Grünstadt Sprachkenntnisse sind das A und O

Flüchtlinge in Grünstadt brauchen derzeit vor allem mehr Sprachunterricht und eine offizielle Stelle zur Koordination aller Hilfsangebote. So lautet das Fazit der Diskussion im Stadtrat, nachdem der Leiter des Sozialamtes das Gremium über die Lage der aktuell etwa 90 Asylbewerber vor Ort informiert hatte.

Das Thema, so Bürgermeister Klaus Wagner CDU), sei von hoher Brisanz, weil es derzeit einen enormen Zustrom von Flüchtlingen gebe. Noch sei Grünstadt in der vergleichsweise komfortablen Lage, sie weitestgehend in städtischen Wohnungen unterbringen zu können. Angesichts der 55 für das laufende Jahr erwarteten Zugänge aber werden diese langsam knapp. Man sei für jedes Wohnungsangebot, für jede Hilfe und auch für jede Sachspende dankbar, betonte Gerhard Laubersheimer, Leiter des Sozialamtes. Bei der Betreuung der Flüchtlinge handele es sich mitnichten um pure Verwaltungsakte: „Zwischenmenschliches und persönliches Engagement der Sachbearbeiter“ seien täglich gefordert, so Laubersheimer. Als Förderlehrer hat CDU-Stadtratsmitglied Wolfgang Lenhart einen Überblick über die Situation der jüngsten Flüchtlinge. In den Kindergärten der Stadt, so sein Eindruck, sehe es „ganz gut aus“, noch besuchten sehr wenige Kleinkinder aus Asylbewerberfamilien die Einrichtungen. In den Grundschulen sind insgesamt 13 Kinder – eines in Sausenheim, der Rest in der Dekan-Ernst-Schule – angemeldet. Sowohl die Rotarier als auch die Leininger Initiative gegen Ausländerfeindlichkeit (Liga) habe für deren Betreuung schon Hilfe angeboten. Die Stadt dürfe aber, so der Pädagoge, „nicht alles auf die Liga schieben“. Schließlich habe diese private Initiative kein öffentliches Mandat. Stattdessen schlägt Lenhart eine zentrale Anlaufstelle in der Verwaltung vor, die hilfswillige Betreuungspersonen als Integrationslotsen vermittelt. Auch SPD-Sprecherin Heike Mrosek-Handwerk hält eine Koordinationsstelle für sinnvoll, die vor allem die Kommunikation zwischen allen an der Flüchtlingsbetreuung beteiligten Akteuren stärken soll. „Wir haben hier keine Asylanten, die uns etwas wegnehmen wollen“, betonte sie. Stattdessen habe man es mit Menschen zu tun, die Hilfe brauchen. Derzeit sei der Kreis dabei, erläuterte Laubersheimer, einen Sozialpädagogen einzustellen. Von ihm sowie von einer neuen Mitarbeiterin, die sich ausschließlich um die Belange der Asylbewerber kümmern werde, erhofft Laubersheimer viel in Sachen Koordination der Hilfe. Johannes Adam bemängelte, dass es nicht automatisch Deutschunterricht für alle Asylbewerber gebe. Das sei, so der FWG-Sprecher, eine Grundvoraussetzung für deren Integration. Seine Bitte: Ermittlung des Bedarfs an Sprachkursen und Prüfung sämtlicher Möglichkeiten der Finanzierung. SPD-Ratsmitglied Paul Barbig geht noch einen Schritt weiter und fordert die Stadt auf, die Mittel für Sprachunterricht zur Verfügung zu stellen. Um über diesen Antrag formal abstimmen zu können, so Wagner, müsste darin eine konkrete Geldsumme genannt sein. Auf breite Zustimmung stieß schließlich Wagners Vorschlag, bis zur nächsten Ratssitzung den Bedarf an Sprachkursen zu ermitteln sowie die Satzung der Stiftung Grünstadt auf die Möglichkeit, Geld für Sprachunterricht zu verwenden, zu prüfen, um dann erneut zu beraten. Eile sei geboten, so Christoph Spies (SPD): „Die Menschen brauchen Sprachkurse jetzt.“ (ktx)

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