Grünstadt Siedler sorgen für Stimmung

Beeindruckten: die Crazy Jumpers der TSG Eisenberg.
Beeindruckten: die Crazy Jumpers der TSG Eisenberg.

Die erste Rakete, die wiederholt wurde, da sie laut Vizepräsident Manuel Walther etwas zu schwach ausgefallen war, galt der SGG-Kindertanzgarde. Niedlich waren die zehn Mädchen, die stets lächelnd, aber hochkonzentriert bei der Sache waren. Im Rhythmus zur Musik des Queen-Hits „Radio Gaga“ schwangen sie ihre Arme und Beine, bildeten hübsche Formationen, womit sie nach dem Auftakt der TSG-Blaskapelle als Eisbrecher des Abends fungierten. „Eine besonders gute Rakete“ forderte Gerd Walther als Belohnung für die Darbietung der Crazy Jumpers von der TSG Eisenberg. Zunächst traten die Jüngsten der akrobatischen Tanz-Turner als Crazy Ninjas auf die Bühne. Nach einer kurzen Schunkelrunde stand dann die komplette Gruppe im Rampenlicht. Ebenso elegant wie perfekt flogen Körper durch die Luft, wirbelten über das Parkett und wurden zu Pyramiden übereinander gebaut. So hoch, dass die ganz oben stehende Sportlerin sich nach vorn beugen musste, weil die Decke zu niedrig war. Das war Spitzenklasse. Einfach Wahnsinn! Für seine komödiantische Einlage erhielt Oliver Betzer die dritte Rakete. Als freche Rotznase „De klää Härtschd“ kam er auf einem Roller in den Saal geflitzt und setzte sich auf seinen berühmten überdimensionalen Stuhl, um Geschichten aus seiner Familie zum Besten zu geben. In Latzhose, mit seiner kindlich-falschen Wortwahl und putzigen Aussprache sowie mit dieser unglaublich komischen Mimik und Gestik, gönnte der Komiker aus dem Dahner Felsenland den Lachmuskeln der Besucher keine Erholung. Zum Abschied heizte er die Stimmung durch ein launiges Medley, in das er das Publikum einband, weiter an. Weil sie stets eine Augenweide sind, gab es für die drei Auftritte der Mädchen von der Grünstadter Tanzschule Claudia Dauth die vierte Rakete. Sie beeindruckten nicht nur durch ihre perfekten Choreografien, sondern auch durch die kreativen Kostüme. Die Akteurinnen der 2016 neu gegründeten New Generation, zu denen auch die 14-jährige Regina Kindler gehört, die zuvor als Tanzmariechen begeistert hat, kamen zu „Kings Of Africa“ als süße Äffchen, Gazellen und Zebras mit einem Löwen sowie Jägern daher. Die Showtanzgruppe wirbelte einmal in schwarz-weißem Outfit als „Dancing Circus“ durchs Rampenlicht und ein zweites Mal in zerrissenen rot-schwarzen Kleidern zu einem Rock ’n’ Roll-Potpourri. Die fünfte Rakete wurde für den Siedlerchor gezündet, der diesmal im Hippie-Outfit bekannte Ohrwürmer präsentierte und die Fasnachter im Saal zum Mitsingen und -klatschen animierte: „Rivers Of Babylon“ (Boney M.), „Über den Wolken“ (Reinhard Mey), „Mama Loo“ (Les Humphries Singers) und „Tausend Träume weit“ (Anna-Maria Zimmermann). Rainer Müller beispielsweise steckte in einem blauen Glitzerrock und trug einen Federschmuck auf dem Kopf, Sigfried Doll zeigte sich im Afro-Look und das Gesicht von Gitarrist Wolfgang Lenhart war durch seine mächtige Langhaar-Mähne kaum zu erkennen. Doch auch diejenigen, die keine Rakete abbekommen hatten, waren großartig. Herausragend war etwa Alex Heilmann, der den sterbenden Schwan als singender Balletttänzer aufführte – ebenso lustig wie gekonnt. Klasse war auch der Auftritt der Bundesliga-Kunstturner der TSG Grünstadt, die eine Trainingsstunde in Skigymnastik abhielten. Nicht wirklich formvollendet und synchron, aber deswegen ja gerade so hinreißend, war der Tanz der lustig verkleideten „Party People“ der Ranzengarde des TuS Sausenheim. Schön anzuschauen war auch „Sambada“ der Sausrummer Hexen, deren Schellen an den Stiefeln sich mit der Musik mischten. Das Trio aus Ingrid Born (Akkordeon), Heinz Schößler (Gitarre) und Steffen Pfarr (Tuba) ließ sich musikalisch über die Varianten von Fürzen aus, die Pfarr – der auf einer Toilettenschüssel saß – dann jeweils auf seinem Instrument erlebbar machte. Eine witzige Idee! Schößler bildete zudem mit Günter Dudenhöffer das Duo „Dubbeglas-Kehlscher“, das mit eingängigen Liedern, darunter auch eine selbst geschriebene Hymne auf Grünstadt, gute Laune verbreitete. Karneval-Evergreens gaben die Siedler-Harmonists in Frack und Zylinder zum Besten. In der Bütt stand zum zweiten Mal bei einer SGG-Prunksitzung Martin Berberich. Als „De Maddin“ erzählte er bedächtig, ohne eine Miene zu verziehen und immer mit einem langgezogenen „Joo“ dazwischen, von seinen Reiseerlebnissen. Ebenfalls im vergangenen Jahr sein Debüt gefeiert hatte Gerd Walther als Till, der am Samstag erneut mit spitzer Zunge intelligent-witzig die Politik aufs Korn nahm. Dabei bekam jeder sein Fett weg – in Wort und Bild karikiert. „Ein Hoch auf das Beamtentum“ sprach Manuel Walther, wobei er alle Facetten beleuchtete und nicht nur auf das Klischee des langsam arbeitenden und faulen Verwaltungsmenschen abhob. Hoch her ging es bei Nachwuchstalent Luisa Stoeckel, die sich freute: „Endlich 14, es ist so weit, für mich beginnt die Partyzeit.“ Eine neue Episode aus dem Ehealltag der Willaus brachten der SGG-Vorsitzende Gerhard Laubersheimer als cholerischer Max und seine Tochter Claudia Wilhelm als rechthaberische Ella auf die Bühne.

Gerhard Laubersheimer als Solist beim SGG-Chor.
Gerhard Laubersheimer als Solist beim SGG-Chor.
Bester Laune: das Publikum im Weinstraßencenter.
Bester Laune: das Publikum im Weinstraßencenter.
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