Meinung Pro und Contra: Ein Weingraf fürs Leiningerland?

Die nächste ist jedenfalls wieder eine Frau: Sarah I., künftige Weingräfin des Leiningerlands.
Die nächste ist jedenfalls wieder eine Frau: Sarah I., künftige Weingräfin des Leiningerlands.

Das Leiningerland soll das Amt seiner Weingräfin auch für Männer öffnen, diese Anregung kommt vom Bad Dürkheimer Landrat. Wäre das ein starkes Zeichen oder das Ende der Tradition? Zwei RHENPFALZ-Autoren streiten sich.

Es wäre ein starkes Zeichen

Das Gedenken an Eva von Leiningen-Westerburg geht nicht nur junge Frauen etwas an, findet Lisa Demmerle-Schmitz.

Findet den Landrats-Vorstoß gut: RHEINPFALZ-Redakteurin Lisa Demmerle.
Findet den Landrats-Vorstoß gut: RHEINPFALZ-Redakteurin Lisa Demmerle.

Es hat einen guten Grund, warum des cleveren Schachzugs der Gräfin aus dem Jahr 1525 noch immer gedacht wird. Auch fast 500 Jahre nach dem Pfälzischen Bauernkrieg hat er eine gewisse Wirkkraft – vor allem dann, wenn Kräfte den gesellschaftlichen Frieden mit dem Schüren von Feindseligkeiten gegenüber Fremden untergraben wollen. Eva von Leiningen-Westerburg hat es vorgemacht: aufeinander zugehen statt weiter auseinanderdriften. Aber warum sollten diese Geste und das Bewahren der Erinnerung an diese auch heute noch eine rein weibliche Aufgabe bleiben? Nur weil es so einmal aus der Historie überliefert worden ist, muss das doch nicht in alle Ewigkeit so bleiben. Viel wichtiger sind schließlich die Werte, für die das Amt der Leininger Weinhoheit steht. Und diese sind nicht ans Geschlecht geknüpft. Die Öffnung des Amts für junge, weininteressierte Männer wäre ein starkes Zeichen für das Leiningerland.

Es wäre das Ende der Tradition

Junge Männer sollen das Gedenken an eine Adlige verkörpern, die als Frau lokale Geschichte geprägt hat? Die Idee ist absurd.

Hält nichts von der Weingrafen-Idee: RHEINPFALZ-Redakteur Christoph Hämmelmann.
Hält nichts von der Weingrafen-Idee: RHEINPFALZ-Redakteur Christoph Hämmelmann.

Die jeweilige Weingräfin des Leiningerlands ist keine Darstellerin, die bei ihren Auftritten Eva von Leiningen-Westerburg spielen soll. Aber sie bewahrt das Andenken an eine historische Figur, die sich in männerdominierter Zeit als Frau zu behaupten wusste. Wenn dieses Amt nun ausgerechnet im Namen der Geschlechtergerechtigkeit auch für Männer geöffnet würde, wäre das schon reichlich absurd. Doch der Bad Dürkheimer Landrat lässt sich davon nicht beirren: Hans-Ulrich Ihlenfeld plädiert für eine „zeitgemäße, geschlechterneutrale Herangehensweise an das repräsentative Amt einer Weinhoheit“. Dabei sind „Hoheiten“ doch ohnehin nicht mehr zeitgemäß. Und sie waren es auch schon nicht mehr, als das Amt der Weingräfin 1949 erfunden wurde. Natürlich müssen überkommene Bräuche immer wieder angepasst werden, um lebendig zu bleiben. Aber wo Tradition mit aller Gewalt auf modern getrimmt werden soll, wird nur ihr Ende besiegelt.

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