältig waren die Gefühle der einzigen Frau im gegnerischen Dress. Sophia Attilo ist eigentlich eine Grünstadterin – aber ebenso eine Heinsheimerin, da sie inzwischen dort lebt. „Ich war schon ziemlich nervös“, gestand die 25-jährige Polizistin, die mit ihrem eigenen Auftritt „zu Hause“ in Grünstadt nicht ganz zufrieden war. „Aber die Atmos-phäre hier ist wirklich klasse“, gab es ein Sonderlob ans Publikum. Das unterstrich Sophia Attilo auch in ihrer Rede am Ende der Veranstaltung, für die sie von ihren männlichen Teamkollegen ausgewählt wurde. Diese Ansprache entwickelte sich zu einem herrlich unterhaltsamen Schlagabtausch mit ihrem Bruder Joshua, der diesen Part für den KSV Grünstadt übernahm. „Danke, dass ich auch mal zu Wort kommen darf“, war nur eine der kleinen Sticheleien, mit der die Geschwister für allgemeine Heiterkeit in der proppenvollen Halle sorgten. Noch ein weiteres Mal werden die KSV-Athleten in der Bundesliga vor eigenem Publikum an die Hantel gehen – am 23. März ist der amtierende Deutsche Meister AV 03 Speyer zu Gast. Zuvor reisen die Grünstadter Gewichtheber noch ins Saarland, wo sie beim AC Germania St. Ilgen erwartet werden. Dort werden am 9. März die Lasten gen Himmel befördert.

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