Grünstadt Preis für Drechslermeister Heinrich Andreas Schilling

Drechslermeister Heinrich Andreas Schilling in seiner Werkstatt in Sausenheim. Hier fertigt er gerade eine Schale an.
Drechslermeister Heinrich Andreas Schilling in seiner Werkstatt in Sausenheim. Hier fertigt er gerade eine Schale an.

Der Grünstadter Kunsthandwerker Heinrich Andreas Schilling wird für seine Erzeugnisse aus Holz, die mehr sind als Gebrauchsgegenstände, mit einer hohen Auszeichnung geehrt.

Drechslermeister und Diplomdesigner Heinrich Andreas Schilling aus Grünstadt erhält den Lebenswerkpreis bei der Verleihung des Pfalzpreises für Kunsthandwerk, die der Bezirksverband Pfalz in Kooperation mit der Handwerkskammer veranstaltet. Die Entscheidung der Jury war laut einer Mitteilung des Bezirksverbandes einstimmig.

Zur Begründung für die Auszeichnung von Heinrich Andreas Schilling heißt es, dass die Varianz und Vielfalt seiner aus Holz gearbeiteten Werke in ihrem „ausgewogenen Verhältnis von Form, Material und Funktionalität“ die Juroren überzeugten. Die Erzeugnisse des Grünstadters umfassen Dosen und Schalen, Schmuck und Schreibutensilien sowie Spielzeug.

Versiert und einfallsreich

„Mit hoher handwerklicher Versiertheit und Perfektion bestechen seine Werke neben ihrer Formvollendung vor allem in der sensiblen Kombination ausgewählter Hölzer“, so die Jury. Dabei beweise Schilling ein außergewöhnliches Feingespür, die natürlichen Maserungen des Holzes und seinen naturbelassenen Strukturen zur Wirkung zu bringen. „Selbst Wachstumsstörungen oder Verletzungen des Holzes werden in die Gestaltung integriert und wandeln die Gebrauchsgegenstände zu Metaphern menschlichen Handelns und Seins“, heißt es.

Außergewöhnlich an der Arbeitsweise des Grünstadters sei die Erweiterung des Drechslerhandwerks mit einer weiteren Handwerkstechnik: Die Markierung von Rissen mit präzisen Nähten. Zur Stärke des Holzes geselle sich die Sensibilität des in der Natur gewachsenen Materials. Immer wieder überrasche Schilling mit neuen Wegen in seiner zu den ältesten Handwerkstechniken zählenden Profession. Kleine rechteckige Dosen aus Beton lässt er in unregelmäßigen Rändern auslaufen. Der Kontrast der Materialien gipfele in einer feinen Lineatur und mache den Gebrauchsgegenstand zu einem Bildwerk abstrakter Kunst.

Schilling wuchs praktisch in der familieneigenen Drechslerwerkstatt auf. Nach Drechslerlehre und Produktdesignstudium in Hildesheim (FH) legte er die Meisterprüfung ab und übernahm die Werkstatt seines Vaters. Er wurde für seine Arbeiten vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Staatspreis von Rheinland-Pfalz und 1985 mit dem Pfalzpreis für Kunsthandwerk des Bezirksverbandes Pfalz. Schilling zeichne ein hohes Maß an Beobachtungsgabe aus sowie eine „besondere Varianz und Experimentierfreude in seinen Arbeiten“. Der Grünstadter erhält den Lebenswerkpreis für ein „über die Jahre lebendig gebliebenes Werk, das sich mit formaler Souveränität auszeichnet“, so die Jury.

Preisübergabe im November

Für den mit 10.000 Euro dotierten Pfalzpreis für das Kunsthandwerk nominierte die Jury vier Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker: den in Kirchheimbolanden geborenen Tischler Till-Mathis Aufleger, die Keramikerin Mi Sook Hwang aus Münchweiler an der Rodalb, den gebürtigen Kirchheimbolander Tischlermeister Felix Jäger und die Frankenthaler Tischlermeisterin Melina Rauscher. Zwei Nominierungen gibt es für den mit 2500 Euro dotierten Nachwuchspreis: den Goldschmied Joachim Huttenlocher und den Tischler Leon Wegener, die beide gerade ihre Ausbildung an der Meisterschule für Handwerker in Kaiserslautern absolviert haben.

Die Bekanntgabe der Preisträgerinnen und Preisträger erfolgt bei der Pfalzpreis-Gala am Sonntag, 10. November, ab 18 Uhr im Pfalztheater Kaiserslautern durch den Bezirkstagsvorsitzenden Hans-Ulrich Ihlenfeld. Bei dieser Gelegenheit erhält dann Heinrich Andreas Schilling seinen Lebenwerkpreis, der undotiert, also nicht mit einem Preisgeld verbunden ist.

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