Grünstadt Strahlender Klangglanz und tiefer Ernst

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Qualität ist garantiert – das weiß man an der Unterhaardt – , wenn das Rennquintett zum Weihnachtskonzert in der Martinskirche ruft. Und so strömt das Publikum denn auch in Scharen. Auch diesmal wurde es nicht enttäuscht: Es gab strahlenden Bläserglanz, mal zarte, mal kraftvolle Harfentöne. Alles wie üblich mit leichter Hand serviert. Ungewohnt, aber völlig verständlich und wenigstens dem Berichterstatter ganz aus dem Herzen gesprochen, waren Momente tiefen Ernstes, die der Ensembleleiter und Conférencier Peter Leiner einbrachte.

Das Rennquintettkonzert ist eine der wenigen Musikveranstaltungen der Region, bei denen der Vorverkauf Sinn und Funktion hat: An der Abendkasse waren nämlich – nicht zum ersten Mal, das Rennquintett tritt hier seit 14 Jahren vor Weihnachten auf – keine Billetts mehr zu haben, ein Großteil der Zuhörer war eines guten Platzes wegen schon eine dreiviertel Stunde vor Konzertbeginn gekommen. Die Herren Bläser begannen mit den wuchtigen Klangsäulen jener berühmten Toccata in d-Moll, die entweder von Johann Sebastian Bach oder doch von einem etwas jüngeren Komponisten stammt. Maria Stange ließ mit schönem, reich differenzierten Ausdruck auf der Harfe eine Bach’sche Sarabande in es-Moll folgen. „Es ist kein Zufall, dass wir beide mit einem Stück in Moll begonnen haben“, sagte Peter Leiner später. „2015 ist ein Jahr, das Angst macht.“ Er nannte die Gefahr des Krieges, die derzeit stattfindende Völkerwanderung und verlas eine weihnachtliche Betrachtung von Josef Burgdörfer, die in den Worten gipfelte: „In jedem flüchtenden Menschen schaut uns das Jesuskind an.“ Deswegen wurde am Ende auch nicht gemeinsam das übliche Weihnachtslied, sondern im dreistimmigen Kanon die Friedensbitte „Doa nobis pacem“ mit der Musik von Mozart gesungen – ein beeindruckender Moment. Hauptwerk des Konzerts war „Introduktion und Variationen über das Vyscherad-Thema von Friedrich Smetana“ von Jan Koetsier für Harfe und Blechbläserquintett, in den 1970er Jahren arrangiert. Smetanas Harfensolo wird hier farbenfroh und rhythmisch oft prägnant verschiedenen Verwandlungen unterzogen – es war eine kurzweilige und klanglich glänzende Musik. Die Bläser spielten tadellos, die Harfe bewies, dass sie wesentlich mehr kann als liebliche Arpeggien. Allerdings scheint die Klangmischung zwischen Blech und Saiten auf der Empore weniger erfreulich geklungen zu haben als unten im Schiff. Es folgte ein klassischer Block, zunächst mit einem Hornrondo von Mozart. Uwe Tessman gab das Solo mit überlegen geläufiger Brillanz. Die die Streicher vertretenden anderen Bläser hätten sich aber lautstärkemäßig ein wenig mehr im Hintergrund halten dürfen. Ein Andantino von Sophia Dussek brachte Maria Stange ganz ohne Eile und entfaltete die hübsche Musik mit erfreulicher Wirkung. Prachtvoll fließend kredenzte das Rennquintett ein hübsches Divertimento von Michael Haydn. Ein großes Vergnügen war es, mal wieder einigen Sätzen aus Tschaikowskys Nußknackersuite zu begegnen, die sich Maria Stange und das Rennquintett teilten. Da gab es keinen Makel, alles war schlank und elegant. Und wieder einmal machte der Blumenwalzer lächeln, auf Rennquintettart mit Rosen aus Tirol, Tulpen aus Amsterdam und einem kleinen grünen Kaktus neckisch dekoriert. Sehr schön zwischen Tradition und Swing gesetzt und auch gespielt waren zwei Medleys deutscher und amerikanischer Weihnachtslieder, in denen der Tiefenthaler Trompeter Uwe Zaiser erneut sein beträchtliches Talent zu humoristischen Nummern beweisen musste oder durfte - zu Jingle Bells sprang er so geschickt auf und nieder, dass die um seinen Hals gebundenen Glöckchen präzise im Takt schellten. Mit einem Intermezzo von Benjamin Britten und dem „Chanson dans la nuit“ von Carlos Salzedo bewies Maria Stange, dass die Harfe nicht nur elegant glitzern, sondern herb, ernst und ausdrucksstark singen kann. Das gekonnt kombinierte und perfekt und nonchalant gespielte Konzert mündete in brandenden Beifall.

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