Grünstadt Plastikmüll und Philosophisches

Liedermacher, Kabarettisten und Sozialkritiker mit bissigem Witz: die Wahl-Münchner Lucie Mackert und Peter Fischer.
Liedermacher, Kabarettisten und Sozialkritiker mit bissigem Witz: die Wahl-Münchner Lucie Mackert und Peter Fischer.

Wortakrobatisch und mit sehr viel Charme unterhielten am Mittwochabend Lucie Mackert und Peter Fischer ihr Publikum im Theater Alte Werkstatt. Mehr als 80 Zuschauer erlebten einen Liedermacher- und Kabarettabend voller Witz, Nachdenklichkeit und Poesie.

„Das ist mal etwas anderes!“ Bereits nach wenigen Minuten lässt sich das gut gelaunte Publikum in den Bann ziehen. Beschwingt wird mitgeschnipst, wenn Peter Fischer über Dinge singt, die die Welt nicht braucht: Windpocken mit 70 etwa, oder auch die versehentliche Ermordung einer Katze beim Einparken. Während Fischer virtuos am Klavier agiert, zupft Lucie Mackert die Gitarre und sitzt auf einem zur Bass-Drum umgebauten Koffer. Mit dem Fuß klopft sie rhythmisch auf einen Schellenkranz und nutzt zwischendurch auch gerne mal ein „lecker klingendes“ Flammkuchenbrett als Schlag- und Effektinstrument. Mit beeindruckender Geschwindigkeit artikulieren Mackert und Fischer rasante Wortfolgen und erzählen humorvolle Geschichten. Ihre Themenvielfalt scheint unerschöpflich, die rhythmische Bandbreite ist enorm. Ganz unvermittelt folgt auf schnelle Sambaklänge ein geheimnisvoller Dreivierteltakt, jazzige Komponenten stehen neben klassischen Tonfolgen von Ludwig van Beethoven. Ausreichend Sinn für schwarzen Humor muss man als Zuschauer allerdings schon mitbringen, wenn die beiden Künstler zur Gesellschaftskritik ansetzen. Zwischen „Inseln aus Plastikmüll auf hoher See, sind bewohnbares Land in spe“ und „Jesus weiß: Wir schaffen das“ sind aber auch verträumte Liebeserklärungen zu hören. Mit seinem Lied „Armbanduhren“ schafft Peter Fischer eine Atmosphäre, in der das Publikum seinen eigenen Gedanken und Emotionen nachzuhängen scheint. „Wenn du mit einem Mädchen gehst, frag’ nicht nach eurem Glück. Schau erst später im Alter darauf zurück.“ Solche Sätze berühren und bleiben hängen. Die Ergriffenheit währt jedoch nur kurz. Beim Thema „peinlich verliebte Pärchen“ ist das Gesangs- und Schauspieltalent der Zuschauer gefragt. Lucie Mackert dirigiert den „Chor der Angsthasen“ und lässt das Publikum mit Sorgenfalten im Gesicht „Bloß kein Risiko“ anstimmen. Es folgt die Drehung des Kopfes nach rechts und das gruselige Hauchen dieses Satzes in den Nacken des Nachbars. Eine Übung, die leicht verschämtes Kichern auslöst, aber mit großer Begeisterung ausgeführt wird. Singer-Songwriterin Lucie Mackert und Musikkabarettist Peter Fischer, beide 30 Jahre alt und Wahl-Münchner, harmonieren hervorragend. Eingefädelt hatte den Auftritt im Theater Alter Werkstatt Ruth Schell, die Oma der in Bobenheim am Berg geborenen Lucie Mackert (die übrigens das Leininger-Gymnasium besucht hat). Jürgen Hellmann war sofort begeistert, und mit dem Engagement der beiden hochmusikalischen Wortakrobaten hat der Leiter des TAW – unterstützt vom Frankenthaler Kiwanis-Club – ein glückliches Händchen bewiesen. Bereits vor der lautstark geforderten Zugabe beginnt sich im Saal stimmungsvoll die Discokugel zu drehen. Man ahnt jedoch, dass Lucie Mackert und Peter Fischer ihr Publikum nicht ohne selbstironisch formulierten Weltverbesserungsanspruch entlassen werden. In Zeiten aussterbender Tierarten und schmelzender Gletscher ertönt dann zum Abschluss ihr lustvoll intoniertes: „Tanz mit mir in den Untergang und an dir ist so viel Glitzer dran!“

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